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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gode schon. Seine blassen Hände verkrampften
sich, und er blickte das Schwert eine ganze Weile finster an, bevor sein
Lächeln zurückkehrte. Und dann war es nicht mehr so überlegen wie vorher.
    Wenigstens etwas Gutes hat das, dachte Rand. Wenn er glaubt, dass
ich als Kämpfer das Reiherzeichen verdient habe, dann lässt er uns vielleicht
in Ruhe. Dann müssen wir uns lediglich über Hake und seine Schläger den Kopf
zerbrechen. Der Gedanke trug auch nicht viel
zu seiner Beruhigung bei, und – Schwert oder nicht – Gode beobachtete sie
weiterhin und lächelte.
    Rand schien dieser Abend eine Ewigkeit zu
dauern. All diese Augen, die ihn anstarrten: Hake und Strom und Jak lauerten
wie die Geier auf ein Schaf, das in einem Moorloch gefangen war. Gode wartete
wie etwas noch Schlimmeres. Er bildete sich inzwischen ein, dass alle Gäste im
Raum sie aus irgendeinem verborgenen Grund beobachteten. Saurer Weindunst und
der Gestank ungewaschener, schwitzender Körper stachen ihm in die Nase, das
Stimmengewirr erschlug ihn, seine Augen schwammen, und selbst der Klang des
eigenen Flötenspiels ließ seine Ohren schmerzen. Das Donnergrollen schien aus
dem Inneren seines Schädels zu kommen. Die Erschöpfung hing wie ein Bleigewicht
an ihm.
    Schließlich zog die Notwendigkeit, in der
Morgendämmerung wieder aufstehen zu müssen, die Männer zögernd hinaus in die
Dunkelheit. Ein Bauer konnte selbst bestimmen, was er wann tun musste, aber die
Kaufleute zeigten kein Mitgefühl, wenn ein von ihnen bezahlter Fahrer einen
Kater hatte. Nach Mitternacht leerte sich der Schankraum allmählich, als sogar
diejenigen, die oben ein Zimmer gemietet hatten, loswankten und nach ihren
Betten suchten.
    Gode war der letzte Gast. Als Rand
gähnend nach dem Lederbehälter für die Flöte griff, stand Gode auf und legte
sich seinen Umhang über den Arm. Die Kellnerinnen räumten auf und schimpften
über den verschütteten Wein und das zerbrochene Geschirr. Hake schloss die
Vordertür mit einem großen Schlüssel ab. Gode stand einen Moment lang mit Hake
in einer Ecke und sprach mit ihm. Hake rief eine der Frauen, die ihm ein Zimmer
zuweisen sollte. Der Mann mit dem Samtumhang lächelte Rand und Mat
verschwörerisch an, bevor er nach oben verschwand.
    Hake sah Rand und Mat an. Jak und Strom
standen neben ihm.
    Rand hängte sich hastig den Rest seiner
Sachen über die Schulter und hielt alles ungeschickt mit der Linken zurück, sodass
er sein Schwert erreichen konnte. Er griff nicht danach, aber er wollte
sichergehen, dass er kampfbereit war. Er unterdrückte ein weiteres Gähnen; wie
müde er wirklich war, brauchten die anderen nicht zu wissen.
    Mat schulterte ungeschickt seinen Bogen
und die anderen Habseligkeiten, aber er steckte die Hand unter seinen Mantel,
als er sah, dass Hake und seine Schläger auf sie zukamen.
    Hake trug eine Öllampe, und zu Rands
Überraschung verbeugte er sich kurz und wies mit der Hand auf eine Tür an der
Seite. »Eure Strohsäcke sind dort.« Nur ein leichtes Verziehen der Lippen
verdarb seine schauspielerische Leistung.
    Mat zeigte mit dem Kinn auf Jak und
Strom. »Braucht Ihr die beiden, um uns unsere Betten zu zeigen?«
    Â»Ich bin ein Mann von Besitz«, sagte Hake
und strich sich die verschmutzte Schürze über dem Bauch glatt. »Und Männer von
Besitz können nicht vorsichtig genug sein.« Ein lautes Donnerkrachen ließ die
Fenster erzittern. Er sah bedeutsam hinauf zur Decke und grinste sie dann breit
an: »Wollt ihr eure Betten sehen oder nicht?«
    Rand fragte sich, was geschähe, wenn sie
sagten, sie wollten lieber gehen. Wenn du wirklich
mehr vom Gebrauch eines Schwerts verstündest als das, was dir Lan an ein paar
Abenden gezeigt hat … »Nach Euch«, sagte
er und bemühte sich, die Stimme hart klingen zu lassen. »Ich habe nicht gern
jemanden im Rücken.«
    Strom schnaubte, aber Hake nickte
gelassen und wandte sich der Seitentür zu. Die beiden großen Männer stolzierten
hinter ihm her. Rand holte tief Luft und blickte sehnsüchtig zur Küchentür
hinüber. Wenn Hake den Hinterausgang bereits verschlossen hatte, würde
Wegrennen sie nur in die Lage bringen, die er zu vermeiden hoffte. Trübselig
folgte er dem Wirt.
    An der Seitentür zögerte er, und Mat
rempelte ihn von hinten an. Der Grund, warum Hake eine Lampe trug, war klar:
Die

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