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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Verwirrte Schreie kamen aus dem oberen Stockwerk der Schenke,
und man hörte das Getrampel rennender Füße.
    Â»Gehen wir, solange wir noch können«,
sagte Rand.
    Er half schnell, ihre Besitztümer aus dem
Schutt herauszusuchen, packte Mat am Arm und zog ihn durch das klaffende Loch
in die Nacht hinaus. Mat klammerte sich an seinen Arm und stolperte mit
vorgestrecktem Kopf, um etwas sehen zu können, neben ihm her.
    Als der erste Regentropfen Rands Gesicht
traf, zuckte ein gespaltener Blitz über die Schenke hinweg, und er blieb wie
angewurzelt stehen. Godes Männer waren noch da. Sie lagen mit den Füßen zu der
Öffnung hin am Boden. Ihre Körper wurden vom Regen überschüttet, und ihre
geöffneten Augen starrten in den Himmel.
    Â»Was ist los?«, fragte Mat. »Blut und
Asche! Ich kann kaum meine eigene verdammte Hand sehen!«
    Â»Nichts«, sagte Rand. Glück. Die im Licht wandeln … Tatsächlich? Zitternd führte er Mat um die Leichen herum. »Nur der Blitz.«
    Es gab keine andere Beleuchtung als die
Blitze, und er stolperte in den Furchen der Straße, als sie von der Schenke
wegtorkelten. Da Mat fast nur an ihm hing, führte jedes Stolpern beinahe zum
Sturz, aber sie rannten eben taumelnd und schwer atmend weiter.
    Einmal blickte er zurück, bevor der Regen
zu einem dichten Vorhang wurde, der den Tanzenden
Fahrer vor ihm verbarg. Im Blitzschein erkannte
er die Silhouette eines Mannes am Hinterausgang der Schenke, der ihnen oder dem
Himmel mit der Faust drohte. Gode oder Hake – er wusste es nicht, aber einer
war ihm so lieb wie der andere. Der Regen ergoss sich derart vom Himmel, dass
sie wie in einer Wasserwand gefangen waren. Er eilte durch die Nacht und
lauschte im Brausen des Sturms nach irgendwelchen Verfolgern.

KAPITEL 33

    Die Dunkelheit wartet
    D er hochrädrige Karren rumpelte
unter einem bleiernen Himmel die Straße nach Caemlyn entlang. Rand erhob sich
aus dem Stroh auf der Ladefläche und blickte über die Seitenwand. Die Bewegung
fiel ihm leichter als noch eine Stunde zuvor. Seine Arme fühlten sich an, als wollten
sie sich strecken, anstatt ihn hochzuziehen, und eine kleine Weile lang wollte
sein Kopf die Bewegung fortsetzen und wegfliegen, aber es war trotzdem
leichter. Er hängte sich mit den Armen über den niedrigen Seitenbrettern ein
und beobachtete das vorbeiziehende Land. Die immer noch hinter bleiernen Wolken
verborgene Sonne stand hoch am Himmel, aber der Karren rumpelte bereits in ein
weiteres Dorf mit Häusern aus rotem Backstein, deren Wände von Ranken
überwuchert wurden. Seit Vier Könige lagen die Ortschaften immer näher
beieinander.
    Einige der Menschen winkten Hyam Kinch zu
oder riefen dem Bauern, auf dessen Karren sie lagen, etwas nach. Meister Kinch,
wortkarg und mit ledernem Gesicht, rief jedes Mal ein paar Worte zurück, was er
eben mit dem Pfeifenstiel im Mund herausbringen konnte. Der um die Pfeife herum
zugeklemmte Mund ließ die Worte fast unverständlich werden, aber sie klangen
leutselig, und die Menschen waren es zufrieden. Sie kehrten zu ihrer Tätigkeit
zurück, ohne den Karren eines zweiten Blickes zu würdigen. Keiner schien die
beiden Passagiere des Bauern zu beachten.
    Die Dorfschenke zog an Rands Gesichtsfeld
vorüber. Sie war weiß getüncht und hatte ein graues Schieferdach. Leute traten
ein oder kamen heraus, nickten sich beiläufig zu oder winkten einander. Einige
davon blieben stehen, um sich zu unterhalten. Sie kannten sich eben. Die
meisten waren Dorfbewohner, nach ihrer Kleidung zu urteilen. Die Stiefel und
Hosen und Mäntel unterschieden sich nicht sehr von dem, was er trug; allerdings
liebten die Leute hier bunte Streifen sehr. Die Frauen trugen Hüte mit breiten
Rändern, die ihre Gesichter verbargen, und gestreifte Schürzen. Vielleicht
waren alle Ortsansässige und Bauern aus dem Umland. Spielt
das irgendeine Rolle?
    Er ließ sich auf das Stroh zurückfallen
und beobachtete, wie das Dorf zwischen seinen Füßen immer kleiner wurde.
Eingezäunte Felder und beschnittene Hecken rahmten die Straße ein, und er sah
kleine Bauernhäuser, aus deren roten Backsteinkaminen Rauch quoll. Die einzigen
Bäume in der Nähe der Straße bildeten eine Art von Niederwald, stark
ausgeforstet – man hatte wohl Brennholz geschlagen – und gartenähnlich. Aber
die Äste streckten sich kahl dem Himmel entgegen, genauso

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