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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weit weg von zu Hause
sein, wenn ihr nicht einmal die Garde der Königin erkennt. Wo kommt ihr denn
her?«
    Â»Von weit her«, sagte Mat im gleichen
Augenblick, als Rand herausposaunte: »Von den Zwei Flüssen.« Er hätte es am
liebsten zurückgenommen, kaum dass es gesagt war. Er konnte immer noch nicht
klar denken, hatte er doch einen Namen preisgegeben, bei dem ein Blasser sofort
hellhörig würde.
    Meister Kinch sah Mat aus dem Augenwinkel
an und paffte eine Weile schweigend seine Pfeife. »Das ist wirklich weit weg«,
sagte er schließlich. »Beinahe an der Grenze des Reichs. Aber es muss schlimmer
um das Reich stehen, als ich dachte, wenn es Gegenden gibt, deren Einwohner die
Garde der Königin noch nicht einmal erkennen . Gar nicht wie in den alten Tagen.«
    Rand fragte sich, was Meister al’Vere
wohl dazu sagen würde, wenn jemand ihm gegenüber behauptete, die Zwei Flüsse
gehörten zum Reich irgendeiner Königin. Der Königin von Andor wahrscheinlich.
Vielleicht wusste der Bürgermeister Bescheid – er wusste eine Menge Dinge, die
Rand überraschten –, und vielleicht auch andere, aber er hatte nie gehört, dass
jemand das erwähnte. Die Zwei Flüsse waren die Zwei Flüsse. Jedes Dorf löste
seine eigenen Probleme, und wenn etwas auftauchte, das mehr als ein Dorf
betraf, dann wurde das von den Bürgermeistern und vielleicht noch den Dorfräten
gemeinsam gelöst.
    Meister Kinch zog die Zügel an, und der
Karren blieb stehen. »Weiter fahre ich nicht.« Ein enger Pfad führte nach
Norden. In dieser Richtung waren mehrere Bauernhäuser hinter Feldern sichtbar,
die wohl gepflügt worden waren, auf denen sich aber noch keine Saat zeigte. »In
zwei Tagen seid ihr in Caemlyn. Zumindest dann, wenn dein Freund wieder richtig
laufen kann.«
    Mat sprang herunter, hob seinen Bogen und
die anderen Habseligkeiten vom Karren und half dann Rand, hinten abzusteigen.
Rands Bündel lasteten schwer auf ihm, und seine Beine zitterten noch, aber er
wehrte die helfende Hand seines Freundes ab und versuchte, ein paar Schritte
allein zu laufen. Er fühlte sich noch unsicher, doch seine Beine trugen ihn.
Sie schienen sogar kräftiger zu werden, je mehr er sie benützte.
    Der Bauer fuhr nicht gleich weiter. Er
betrachtete sie eine Weile und zog an seiner Pfeife. »Ihr könnt euch ein oder
zwei Tage bei mir ausruhen, wenn ihr wollt. In der Zeit werdet ihr auch nichts
versäumen, schätze ich. Von welcher Krankheit du dich auch erholen musst,
junger Bursche … na ja, die alte Frau und ich, wir hatten schon so ziemlich
jede Krankheit, die du dir vorstellen kannst, und wir haben auch unsere Kinder
durchgebracht. Ich denke, du bist über die ansteckende Phase hinweg.«
    Mats Blick wurde misstrauisch, und Rand
ertappte sich dabei, dass er die Stirn runzelte. Nicht
jeder gehört dazu. Es kann ja wohl nicht jeder verwickelt sein.
    Â»Vielen Dank«, sagte er, »aber es geht
mir schon wieder besser. Wirklich. Wie weit ist es zum nächsten Dorf?«
    Â»Carysfurt? Ihr könnt es zu Fuß noch vor
Einbruch der Dunkelheit erreichen.« Meister Kinch nahm die Pfeife aus dem Mund
und schürzte nachdenklich die Lippen, bevor er fortfuhr: »Zuerst habe ich euch
für weggelaufene Lehrburschen gehalten, aber jetzt glaube ich, dass ihr vor
etwas Schlimmerem wegrennt. Ich weiß nicht, wovor. Es geht mich nichts an. Ich
kann durchaus beurteilen, dass ihr keine Schattenfreunde seid und wohl kaum
jemanden ausrauben werdet. Nicht so wie andere, die heutzutage durchs Land
ziehen. Als ich noch in eurem Alter war, bin ich auch ein- oder zweimal in
Schwierigkeiten gekommen. Wenn ihr einen Fleck sucht, an dem ihr ein paar Tage
lang untertauchen könnt … Mein Hof liegt fünf Meilen entfernt in dieser
Richtung« – er nickte zu dem Pfad hinüber – »und da kommt niemals jemand hin. Was
euch auch verfolgt, es wird euch dort wohl kaum finden.« Er räusperte sich
verlegen, als schäme er sich, so viel auf einmal gesagt zu haben.
    Â»Woher wollt ihr wissen, wie
Schattenfreunde aussehen?«, fragte Mat. Er schob sich rückwärts von dem Karren
weg, und seine Hand fuhr unter den Mantel. »Was wisst ihr von
Schattenfreunden?«
    Meister Kinchs Gesicht spannte sich.
»Macht, was ihr wollt.« Er schnalzte mit der Zunge. Der Karren rollte den engen
Pfad hinunter, und er sah sich nicht mehr

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