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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sicher, sollte er sich ganz schnell
umdrehen, dann würde er sehen … Er wusste selbst nicht genau, was, aber schon
der Gedanke daran machte ihn nervös.
    Vor ihm erschien der Tanzende Fahrer . Die grellen
Farben wirkten irgendwie grau und leblos. Er ging hinein. Gode saß drinnen an
einem Tisch.
    Er erkannte den Mann nur an seiner
Kleidung, der Seide und dem dunklen Samt. Godes Haut war rot, verbrannt und
aufgerissen, und sie nässte. Sein Gesicht war kaum mehr als ein Schädel. Die
Lippen waren geschrumpft, sodass der blanke Kiefer mit gebleckten Zähnen
sichtbar wurde. Als Gode den Kopf drehte, brach etwas von seinem Haar ab und
fiel, zu Ruß zerbröckelt, auf seine Schulter. Die lidlosen Augen blickten Rand
an.
    Â»Also seid Ihr doch tot«, sagte Rand. Er
war selbst davon überrascht, dass er keine Angst hatte. Vielleicht lag es
daran, dass er diesmal wusste, dass es ein Traum war.
    Â»Ja«, sagte Ba’alzamons Stimme, »aber er
hat dich für mich aufgespürt. Dafür hat er eine Belohnung verdient, nicht
wahr?«
    Rand drehte sich um und entdeckte, dass
er doch noch Angst empfinden konnte, obwohl es nur ein Traum war. Ba’alzamons
Kleidung hatte die Farbe getrockneten Bluts, und in seinem Gesicht stritten
sich Wut und Hass und Triumph um die Vorherrschaft.
    Â»Du siehst, Jüngling, du kannst dich
nicht immer vor mir verbergen. Auf die eine oder andere Art finde ich dich. Was
dich schützt, macht dich gleichzeitig auch verwundbar. Einmal versteckst du
dich, und dann wieder entzündest du ein Signalfeuer. Komm zu mir, Jüngling.« Er
hielt Rand die Hand hin. »Falls meine Jagdhunde dich auf die Knie zwingen
müssen, gehen sie vielleicht nicht sehr sanft mit dir um. Sie sind eifersüchtig
darauf, was du einst sein wirst, wenn du erst zu meinen Füßen gekniet hast. Das
ist dein Schicksal. Du gehörst mir.« Godes verbrannte Zunge gab einen bösen,
eifrig lallenden Laut von sich.
    Rand versuchte, seine Lippen zu
befeuchten, doch sein Mund war trocken. »Nein«, brachte er heraus, und dann
gingen ihm die Worte leichter von der Zunge. »Ich gehöre mir selbst. Nicht
Euch. Niemals. Nur mir selbst. Wenn Eure Schattenfreunde mich töten, bekommt
Ihr mich nie.«
    Die Feuer in Ba’alzamons Augen erhitzten
den Raum, bis die Luft flimmerte. »Tot oder lebendig, Jüngling, gehörst du doch
mir. Das Grab ist mein. Leichter tot, aber besser lebendig. Besser für dich,
Jüngling. Die Lebenden haben in den meisten Fällen mehr Macht.« Gode gab wieder
einen erstickten Laut von sich. »Ja, mein guter Hund. Hier ist deine
Belohnung.«
    Rand sah gerade noch im rechten Moment zu
Gode hinüber, um zu sehen, wie der Körper des Mannes zu Staub zerfiel. Einen
Augenblick lang zeigte sich auf dem verbrannten Gesicht ein Ausdruck erhabenen
Glücks, der sich im letzten Moment in Entsetzen verwandelte, als habe er etwas
völlig Unerwartetes auf sich zukommen gesehen. Godes leere Samtkleider sanken
inmitten der Asche auf den Stuhl und zu Boden.
    Als er sich wieder umwandte, war
Ba’alzamons ausgestreckte Hand zur Faust geballt. »Du bist mein, Jüngling, tot
oder lebendig. Das Auge der Welt wird dir niemals dienen. Ich zeichne dich als
mein Eigen.« Seine Faust öffnete sich, und ein Feuerball schoss daraus hervor.
Er traf Rand ins Gesicht, explodierte, brannte.
    Rand fuhr im Dunkel hoch. Wasser tropfte
durch die Umhänge auf sein Gesicht. Seine Hand zitterte, als er seine Wangen
berührte. Die Haut war überempfindlich wie bei einem Sonnenbrand.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Mat
sich im Schlaf herumwälzte und stöhnte. Er schüttelte ihn, und Mat erwachte
wimmernd. »Meine Augen! Oh, Licht, meine Augen! Er hat mir meine Augen
genommen!«
    Rand drückte ihn an seine Brust, als sei
er ein Kind. »Es ist alles gut, Mat. Er kann uns nicht verletzen. Wir lassen
das nicht zu.« Er fühlte, wie Mat zitterte und in seinen Mantel
hineinschluchzte. »Er kann uns nicht verletzen«, flüsterte er und hätte es
selbst gern geglaubt. Was dich schützt, macht dich
verwundbar. Ich werde langsam wirklich verrückt.
    Kurz vor der ersten Dämmerung ließ der
Regen nach, und als der Morgen anbrach, verging auch das letzte Nieseln. Die
Wolken drohten bis in den Vormittag hinein mit neuem Regen. Dann kam ein Wind
auf, der die Wolken nach Süden verjagte, eine Sonne freilegte, die keine

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