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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war Meister al’Vere bereits dabei, ein paar Krüge
mit seinem besten Bier zu füllen. Tam stand vor dem großen offenen Kamin und
stopfte Tabak aus einem glänzenden Metallbehälter, der immer auf dem steinernen
Kaminsims stand, in eine langstielige Pfeife. Der Kamin erstreckte sich durch
die Hälfte des großen viereckigen Raums, und die Oberkante befand sich in
Schulterhöhe eines ausgewachsenen Mannes. Die knackende Glut vertrieb die
Kälte, die von draußen eindrang.
    Zu dieser Zeit, am arbeitsreichen Vortag
des Festes, erwartete Rand einen bis auf Bran, seinen Vater und die Katze
leeren Schankraum, aber vier weitere Mitglieder des Dorfrats, Cenn
eingeschlossen, saßen auf den Stühlen mit den hohen Lehnen vor dem Feuer, Krüge
in der Hand, und um ihre Köpfe kräuselte sich blaugrauer Pfeifenrauch.
Ausnahmsweise wurde einmal kein einziges Spielbrett benützt, und Brans Bücher
standen vollständig und in Reih und Glied auf dem Regal gegenüber dem Kamin.
Die Männer sprachen kaum miteinander, starrten nur still in ihr Bier oder
kauten ungeduldig auf ihren Pfeifenstielen herum. Alle warteten auf Tam und
Bran.
    Sorgen waren für den Dorfrat nichts
Ungewöhnliches heutzutage, weder in Emondsfelde noch in Wachhügel oder
Devenritt. Vielleicht noch nicht einmal in Taren-Fähre, obwohl man nie wissen
konnte, was die Leute von Taren-Fähre von irgendetwas hielten.
    Nur zwei der Männer am Feuer, Haral
Luhhan, der Hufschmied, und Jon Thane, der Müller, sahen auf, als die Jungen
eintraten. Meister Luhhan allerdings sah nicht bloß auf. Die Arme des Schmieds
waren dicker als die Beine der meisten Männer, mit schweren Muskeln bepackt,
und er trug immer noch seinen langen Lederschurz, als sei er geradewegs aus der
Schmiede zu diesem Treffen geeilt. Mit finsterem Blick musterte er die beiden
jungen Männer, dann drehte er sich auf seinem Stuhl um und konzentrierte sich
darauf, die Pfeife mit dem dicken Daumen zu stopfen.
    Neugierig verlangsamte Rand seinen
Schritt – und konnte gerade noch einen Schmerzensschrei unterdrücken, als Mat
ihm gegen den Knöchel trat. Sein Freund nickte eindringlich in Richtung auf die
Hintertür des Schankraums und eilte dorthin, ohne auf ihn zu warten. Leicht
humpelnd folgte ihm Rand.
    Â»Was sollte denn das heißen?«, forderte
Rand Aufklärung, sobald sie sich im Flur zur Küche befanden. »Du hast mir
beinahe meinen Knöchel …«
    Â»Es ist wegen des alten Luhhans«, sagte
Mat und spähte dabei über Rands Schulter hinweg zum Schankraum hinüber. »Ich
glaube, er hat mich im Verdacht …« Er sprach nicht weiter, da Frau al’Vere aus
der Küche hastete. Der Duft nach frisch gebackenem Brot wehte vor ihr her.
    Auf dem Tablett in ihren Händen lagen
mehrere Laibe Krustenbrot, für das sie in ganz Emondsfelde bekannt war, und
dazu Teller mit Gurken und Käsescheiben. Das Essen erinnerte Rand plötzlich
daran, dass er heute nur einen Kanten Brot gegessen hatte, bevor er am Morgen
den Hof verließ. Sein Magen machte sich mit peinlichem Knurren bemerkbar.
    Frau al’Vere, eine schlanke Frau, die
ihren dicken Haarzopf über eine Schulter nach hinten gezogen hatte, lächelte
sie so mütterlich an, dass es beiden das Herz erwärmte. »Es gibt mehr davon in
der Küche, falls ihr Hunger habt, und ich habe noch keinen Jungen in eurem
Alter gekannt, der nicht ständig Hunger hatte. Na ja, genau wie alle anderen.
Wenn ihr die lieber mögt – ich backe heute auch Honigkuchen.«
    Sie war eine der wenigen verheirateten
Frauen in der Gegend, die nie versuchte, Tam mit irgendjemandem zu verkuppeln.
Ihre Mütterlichkeit Rand gegenüber stellte sie mit ihrem herzlichen Lächeln und
einem schnellen Imbiss unter Beweis, so oft er in die Schenke kam. Allerdings
war sie zu den anderen jungen Männern der Gegend genauso freundlich. Wenn sie
ihn gelegentlich ansah, als wolle sie doch mehr für ihn tun, dann blieb es eben
nur bei einem Blick, und dafür war er äußerst dankbar.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, fegte
sie in den Schankraum. Sofort hörte man Stuhlbeine über den Boden scharren, als
die Männer aufstanden, und Lobrufe auf den Duft des Brotes. Sie war mit Längen
die beste Köchin in Emondsfelde, und es gab wohl keinen Mann weit und breit,
der die Gelegenheit ungenutzt ließ, seine Füße unter ihren Tisch zu

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