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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Körper war so verdreht wie ein Storch, der versucht,
den Hals um sich herumzuwinden.
    Mats braune Augen funkelten schelmisch
wie immer. »Dav und ich haben einen großen alten Dachs gefangen. Der war ganz
mürrisch, als wir ihn aus seiner Höhle herauszogen. Wir lassen ihn auf dem Grün
laufen, und du sollst mal sehen, wie die Mädchen rennen!«
    Rands Lächeln wurde breiter. Was Mat
wollte, erschien ihm heute nicht mehr so witzig wie noch vor einem oder zwei
Jahren, aber Mat schien eben nie erwachsen zu werden. Er sah schnell zu seinem
Vater hinüber – die Männer steckten immer noch die Köpfe zusammen und redeten
alle gleichzeitig – und sagte dann mit gedämpfter Stimme: »Ich habe
versprochen, den Most abzuladen. Ich kann dich aber später treffen.«
    Mat verdrehte die Augen. »Fässer
schleppen! O du mein Licht! Da spiele ich lieber mit meiner kleinen Schwester.
Aber ich weiß auch noch Besseres als einen Dachs. Es sind Fremde in der Gegend
der Zwei Flüsse. Gestern Abend …«
    Für einen Augenblick stockte Rand der
Atem. »Ein Mann auf einem Pferd?«, fragte er eindringlich. »Ein Mann mit
schwarzem Mantel auf einem schwarzen Pferd? Und sein Mantel weht nicht im
Wind?«
    Mat vergaß sein Grinsen, und seine Stimme
fiel zu einem heiseren Flüstern ab. »Du hast ihn auch gesehen? Ich dachte, ich
sei der Einzige gewesen. Lach nicht, Rand, aber ich habe Angst vor ihm
bekommen.«
    Â»Ich werde mich hüten zu lachen. Ich habe
auch Angst bekommen. Ich könnte schwören, dass er mich hasst und mich töten wollte.«
Rand überlief es kalt. Bis zu diesem Tag war ihm nie in den Sinn gekommen, dass
jemand ihn töten wollte. So etwas passierte einfach nicht bei den Zwei Flüssen.
Eine Prügelei vielleicht oder ein Ringkampf, aber kein Mord.
    Â»Ich habe nichts von Hass bemerkt, Rand,
aber er war schon zum Fürchten. Er saß nur auf seinem Pferd und sah mich an,
gerade außerhalb des Dorfs, aber ich hatte noch nie in meinem Leben solche
Angst. Na ja, ich habe für einen Augenblick weggesehen – das war nicht leicht,
weißt du –, und als ich wieder hinsah, war er verschwunden. Blut und Asche! Vor
drei Tagen war das, und ich muss unentwegt daran denken. Ich sehe mich ständig
um!« Mat bemühte sich zu lachen, aber es wurde nur ein Krächzen daraus. »Schon
merkwürdig, wie einen die Angst packen kann. Man kommt auf die seltsamsten
Sachen. Ich habe wirklich gedacht – nur einen Moment lang, verstehst du –, es
könnte der Dunkle König sein.« Er versuchte wieder zu lachen, aber diesmal
drang aus seinem Mund kein einziger Laut.
    Rand atmete tief ein. Dann zitierte er,
auch um sich darauf zu besinnen: »Der Dunkle König und alle die Verlorenen sind
in Shayol Ghul gebunden, jenseits der Großen Fäule, vom Schöpfer im Augenblick
der Schöpfung gebunden bis ans Ende der Zeit. Die Hand des Schöpfers behütet
die Welt, und das Licht scheint uns allen.« Er holte wieder Luft und fuhr fort:
»Außerdem, wenn er frei wäre, wieso würde dann der Schäfer der Nacht bei den
Zwei Flüssen Bauernjungen beobachten?«
    Â»Ich weiß nicht. Aber ich weiß, dass
dieser Reiter böse war. Lach nicht! Ich könnte es beschwören. Vielleicht war es
der Drache.«
    Â»Du hörst dich noch schlimmer als Cenn
an«, murmelte Rand.
    Â»Meine Mutter hat mir immer gesagt, die
Verlorenen würden mich holen, wenn ich mich nicht ändere. Wenn ich jemals einen
gesehen habe, der wie Ishamael oder Aginor aussah, dann ihn.«
    Â»Jede Mutter jagt einem mit den
Verlorenen Angst ein«, bemerkte Rand trocken, »aber die meisten sind irgendwann
zu alt dafür. Wie wär’s denn mit dem Schwarzen Mann, wenn du schon dabei bist?«
    Mat funkelte ihn an. »Ich habe nicht mehr
solche Angst gehabt, seit … Nein, ich habe noch nie solche Angst gehabt, und es
macht mir nichts aus, das zuzugeben.«
    Â»Mir auch nicht. Mein Vater glaubt, ich
hätte unter den Bäumen Geister gesehen.«
    Mat nickte bedrückt und lehnte sich an
das Wagenrad. »Das denkt mein Vater auch. Ich habe es Dav erzählt und Elam
Dowtry. Sie haben seither wie die Habichte Ausschau gehalten, aber nichts
gesehen. Jetzt denkt Elam, ich wollte ihn an der Nase herumführen. Dav glaubt,
es sei einer von der Taren-Fähre, irgendein Hühnerdieb!« Er verfiel

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