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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich
überrascht an und sprachen beide gleichzeitig.
    Â»Im Dorf?«, fragte Rand. »Nicht im Wald?«
    Und Mat fügte im gleichen Moment hinzu:
»Hatte er einen schwarzen Mantel an? Hast du sein Gesicht sehen können?«
    Ewin schaute unsicher von einem zum
anderen und sagte dann rasch, als Mat drohend auf ihn zu trat: »Natürlich habe
ich sein Gesicht gesehen. Und sein Mantel ist grün. Oder vielleicht grau. Er
wechselt die Farbe. Er scheint sich immer dem Hintergrund anzupassen. Manchmal
kann man ihn gar nicht sehen, auch wenn man ihn geradewegs anblickt. Nicht, bis
er sich bewegt. Und ihrer ist blau wie der Himmel und zehnmal schöner als alle
Festkleider, die ich je gesehen habe. Sie ist auch zehnmal hübscher als alle, die
ich je gesehen habe. Sie ist eine hochgestellte Dame wie in den Geschichten.
Sie muss eine sein.«
    Â»Sie?«, fragte Rand. »Von wem redest du?«
Er sah Mat an, der beide Hände auf den Kopf gelegt und die Augen geschlossen
hatte.
    Â»Von denen wollte ich dir erzählen«,
sagte Mat schließlich, »bevor du mich als Helfer …« Er brach ab und öffnete die
Augen, um Ewin scharf anzusehen. »Sie sind gestern Abend angekommen«, fuhr er
nach einem Augenblick fort, »und haben sich Zimmer in der Schenke genommen. Ich
sah, wie sie heranritten. Ihre Pferde, Rand! Ich habe noch nie so große und
schlanke Pferde gesehen. Sie sehen aus, als könnten sie immer und ewig
weitergaloppieren. Ich glaube, er arbeitet für sie.«
    Â»Er steht in ihren Diensten«, unterbrach
ihn Ewin. »Das nennt man so in den Geschichten, die ich gehört habe.«
    Mat fuhr fort, als habe Ewin gar nicht
gesprochen. »Jedenfalls hört er auf sie und tut, was sie sagt. Aber er benimmt
sich nicht wie ein Knecht. Vielleicht ist er ein Soldat. Er trägt sein Schwert,
als sei es ein Teil von ihm. Neben ihm wirken die Söldner der Kaufleute wie
Köter. Und sie, Rand! Ich habe mir niemals eine solche Frau auch nur
vorgestellt. Es ist, als stamme sie aus den Geschichten eines Märchenerzählers.
Sie ist, wie … Wie …« Er unterbrach seinen Redefluss und sah Ewin gekränkt an.
»… wie eine hochgestellte Dame«, endete er mit einem Seufzer.
    Â»Aber wer sind sie?«, fragte Rand. Von
den Kaufleuten abgesehen, die einmal im Jahr Tabak und Wolle aufkauften, und
den fahrenden Händlern, kamen niemals Fremde zu den Zwei Flüssen, jedenfalls so
gut wie nie. Vielleicht kamen sie bis zu Taren-Fähre, aber nicht weiter nach
Süden. Die meisten Kaufleute und Händler kamen auch schon seit Jahren und
galten nicht als Fremde. Vielleicht konnte man sie als Außenstehende
bezeichnen. Es war gute fünf Jahre her, dass zuletzt ein echter ›Fremder‹ in
Emondsfelde aufgetaucht war, und er hatte versucht, sich hier zu verstecken. Er
hatte oben in Baerlon irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, die keiner im Dorf
verstand. Er war nicht lange geblieben. »Was wollen sie?«
    Â»Was sie wollen?«, rief Mat. »Es ist mir
gleich, was sie wollen. Fremde, Rand, und Fremde, wie du sie dir nicht erträumt
hast. Denk mal!«
    Rand öffnete den Mund und schloss ihn
wortlos wieder. Der schwarz gekleidete Reiter hatte ihn so nervös gemacht wie
eine Katze ein Rudel Hunde. Es schien ein mehr als seltsamer Zufall zu sein,
dass sich drei Fremde auf einmal hier in der Gegend aufhielten. Drei – falls
der seine Farben ändernde Mantel dieses Burschen niemals schwarz wurde.
    Â»Sie heißt Moiraine«, sagte Ewin in das
kurze Schweigen hinein. »Ich hörte, wie er sie so anredete. Moiraine nannte er
sie. Die Lady Moiraine. Er heißt Lan. Die Dorfheilerin kann sie vielleicht
nicht leiden, aber mir gefällt sie.«
    Â»Wie kommst du darauf, dass Nynaeve sie
nicht leiden kann?«, fragte Rand.
    Â»Sie hat heute früh die Dorfheilerin nach
dem Weg gefragt«, sagte Ewin, »und sie mit ›Kind‹ angesprochen.« Rand und Mat
pfiffen leise durch die Zähne, und Ewin überschlug sich fast vor Eifer. Er
erklärte: »Lady Moiraine wusste nicht, dass sie die Dorfheilerin ist. Als sie
es erfuhr, hat sie sich entschuldigt. Tatsächlich! Und sie stellte ihr dann
Fragen über Kräuter und über die Leute in Emondsfelde mit dem gleichen Respekt
wie jede Frau hier im Dorf, oder vielleicht noch mehr. Sie fragt immerzu, wie
alt die Leute sind und wie lange sie schon hier wohnen und

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