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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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… Ach, ich weiß
nicht, was alles. Jedenfalls antwortete Nynaeve, als habe sie in einen sauren
Apfel gebissen. Und dann, als Lady Moiraine wegging, hat ihr Nynaeve
nachgeschaut, wie … Also freundlich war der Blick nicht, kann ich euch sagen.«
    Â»Ist das alles?«, fragte Rand. »Du kennst
Nynaeves Launen. Als Cenn Buie sie letztes Jahr ›Kind‹ nannte, schlug sie ihm
ihren Stock über den Schädel, und dabei ist er im Dorfrat und alt genug, um ihr
Großvater zu sein. Sie geht bei jeder Gelegenheit hoch, und kaum hat sie sich
umgedreht, ist der Ärger auch schon verflogen.«
    Â»Für mich ist das schon zu lang«,
murmelte Ewin.
    Â»Mir ist es ganz gleich, wem Nynaeve den
Stock über den Schädel schlägt, solange ich’s nicht bin«, gluckste Mat
vergnügt. »Das wird das beste Bel Tine, das es jemals gab. Ein Gaukler, eine
Lady – wer kann mehr verlangen? Wer braucht schon ein Feuerwerk?«
    Â»Ein Gaukler?«, fragte Ewin mit sich
überschlagender Stimme.
    Â»Komm schon, Rand«, fuhr Mat fort, wobei
er den Jüngeren überging. »Wir sind doch hier fertig. Du musst den Burschen
sehen!«
    Er sprang die Treppen hoch. Ewin kam
hinterher und rief: »Ist wirklich ein Gaukler da, Mat? Das ist keine
Schwindelei wie die Geisterhunde, nicht wahr? Oder wie die Frösche?«
    Rand stellte die Lampe auf ganz kleine
Flamme und dann eilte dann hinterher.
    Im Schankraum hatten sich Rowan Hurn und
Samel Crawe zu den anderen vor dem Feuer gesellt, sodass nun der gesamte
Dorfrat versammelt war. Jetzt sprach Bran al’Vere. Seine normalerweise laute
Stimme war so gedämpft, dass jenseits der zusammengerückten Stühle nur ein
dumpfes Murmeln zu hören war. Der Bürgermeister betonte seine Worte, indem er
mit dem Zeigefinger in die Fläche der anderen Hand klopfte und einen Mann nach
dem anderen anblickte. Alle nickten ihm ihr Einverständnis zu, was er auch
sagen mochte, nur bei Cenn sah das etwas zurückhaltender aus.
    Die Art, wie sie alle eng zusammengerückt
saßen, verriet deutlich, dass ihr Gespräch nur den Dorfrat etwas anging. Sie
hätten sicher etwas dagegen gehabt, dass Rand lauschte. Zögernd riss er sich
los. Es gab ja auch noch den Gaukler. Und diese Fremden.
    Draußen waren Bela und der Karren verschwunden.
Hu oder Tad, die Stallburschen der Schenke, hatten sie weggebracht. Mat und
Ewin standen ein paar Schritte vom Eingang der Schenke entfernt. Ihre Mäntel
flatterten im Wind. Sie blickten sich wütend an.
    Â»Zum letzten Mal«, fauchte Mat, »ich spiele
dir keinen Streich! Es ist wirklich ein Gaukler da. Jetzt hau ab! Rand, sag diesem Wollkopf, dass
ich die Wahrheit sage, damit er mich in Ruhe lässt.«
    Rand zog seinen Umhang enger und tat
einen Schritt vorwärts, um Mat zu unterstützen. Doch die Worte erstarben ihm
auf den Lippen, als sich ihm die Nackenhaare sträubten. Er wurde wieder
beobachtet. Es war keineswegs das Gefühl, das er bei dem verhüllten Reiter
empfunden hatte, aber es war auch nicht angenehm, besonders so kurze Zeit nach
dem Zusammentreffen im Wald.
    Ein kurzer Rundblick über das Grün zeigte
ihm nur, was er auch zuvor dort erblickt hatte: spielende Kinder, Menschen, die
das Fest vorbereiteten, und kaum ein Blick in seine Richtung. Der Frühlingsbaum
stand nun allein da und wartete. Geschäftigkeit und kindliche Rufe erfüllten
die Gassen. Alles war so, wie es sein sollte. Außer, dass er beobachtet wurde.
    Dann brachte ihn etwas dazu, sich
umzudrehen und aufzuschauen. Am Rand des Ziegeldachs der Schenke saß ein großer
Rabe und schwankte ein wenig im böigen Wind. Er hielt den Kopf schräg und äugte
mit einem schwarzen Knopfauge – nach ihm, dachte er. Er schluckte, und
plötzlich stieg unbändiger Zorn in ihm auf.
    Â»Dreckiger Aasfresser«, murmelte er.
    Â»Ich hab’s satt, angestarrt zu werden«,
grollte Mat, und Rand bemerkte, dass sein Freund neben ihn getreten war und den
Raben ebenfalls finster anblickte.
    Sie tauschten einen Blick, und dann
suchten ihre Hände gleichzeitig nach Steinen.
    Die beiden Steine flogen genau auf ihr
Ziel zu, doch der Rabe hüpfte zur Seite, und die Steine pfiffen über das Dach.
Er schlug einmal mit den Flügeln, legte den Kopf wieder schräg, fixierte sie
mit einem toten schwarzen Auge, ohne jede Angst, ohne ein Anzeichen, dass
irgendetwas geschehen war.
    Rand sah den Vogel

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