Das Rad der Zeit 1. Das Original
überhaupt verstehen
konnten. »Die groÃartigste Stadt der Welt. Von Ogiern erbaut, wisst ihr?
Zumindest die Innenstadt und der Palast. So alt ist Caemlyn schon, jawohl.
Caemlyn, wo die gute Königin Morgase, das Licht leuchte ihr, die Gesetze
erlässt und den Frieden in Andor erhält. Die prächtigste Stadt der Erde.«
Rand war bereit, ihm zuzustimmen. Sein
Mund stand offen, und er wollte die Hände auf die Ohren legen, um den Lärm zu
dämpfen. Es liefen so viele Leute auf der StraÃe herum, wie man in Emondsfelde
zur Zeit des Bel Tine auf dem Grün sehen konnte. Er erinnerte sich daran, wie
er gedacht hatte, in Baerlon hielten sich unglaublich viele Menschen auf, und
bei dem Gedanken musste er beinahe lachen. Er sah Mat an und grinste. Mat hatte
die Hände tatsächlich auf den Ohren und die Schultern weit hochgezogen.
»Wie können wir uns dort verstecken?«,
wollte er überlaut wissen, als er bemerkte, dass Rand ihn ansah. »Woher wissen
wir, wem wir unter so vielen trauen können? So verdammt viele! Licht, was für
ein Lärm!«
Rand sah Bunt an, bevor er antwortete.
Der Bauer war ganz in den Anblick der Stadt versunken, und bei dem Lärm hatte
er Mats Worte vielleicht gar nicht gehört. Trotzdem brachte Rand seinen Mund
ganz nah an Mats Ohr. »Wie können sie uns unter so vielen Menschen finden?
Merkst du nichts, du wollköpfiger Idiot? Wir sind in Sicherheit, falls du
jemals lernst, deinen vorlauten Mund zu halten!« Er wies mit der Hand auf alles â die Märkte, die Stadtmauer vor ihnen. »Sieh dir das an, Mat. Hier kann alles
passieren. Alles! Vielleicht warten sogar Moiraine und Egwene und die anderen
dort auf uns.«
»Falls sie noch leben. Wenn du mich
fragst, dann sind sie genauso tot wie der Gaukler.«
Das Grinsen verschwand von Rands Gesicht,
und er wandte sich dem immer näher kommenden Tor zu. Alles konnte in einer
Stadt wie Caemlyn geschehen. Er klammerte sich stur an diesen Gedanken.
Das Pferd konnte nicht schneller traben,
so sehr auch Bunt die Zügel auf seinen Hals klatschen lieÃ. Je näher sie dem
Tor kamen, desto dichter wurde die Menschenmenge. Schulter an Schulter schoben
sie sich dahin, drängten sich an die Karren und Wagen, die hineinfahren
wollten. Rand war froh, als er bemerkte, dass recht viele davon staubbedeckte
junge Männer zu Fuà waren, die kaum Gepäck dabeihatten. Wie alt sie auch immer
sein mochten, so sahen doch viele in der Menge, die sich auf das Tor zuschob,
nach einer anstrengenden Reise aus. Die Karren waren klapprig, die Pferde müde,
die Kleider zerknittert von vielen Nächten im Freien, die Schritte schleppend
und die Augen matt. Doch ob erschöpft oder nicht, aller Blicke waren auf das
Tor gerichtet, als könnten sie dahinter alle Erschöpfung abstreifen.
Ein halbes Dutzend Gardesoldaten standen
am Tor. Ihre sauberen rot-weiÃen Waffenröcke und der polierte Glanz ihrer
Brustpanzer bildeten einen scharfen Kontrast zur Kleidung der meisten Leute,
die unter dem Steinbogen durchströmten. Steif aufgerichtet, die Köpfe stolz
erhoben, so betrachteten sie die Ankömmlinge mit verächtlichem Misstrauen. Es
war unverkennbar, dass sie am liebsten die meisten dieser Menschen abgewiesen
hätten. Aber abgesehen davon, dass sie dem stadtauswärts flieÃenden Verkehr
eine Fahrbahn frei hielten und mit denen schimpften, die zu sehr drängelten,
behinderten sie niemanden.
»Haltet eure Plätze ein. Nicht drängen.
Nicht drängen, Licht noch mal! Es ist genug Platz da für alle, das Licht helfe
uns! Haltet eure Plätze ein.«
Bunts Karren rollte mit der langsamen
Flut der Menge nach Caemlyn hinein.
Die Stadt erhob sich auf niedrigen Hügeln
und stieg stufenartig zur Mitte hin an. Dieses Stadtzentrum wurde von einer
weiteren Mauer umschlossen, die blendend weià leuchtete und sich über die Hügel
zog. Innerhalb dieser Mauer befanden sich sogar noch mehr Türme und Kuppeln;
weià und golden und purpurn. Von ihrer erhöhten Position auf den Hügeln aus
blickten sie auf den Rest von Caemlyn herab. Rand nahm an, das sei die Innenstadt,
von der Bunt gesprochen hatte.
Hinter dem Stadttor wurde die StraÃe zu
einer breiten PrachtstraÃe, die in der Mitte durch einen mit Gras und Bäumen
bepflanzten Grünstreifen unterbrochen war. Das Gras war braun und die Bäume
kahl, aber die Menschen hasteten vorbei, als sähen sie
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