Das Rad der Zeit 1. Das Original
weg, dass sie genauso gut auf der anderen Seite der Welt liegen
könnten. Wir sind allein, und wir kommen niemals mehr heim. Wir werden sterben,
Rand.«
»Nein, werden wir nicht«, schoss Rand
zurück. »Jeder muss einmal sterben. Das Rad dreht sich. Aber ich werde mich
nicht hinlegen und darauf warten.«
»Du hörst dich an wie Meister alâVere«,
brummte Mat, doch in seine Stimme kehrte ein klein wenig Kampfgeist zurück.
»Gut«, sagte Rand. »Gut.« Licht, wenn es nur den
anderen gut geht. Lass uns nicht ganz allein sein.
Er fragte mehrere Passanten nach dem Weg
zu Der Königin Segen .
Die Reaktionen waren äuÃerst unterschiedlich. Am häufigsten fluchte man über
Leute, die nicht blieben, wohin sie gehörten, oder man zuckte die Achseln und
hatte keine Ahnung. Einige stolzierten auch einfach vorbei, ohne sie eines
Blickes zu würdigen. Ein Mann mit breitem Gesicht, beinahe so groà wie Perrin,
neigte den Kopf zur Seite und sagte: »Der Königin Segen, eh? Ihr Bauernburschen
seid also Männer der Königin?« Er trug eine weiÃe Kokarde am breitkrempigen Hut
und ein weiÃes Armband um den Ãrmel seines langen Mantels. »Also, da kommt ihr
zu spät.«
Er ging weiter und lachte schallend dabei.
Mat und Rand sahen sich entgeistert an. Rand zuckte die Achseln. In Caemlyn
trieben sich die seltsamsten Typen herum, Leute, wie er sie nie zuvor erlebt
hatte.
Einige hoben sich von der Menge ab. Ihre
Hautfarbe war zu dunkel oder zu blass, die Mäntel auffallend geschnitten oder
in leuchtenden Farben gehalten, die Hüte liefen oben spitz zu oder waren mit
langen Federn geschmückt. Es gab Frauen, die einen Schleier vor dem Gesicht
trugen, Frauen in aufgebauscht steifen Kleidern, die ebenso breit waren, wie
die Trägerin groÃ, und Frauen in Kleidern, die mehr von ihrem Körper
enthüllten, als er je zuvor selbst bei freizügigen Schankmädchen gesehen hatte.
Gelegentlich zwängte sich eine in lebhaften Farben lackierte und mit
Goldrändern verzierte Kutsche durch die belebten StraÃen, gezogen von einem
Gespann mit vier oder sechs Pferden, deren Geschirr mit Zierfedern geschmückt
war. Ãberall waren Sänften zu sehen. Ihre Träger schoben sich einfach durch die
Menge, ohne Rücksicht auf jene zu nehmen, die sie beiseite drückten.
Rand beobachtete, wie aus diesem Grund
eine Schlägerei begann. Ein Haufen wüst schreiender Männer schwang die Fäuste,
während ein blasshäutiger Mann im rot gestreiften Mantel aus der Sänfte
kletterte, die am StraÃenrand umgekippt auf der Seite lag. Zwei Männer in
grober Kleidung, die scheinbar nur zufällig vorbeigekommen waren, stürzten sich
auf ihn, bevor er ganz ausgestiegen war. Die Stimmung unter den vielen
Zuschauern kippte allmählich. Die Leute schrien erregt und schwangen drohend
die Fäuste. Rand zog Mat am Ãrmel weiter, und sie hasteten davon. Mat benötigte
keine zweite Aufforderung. Der Lärm eines kleineren Aufruhrs folgte ihnen die
StraÃe hinunter.
Mehrmals wurden die beiden von anderen
Männern angesprochen. Ihre verstaubte Kleidung zeigte, dass sie Neuankömmlinge
waren, und sie schienen wie Magnete auf manche Typen zu wirken. Zwielichtige
Kerle boten Andenken an Logain zum Kauf an. Ihre Blicke huschten unruhig hin
und her, und ihre FüÃe schienen allzeit zum Rennen bereit. Rand schätzte, dass
man ihm genug Fetzen vom Umhang des falschen Drachen und Bruchstücke seines
Schwerts anbot, um daraus zwei Schwerter und ein halbes Dutzend Umhänge zu
machen. Mats Gesicht hellte sich neugierig auf, jedenfalls beim ersten Mal,
aber Rand beschied alle nur mit einem kurz angebundenen Nein, und sie nahmen es
mit einem Kopfnicken und einem schnellen âºDas Licht leuchte der Königin, guter
Herr⹠hin und verschwanden. In den meisten Geschäften lagen Teller und Pokale
aus, die mit phantasievollen Bildern geschmückt waren, auf denen man sah, wie
der falsche Drache in Ketten der Königin vorgeführt wurde. Und man sah
WeiÃmäntel auf der StraÃe. Jeder von ihnen schritt innerhalb eines Freiraums
einher, wie es schon in Baerlon der Fall gewesen war.
Rand dachte viel darüber nach, wie sie
wohl unbemerkt bleiben konnten. Er behielt den Umhang über dem Schwert, aber
das würde nicht mehr lange ausreichen. Früher oder später würde sich jemand
fragen, was er da verbarg. Er würde
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