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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Behütern. Ich glaube auch an Traditionen, ganz bestimmt, aber ihr seht ja,
wohin uns das geführt hat. Luc ist in der Fäule gestorben, noch bevor er zum
Ersten Prinzen des Schwertes gesalbt werden konnte, und Tigraine verschwand –
weggelaufen oder tot –, als es Zeit für sie wurde, den Thron zu übernehmen. Das
steckt uns immer noch in den Knochen.
    Es gibt welche, die behaupten, sie sei
noch am Leben, wisst ihr, und dass Morgase gar nicht die rechtmäßige Königin
sei. Verdammte Narren. Ich denke noch daran, was damals geschah. Ich erinnere
mich, als sei es erst gestern gewesen. Keine Tochter-Erbin zur Hand, um den
Thron zu besteigen, als die alte Königin starb, und jedes Haus in Andor intrigierte
um die Nachfolge. Und dann Taringail Damodred. Man konnte kaum glauben, dass er
seine Frau verloren hatte, so erpicht war er darauf herauszufinden, welches
Haus gewinnen würde, damit er wieder heiraten und doch noch Prinzgemahl werden
konnte. Na ja, er hat es geschafft, aber warum Morgase ausgerechnet ihn … ach,
kein Mann kann eine Frau verstehen, und eine Königin ist gleich in doppelter
Hinsicht eine Frau, mit einem Mann und mit dem Land verheiratet. Er hat
jedenfalls bekommen, was er wollte, wenn auch nicht so, wie er es wollte. Bezog
Cairhien in seine Ränke mit ein, bevor er es geschafft hatte, und ihr wisst,
was daraus geworden ist. Der Baum wurde gefällt, und über die Drachenmauer
kamen Aiel mit schwarzem Schleier. Na ja, er ließ sich wenigstens auf ehrliche
Weise umbringen, nachdem er Elayne und Gawyn zeugte, also hat alles mal ein
Ende. Aber warum sollte man sie nach Tar Valon schicken? Es wird Zeit, dass die
Menschen nicht mehr den Thron von Andor und die Aes Sedai in einem Atemzug
nennen. Wenn sie schon irgendwo anders hin müssen, um zu lernen, was nötig ist,
nun, dann hat Illian doch genauso gute Bibliotheken wie Tar Valon, und dort
bringen sie Lady Elayne genauso viel über das Regieren und Intrigieren bei, wie
es die Hexen könnten. Keiner versteht mehr von Intrigen als die Illianer. Und
wenn die Garde Lord Gawyn nicht genug über die Kriegführung beibringen kann,
tja, dann gibt es auch in Illian Soldaten. Und, was das betrifft, in Shienar
und Tear auch. Ich bin ein treuer Anhänger der Königin, aber ich sage, hört
auf, mit Tar Valon zu verkehren. Dreitausend Jahre sind genug. Königin Morgase
kann uns ohne Hilfe der Weißen Burg führen. Ich sage euch, das ist eine Frau!
Bei ihr ist jeder Mann stolz darauf, vor ihr niederzuknien und ihren Segen zu erhalten.
Ha, einmal …«
    Rand kämpfte gegen den Schlaf an, nach
dem sein Körper verlangte, aber das rhythmische Knarren und Schwanken des
Karrens schläferte ihn ein. So schlummerte er mit dem Klang von Bunts Stimme im
Ohr. Er träumte von Tam. Zuerst saßen sie an dem großen Eichentisch im Haus und
tranken Tee, während Tam ihm von Prinzgemahlen und Tochter-Erbinnen und der
Drachenmauer und Aielmännern mit schwarzem Schleier erzählte. Das Schwert mit
dem Reiherzeichen lag zwischen ihnen auf dem Tisch, aber sie blickten es beide
nicht an. Plötzlich war er im Westwald und zog die Bahre durch die mondhelle
Nacht. Als er sich umblickte, saß Thom mit übergeschlagenen Beinen auf der
Bahre und nicht sein Vater, und er jonglierte im Mondschein.
    Â»Die Königin ist mit dem Land
verheiratet«, sagte Thom, während Bälle in leuchtenden Farben im Kreis
herumtanzten, »aber der Drache … der Drache ist eins mit dem Land, und das Land
ist eins mit dem Drachen.«
    Rand sah weiter hinten einen Blassen
kommen. Sein schwarzer Umhang hing unbeweglich im Wind herunter, und das Pferd
schob sich lautlos wie ein Geist zwischen den Bäumen hindurch. Zwei
abgeschlagene Köpfe hingen am Sattelhorn des Myrddraal. Blut rann aus ihnen und
lief in dunklen Strömen an der kohlrabenschwarzen Schulter des Reittiers herab.
Es waren Lan und Moiraine, die Gesichter zu schmerzverzogenen Grimassen
verzerrt. Der Blasse zog beim Reiten eine Hand voll Leinen hinter sich her.
Jede Leine war an den gebundenen Händen derer befestigt, die hinter den
lautlosen Hufen mit verzweifelten Gesichtern herrannten: Mat und Perrin. Und
Egwene.
    Â»Nicht sie!«, schrie Rand. »Das Licht
verbrenne Euch, aber ich bin es, nach dem Ihr sucht, und nicht sie!«
    Der Halbmensch gestikulierte, und Flammen
verschlangen Egwene. Ihr Fleisch verbrannte zu Asche, die

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