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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nichts Ungewöhnliches.
Sie lachten, unterhielten sich, stritten sich, verhielten sich gerade so, als
hätten sie keine Ahnung, dass es dieses Jahr keinen Frühling gegeben hatte und
vielleicht auch keiner mehr käme. Sie erkannten das nicht, das wurde Rand
schnell klar. Sie konnten oder wollten es nicht erkennen. Ihre Blicke wandten
sich ab von den kahlen Ästen, und sie gingen über das abgestorbene Gras hinweg,
ohne auch nur einmal hinabzublicken. Was sie nicht sahen, das konnten sie
ignorieren; was sie nicht sahen, gab es eben in Wirklichkeit nicht.
    Da er die Stadt und ihre Menschen so
bestaunte, wurde Rand völlig davon überrascht, dass der Karren in eine
Seitenstraße abbog, die wohl schmaler war als die Prachtstraße dort draußen,
aber immer noch doppelt so breit wie jede Straße in Emondsfelde. Bunt ließ das
Pferd anhalten und drehte sich um. Er sah die beiden Jungen zögernd an. Der
Verkehr war hier weniger dicht, und die Menge teilte sich und umging den
Karren, ohne abzureißen.
    Â»Was verbirgst du unter deinem Umhang?
Ist es wirklich das, was Holdwin behauptet hat?«
    Rand war gerade dabei, sich die
Satteltaschen auf die Schulter zu laden. »Was meint Ihr damit?« Auch seine
Stimme klang fest. Ihm wurde ganz flau im Magen, und er stieß sauer auf, doch
die Stimme klang fest und sicher.
    Mat unterdrückte mit einer Hand ein
Gähnen, doch die andere schob er unter seinen Mantel – Rand wusste, dass er den
Dolch aus Shadar Logoth ergriff –, und in seinen Augen unter dem um den Kopf
gebundenen Tuch stand ein harter, gehetzter Blick. Bunt vermied es, Mat
anzusehen, als wisse er, dass sich in der verborgenen Hand eine Waffe befand.
»Ach, nichts, schätze ich. Aber seht mal, wenn ihr gehört habt, dass ich nach
Caemlyn fahre, dann wart ihr lang genug da, um auch den Rest zu hören. Wenn ich
hinter einer Belohnung hergewesen wäre, hätte ich irgendeine Ausrede gebraucht,
um in die Gans und Krone zu gehen und mit Holdwin zu sprechen. Aber ich kann eben
Holdwin nicht besonders leiden und schon gar nicht seinen Freund. Es scheint,
ihr seid ihm wichtiger als … irgendwas anderes.«
    Â»Ich weiß nicht, was er will«, sagte
Rand. »Wir haben ihn noch nie zuvor gesehen.« Das mochte sogar der Wahrheit
entsprechen; er konnte einen Blassen nicht vom anderen unterscheiden.
    Â»Na ja, wie ich sagte, ich weiß von
nichts, und ich denke, ich will auch gar nichts wissen. Es gibt schon genug
Schwierigkeiten für uns alle, ohne dass ich noch nach weiteren suche.«
    Mat suchte seine Sachen zusammen, und
Rand war schon unten auf der Straße, bevor er herunterkletterte. Rand wartete
ungeduldig. Mat wandte sich steif vom Karren ab, presste sich Bogen und Köcher
und die Deckenrolle an die Brust und führte leise Selbstgespräche. Unter seinen
Augen lagen tiefe Schatten.
    Rands Magen knurrte, und er verzog das
Gesicht. Hunger und dazu ein saurer Geschmack im Mund ließen ihn fürchten, dass
er sich übergeben müsse. Mat sah ihn nun erwartungsvoll an. Wohin nun? Was tun?
    Bunt beugte sich herunter und winkte ihn
näher zu sich. Er ging hin, auf nähere Auskünfte über Caemlyn hoffend.
    Â»Ich würde es verstecken …« Der alte
Bauer unterbrach sich und sah sich verstohlen um. Menschen schoben sich zu
beiden Seiten des Karrens vorbei, aber abgesehen von ein paar Flüchen im
Vorübergehen, weil sie den Weg versperrten, achtete niemand auf sie. »Trag das
nicht mehr«, sagte er, »verstecke es oder verkaufe es. Gib’s weg. Das rate ich
dir. Solche Sachen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, und ich glaube, gerade
das willst du vermeiden.«
    Plötzlich richtete er sich auf, schnalzte
seinem Pferd mit der Zunge zu und fuhr langsam die belebte Straße hinunter,
ohne noch ein Wort zu sagen oder sich umzublicken. Ein mit Fässern beladener
Wagen rumpelte auf sie zu. Rand sprang aus dem Weg, kam ins Stolpern, und als
er sich wieder umsah, waren Bunt und sein Karren außer Sicht.
    Â»Was machen wir nun?«, wollte Mat wissen.
Er leckte sich über die Lippen und betrachtete mit weit aufgerissenen Augen all
die Menschen, die sich vorbeidrängten, und die Gebäude, die bis zu sechs
Stockwerken hoch über der Straße aufragten. »Wir sind in Caemlyn, aber was
machen wir nun?« Er hatte die Hände von den Ohren genommen, aber sie zuckten,
als wolle er sie gleich wieder

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