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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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darüberlegen. Ein Summen lag über der Stadt, das
tiefe, gleichmäßige Dröhnen von Hunderten von Läden und Werkstätten, in denen
Menschen arbeiteten, und von vielen Tausenden von Gesprächen. Für Rands Ohren
klang es, als befänden sie sich in einem riesigen Bienenstock, in dem es
unentwegt summte. »Selbst wenn sie hier sind, Rand, wie können wir sie dann in
diesem Durcheinander finden?«
    Â»Moiraine wird uns finden«, sagte Rand
bedächtig. Das Ausmaß der Stadt lastete schwer auf seinen Schultern. Er wollte
am liebsten fliehen, sich vor all diesen Menschen und dem Lärm verstecken.
Trotz Tams Lehre konnte er das Nichts nicht heraufbeschwören; seine Augen
saugten die Stadt immer wieder in die Vorstellung hinein. So konzentrierte er
sich stattdessen auf seine nähere Umgebung und ignorierte alles Ferne. Wenn man
nur eine einzige Straße betrachtete, schien es ihm beinahe wie Baerlon.
Baerlon, der letzte Ort, an dem sie sich noch alle in Sicherheit glaubten. Niemand ist mehr in Sicherheit. Vielleicht sind sie alle tot. Was
dann?
    Â»Sie sind am Leben! Egwene lebt!«, sagte
Rand nachdrücklich. Mehrere Passanten blickten ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Vielleicht«, sagte Mat. »Was wird, wenn Moiraine uns nicht findet? Wenn uns
niemand findet, außer den … den …« Er schauderte und war nicht in der Lage, das
Wort auszusprechen. »Darüber denken wir nach, wenn es so weit ist«, sagte Mat
mit fester Stimme. »Falls es dazu kommt.« Im schlimmsten Fall würden sie Elaida
aufsuchen müssen, die Aes Sedai im Palast. Aber eher würde er nach Tar Valon
gehen. Er wusste nicht, ob sich Mat noch an das erinnerte, was Thom von den
Roten Ajah erzählt hatte – und von den Schwarzen –, aber er erinnerte sich ganz
gewiss. Sein Magen hob sich dabei. »Thom sagte, wir sollten eine Schenke
aufsuchen, die Der Königin Segen heißt. Dahin gehen wir zuerst.«
    Â»Wie denn? Wir können uns mit dem, was
wir haben, nicht einmal gemeinsam ein Essen bestellen.«
    Â»Wenigstens können wir dort mit der Suche
anfangen. Thom glaubte, wir könnten dort Hilfe finden.«
    Â»Ich kann nicht … Rand, sie sind
überall.« Mat senkte den Blick auf die Pflastersteine und schien zu schrumpfen,
als versuche er, sich vor den Leuten zu verbergen, die sie umgaben. »Wo immer
wir auch hingehen, sie sind dicht hinter uns oder warten schon auf uns. Sie
werden auch in Der Königin Segen sein. Ich kann nicht … Ich … Nichts kann einen Blassen
aufhalten.«
    Rand packte Mat mit einer Faust beim
Kragen. Er bemühte sich sehr, ihn nicht spüren zu lassen, dass die Faust
zitterte. Er brauchte Mat. Vielleicht lebten die anderen noch – Licht, bitte! – aber jetzt
gerade gab es nur Mat und ihn. Der Gedanke daran, allein weiterzumachen … Er
schluckte schwer, und sein Speichel schmeckte sauer.
    Er sah sich hastig um. Niemand schien
Mats Bemerkung über den Blassen gehört zu haben. Die Leute drückten sich, in
eigene Sorgen versunken, an ihnen vorbei. Er näherte sein Gesicht dem Mats.
»Wir haben es so weit geschafft, klar?«, stellte er in heiserem Flüsterton
fest. »Sie haben uns noch nicht gefangen. Wir können auch den ganzen Weg schaffen,
wenn wir nicht einfach aufgeben. Ich werde jedenfalls nicht wie ein Schaf auf
der Schlachtbank warten. Ich nicht! Also? Bleiben wir hier stehen, bis wir
verhungert sind? Oder bis sie kommen und deine Reste in einen Sack stecken?«
    Er wandte sich von Mat ab. Die
Fingernägel hatte er in die Handflächen geschlagen, doch seine Hände zitterten
immer noch. Plötzlich war Mat an seiner Seite. Er ging mit gesenktem Blick
nebenher, und Rand atmete langsam aus.
    Â»Tut mir Leid, Rand«, murmelte Mat.
    Â»Vergiss es«, sagte Rand.
    Mat blickte gerade oft genug auf, um zu
vermeiden, Leute anzurempeln. Dabei sprudelte er mit lebloser Stimme heraus:
»Ich kann nicht aufhören, mir vorzustellen, dass ich die Heimat niemals
wiedersehen werde. Ich will nach Hause. Lach mich aus, wenn du willst; das
macht mir nichts. Was würde ich nicht dafür hergeben, wenn mich jetzt meine
Mutter wegen irgendeines Streiches ausschimpfen würde. Das lastet die ganze
Zeit auf mir – wie ein schweres Gewicht. Von lauter Fremden umgeben, nicht zu
wissen, wem man trauen kann, wenn überhaupt jemandem … Licht, die Zwei Flüsse
sind so weit

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