Das Rad der Zeit 1. Das Original
fegte den Boden,
obwohl er sauber war, und eine andere polierte in der Ecke Kerzenhalter. Beide
lächelten die zwei Neuankömmlinge an, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit
zuwandten.
Nur an wenigen Tischen saÃen Gäste, aber
so früh am Tag war ein halbes Dutzend Männer schon eine ganze Menge, und wenn
auch niemand besonders glücklich über Mats und sein Eintreten zu sein schien,
so wirkten sie doch sauber und nüchtern. Der Geruch nach Rinderbraten und
frisch gebackenem Brot trieb aus der Küche herein, und Rand lief das Wasser im
Mund zusammen.
Der Wirt war fett, wie er mit Freude
feststellte; ein Mann mit rosigem Gesicht und einer gestärkten weiÃen Schürze.
Das ergraute Haar war zurückgekämmt, um einen kahlen Fleck zu verbergen, der
jedoch nicht ganz bedeckt war. Seine scharfen Augen betrachteten sie von Kopf
bis FuÃ, die staubigen Kleider und die Bündel und die abgetragenen Stiefel,
aber er lächelte sofort und auf sehr nette Art und Weise. Er hieà Basel Gill.
»Meister Gill«, sagte Rand, »ein Freund
von uns riet uns, hierher zu kommen. Thom Merrilin â¦Â« Das Lächeln des Wirts
verflog. Rand sah Mat an, doch der war zu sehr damit beschäftigt, die Düfte aus
der Küche einzuatmen, als dass er etwas anderes bemerkt hätte. »Stimmt etwas
nicht? Ihr kennt ihn doch?«
»Ich kenne ihn«, sagte Gill kurz
angebunden. Er schien im Moment vor allem an dem Flötenbehälter an Rands Seite
interessiert zu sein. »Kommt mit!« Er deutete mit einer Kopfbewegung nach hinten.
Rand rüttelte Mat kurz, um ihn aus seinem Schmachten zu reiÃen, und folgte dem
Wirt.
In der Küche blieb Meister Gill stehen
und sprach mit der Köchin, einer rundlichen Frau, die das Haar zu einem Knoten
am Hinterkopf zusammengebunden hatte und beinahe Pfund für Pfund ein Gegenstück
zum Wirt darstellte. Sie rührte weiter in ihren Kochtöpfen herum, während der
Wirt redete. Die Düfte waren so köstlich â zwei Tage Hunger lieferten eine gute
Grundlage für beinahe alles Essbare, aber hier roch es ebenso gut wie in der
Küche von Frau alâVere â, dass Rands Magen vernehmlich knurrte. Mat beugte sich
mit der Nase voraus über die Töpfe. Rand stieà ihn an; Mat wischte sich schnell
über das Kinn. Ihm war wirklich das Wasser aus dem Mund gelaufen.
Dann führte sie der Wirt hastig aus dem
Hinterausgang. Im Stallhof blickte er sich um, ob auch wirklich niemand in der
Nähe war, und dann wandte er sich Rand zu. »Was ist in dem Behälter, Junge?«
»Thoms Flöte«, sagte Rand bedächtig. Er
öffnete den Kasten, als werde es helfen, die mit Gold und Silber verzierte
Flöte vorzuzeigen. Mats Hand kroch unter seinen Mantel.
Meister Gill sah Rand unverwandt an. »Ja,
ich erkenne sie. Ich habe ihn oft genug damit spielen sehen, und es gibt wohl
kaum eine Zweite von der Art auÃerhalb eines Königshofs.« Das freundliche
Lächeln war wie weggeblasen, und sein Blick war mit einem Mal messerscharf.
»Wie bist du dazu gekommen? Thom würde eher seinen Arm hergeben als diese
Flöte.«
»Er hat sie mir gegeben.« Rand nahm Thoms
gebündelten Umhang vom Rücken und legte ihn am Boden ab. Er entfaltete das
Bündel gerade so weit, um die farbigen Flicken und das Ende des Harfenbehälters
zu zeigen. »Thom ist tot, Meister Gill. Wenn er ein Freund von Euch war, dann
tut es mir Leid. Er war auch meiner.«
»Tot, sagst du? Wie ist das geschehen?«
»Ein ⦠Mann versuchte, uns zu töten. Thom
gab mir das in die Hand und befahl uns wegzurennen.« Die Flicken flatterten wie
Schmetterlinge im Wind. Rands Kehle war wie zugeschnürt. Er faltete sorgfältig
den Umhang zusammen. »Wir wären tot, wenn er nicht gewesen wäre. Wir wollten
zusammen nach Caemlyn. Er sagte uns, wir sollten zu Eurer Schenke kommen.«
»Ich glaube erst, dass er tot ist«, sagte
der Wirt bedächtig, »wenn ich seinen Leichnam sehe.« Er stieà mit dem groÃen
Zeh gegen das Bündel und räusperte sich laut. »Nee, nee, ich glaube schon, dass
ihr gesehen habt, was immer es zu sehen gab, aber ich glaube einfach nicht,
dass er tot ist. Er ist schwerer zu töten, als ihr glaubt, der alte Thom
Merrilin.«
Rand legte eine Hand auf Mats Schulter.
»Es ist schon gut, Mat. Er ist ein Freund.«
Meister Gill sah Mat an und seufzte. »Ich
denke, das bin
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