Das Rad der Zeit 1. Das Original
sie sich wie zu Hause, nun, da
sie auf gut gepolsterten Stühlen saÃen, da im Kamin ein Feuer brannte und eine
Katze sich auf dem Sims zusammengerollt hatte. Sobald sie sich niedergelassen
hatten, begannen alle, aufgeregt dem Ogier Fragen zu stellen. Zu Rands
Ãberraschung war Perrin der Erste, der sprach.
»Die Stedding , Loial. Sind sie wirklich solche Zufluchtsstätten, wie es in
den Geschichten heiÃt?« Seine Stimme klang eindringlich, als habe er einen
besonderen Grund zu fragen.
Loial freute sich, dass er von den Stedding erzählen konnte und
wie er in Der Königin Segen aufgetaucht war und was er auf seinen Reisen alles gesehen
hatte. Rand lehnte sich bald zurück und hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Er
hatte das alles bereits ausführlich gehört. Loial erzählte gern und lang, wenn
er nur die geringste Möglichkeit dazu sah, und auÃerdem schien er zu glauben,
dass eine Geschichte wenigstens zwei- oder dreihundert Jahre der Vorgeschichte
benötigte, damit man sie auch verstand. Sein Zeitverständnis war ganz
eigenartig; für ihn waren dreihundert Jahre eine ganz gewöhnliche Zeitspanne
für den Verlauf einer Geschichte oder eine Erklärung. Er erzählte immer davon,
wie er sein Stedding verlassen hatte, als sei das nur ein paar Monate zuvor gewesen, aber es war ihm
schlieÃlich entschlüpft, dass er schon mehr als drei Jahre von zu Hause fort
war.
Rands Gedanken waren bei Mat. Ein Dolch. Ein verdammtes Messer, das ihn vielleicht umbringt,
nur, wen er es trägt. Licht, ich habe genug von allen Abenteuern. Falls sie ihn
heilen kann, sollten wir alle ⦠nicht heimgehen, aber ⦠wir können nicht heim â¦
irgendwohin. Wir gehen alle irgendwohin, wo man niemals etwas von Aes Sedai
oder dem Dunklen König gehört hat. Irgendwo.
Die Tür ging auf, und einen Augenblick
lang glaubte Rand, der Anblick sei noch seinen Gedanken entsprungen. Da stand Mat , blinzelte unter dem
um seine Stirn gewickelten Tuch ins Licht und trug seinen Mantel bis oben hin
zugeknöpft. Dann bemerkte Rand Moiraine, die ihre Hand auf Mats Schulter gelegt
hatte, und Lan kam hinter ihnen her. Die Aes Sedai beobachtete Mat wie
jemanden, der sich gerade von seinem Krankenbett erhoben hat. Wie immer hatte
Lan alles im Blick, gab sich aber den Anschein, als gehe ihn das alles nichts
an.
Mat sah aus, als sei er noch nicht einmal
einen Tag lang krank gewesen. Sein erstes zögerndes Lächeln beim Eintreten
umfasste alle. Allerdings blieb ihm dann vor Ãberraschung der Mund beim Anblick
Loials offen stehen, als sehe er den Ogier zum ersten Mal. Er schüttelte sich,
zuckte die Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinen Freunden zu.
»Ich ⦠äh ⦠das heiÃt â¦Â« Er holte tief Luft. »Es ⦠äh ⦠es scheint, als habe
ich mich ⦠äh ⦠ein bisschen eigenartig benommen. Ich kann mich aber kaum an
etwas erinnern.« Er sah Moiraine unsicher an. Sie lächelte ihm Mut zu, und er
fuhr fort: »Alles nach WeiÃbrücke ist verschwommen. Thom und der â¦Â« Er
schauderte und sprach hastig weiter: »Je weiter weg von WeiÃbrücke, desto
verschwommener wird es. Ich erinnere mich überhaupt nicht mehr daran, in
Caemlyn angekommen zu sein.« Er beäugte Loial unsicher. »Wirklich nicht.
Moiraine Sedai sagt, dass ich oben ⦠dass ich ⦠äh â¦Â« Er grinste, und plötzlich
war er wirklich wieder ganz der alte Mat. »Man kann doch einen Menschen nicht
für das verantwortlich machen, was er tut, wenn er verrückt ist, oder?«
»Du warst schon immer verrückt«, sagte
Perrin, und in diesem Moment klang auch er wieder ganz wie früher.
»Nein«, sagte Nynaeve. Tränen lieÃen ihre
Augen glänzen, aber sie lächelte. »Keiner von uns macht dir Vorwürfe.«
Rand und Egwene begannen dann
gleichzeitig zu sprechen und sagten Mat, wie glücklich sie seien, dass er sich
so erholt habe und wie gut er aussehe, und lachend bemerkten sie, sie hofften,
dass er jetzt keine Streiche mehr spielen werde, nachdem ihm ein so hässlicher
gespielt worden war. Mat blieb ihnen nichts schuldig, nachdem er sich einen
Stuhl gesucht und sich mit seiner alten GroÃspurigkeit draufgesetzt hatte. Doch
beim Hinsetzen, wobei er immer noch grinste, berührte er unbewusst seinen
Mantel, als wolle er sichergehen, dass etwas immer noch am richtigen Fleck war,
wo er es
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