Das Rad der Zeit 1. Das Original
um, steckte
die Hand unter sein Kopfkissen und sank dann zurück. Er hielt den Dolch mit dem
Rubingriff in beiden Händen vor seiner Brust. Er drehte den Kopf, um Rand
anzublicken. Sein Gesicht war durch Schatten verborgen. »Er ist wieder da,
Rand.«
»Ich weiÃ.«
Mat nickte. »Da waren diese drei Figuren â¦Â«
»Ich habe sie auch gesehen.«
»Er weiÃ, wer ich bin, Rand. Ich nahm die
eine mit dem Dolch in die Hand, und er sagte: âºAlso, das bist du.â¹ Und als ich
wieder hinschaute, hatte die Figur mein Gesicht. Mein Gesicht, Rand! Es wirkte
wie Fleisch und Blut. Es fühlte sich wie Fleisch an. Licht, hilf mir, ich
konnte fühlen, wie meine eigene Hand mich ergriff, als sei ich die Statuette.«
Rand schwieg einen Moment lang. »Du musst
ihn weiterhin verleugnen, Mat.«
»Das tat ich, und er lachte. Er erzählte
ständig von einem ewigen Krieg und behauptete, wir hätten uns so schon
tausendmal gegenübergestanden und ⦠Licht, Rand, der Dunkle König kennt mich.«
»Er hat mir das Gleiche erzählt. Ich
glaube nicht, dass er uns kennt«, fügte er bedächtig hinzu. »Ich glaube nicht,
dass er weiÃ, welcher von uns â¦Â« Welcher von uns was
ist?
Als er sich aufrichtete, stach ein
scharfer Schmerz durch seine Hand. Er ging zum Tisch, brachte es beim dritten
Versuch fertig, die Kerze zu entzünden, und öffnete seine Hand in ihrem Licht.
In seiner Handfläche steckte ein dicker Splitter aus dunklem Holz, auf einer
Seite glatt und glänzend. Er starrte ihn an, und der Atem stockte ihm. Dann
schnaufte er laut und zupfte ungeschickt an dem Splitter. »Was ist los?«,
fragte Mat.
»Nichts.«
SchlieÃlich bekam er ihn zu fassen und
riss ihn mit einem Ruck heraus. Mit einem angewiderten Knurren lieà er ihn
fallen, doch das Knurren erstarb ihm in der Kehle. Sobald der Splitter aus
seinem Finger heraus war, verschwand er. Allerdings hatte er immer noch die
Wunde in seiner Hand, und sie blutete. In einem irdenen Krug befand sich
Wasser. Er füllte damit die Waschschüssel. Seine Hände zitterten so stark, dass
er Wasser auf dem Tisch verschüttete. Eilig wusch er sich die Hände. Er knetete
seine Handfläche durch, bis unter seinem Daumen noch mehr Blut emporquoll, und
dann wusch er sie nochmals. Der Gedanke daran, dass auch nur ein kleiner
Splitter in seinem Fleisch zurückgeblieben sein könnte, ängstigte ihn. »Licht«,
sagte Mat, »ich fühlte mich auch so schmutzig bei ihm.« Aber er lag noch immer
wie vorher dort und umklammerte den Dolch mit beiden Händen.
»Ja«, sagte Rand. »Schmutzig.« Er kramte
in dem Stapel neben der Waschschüssel nach einem Handtuch. Es klopfte an die
Tür, und er erschrak. Es klopfte nochmals. »Ja?«, sagte er.
Moiraine steckte den Kopf ins Zimmer.
»Ihr seid schon wach? Gut. Zieht euch schnell an und kommt runter. Wir müssen
vor Anbruch der Morgendämmerung weg sein.«
»Jetzt schon?«, stöhnte Mat. »Wir haben
kaum eine Stunde lang geschlafen.«
»Eine Stunde?«, sagte sie. »Es waren vier
Stunden. Jetzt beeilt euch; wir haben nicht viel Zeit.«
Rand wechselte einen verwirrten Blick mit
Mat. Er konnte sich ganz deutlich an jede Sekunde des Traumes erinnern. Er
hatte begonnen, sobald er die Augen geschlossen hatte, und er hatte nur Minuten
lang gedauert.
Etwas an ihren Blicken war auch Moiraine
nicht entgangen. Sie schaute sie durchdringend an und kam nun ganz herein. »Was
ist geschehen? Die Träume?«
»Er weiÃ, wer ich bin«, sagte Mat. »Der
Dunkle König kennt mein Gesicht.«
Rand hob wortlos die Hand, sodass sie die
Handfläche sehen konnte. Selbst in dem düsteren Licht der einen Kerze war das
Blut klar zu erkennen.
Die Aes Sedai trat vor und ergriff seine
hochgehaltene Hand. Ihr Daumen bedeckte die Wunde. Kälte schnitt ihm bis in die
Knochen. Es war so kalt, dass sich seine Finger verkrampften und er sich
anstrengen musste, um die Hand offen zu lassen. Als sie ihre Finger wegnahm,
verschwand auch die Kälte.
Dann drehte er wie betäubt die Hand um
und rubbelte das geronnene Blut weg. Die Wunde war verschwunden. Langsam hob er
den Blick und sah der Aes Sedai in die Augen. »Beeilt euch«, sagte sie leise.
»Es bleibt nicht viel Zeit.«
Er wusste, sie sprach nicht mehr von der
Zeit für ihre Abreise.
KAPITEL 44
Dunkelheit über den
Weitere Kostenlose Bücher