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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kurzen Wegen
    I n der Dunkelheit kurz vor Beginn
der Dämmerung folgte Rand Moiraine hinunter zum rückwärtigen Flur, wo Meister
Gill und die anderen bereits warteten. Nynaeve und Egwene wirkten genauso
ängstlich wie Loial, während Perrin ebenso ruhig erschien wie der Behüter. Mat
blieb Rand auf den Fersen, als habe er Angst davor, auch nur einen Moment allein
zu sein. Die Köchin und ihre Helferinnen richteten sich auf und sahen neugierig
zu, wie die Gesellschaft leise in die Küche ging, die bereits hell erleuchtet
war und wo die Frühstücksvorbereitungen auf vollen Touren liefen. Es war nichts
Ungewöhnliches, dass zu dieser Stunde bereits Gäste auf den Beinen waren.
Meister Gill sagte etwas Beruhigendes, und die Köchin schniefte vernehmlich und
klatschte ihren Teig kraftvoll auf den Tisch. Sie waren alle bereits wieder
damit beschäftigt, Backbleche einzufetten und Teig zu kneten, als Rand die Tür
zum Stallhof erreichte.
    Draußen herrschte immer noch pechschwarze
Nacht. Rand nahm die anderen höchstens als noch dunklere Schatten wahr. Er
folgte blind dem Wirt und dem Behüter und hoffte, Meister Gills Kenntnis seines
eigenen Stallhofs und Lans Instinkt würden sie hinüberbringen, ohne dass sich
irgendjemand ein Bein brach. Loial stolperte mehr als einmal.
    Â»Ich sehe nicht ein, warum wir nicht
wenigstens ein kleines Licht mitführen sollten«, murrte der Ogier. »Im Stedding rennen wir auch
nicht in der Dunkelheit herum. Ich bin ein Ogier und keine Katze.« Rand stellte
sich vor, wie Loials behaarte Ohren dabei nervös zuckten.
    Plötzlich ragte der Stall in der Nacht
vor ihnen auf – eine bedrohlich dunkle Masse, bis die Stalltür sich knarrend
öffnete und sich ein schmaler Lichtstreifen in den Hof ergoss. Der Wirt öffnete
sie nur gerade so weit, dass sie sich einzeln hindurchschieben konnten, und
schloss sie hastig wieder hinter Perrin, dem er beinahe noch die Fersen eingequetscht
hätte. Rand blinzelte in das unvermittelt helle Licht im Inneren.
    Die Stallburschen waren bei ihrem
Erscheinen nicht so überrascht wie die Köchin. Ihre Pferde waren bereits
gesattelt und warteten. Mandarb stand hochnäsig da und beachtete niemanden
außer Lan, aber Aldieb streckte die Nase in Moiraines Hand. Da standen noch ein
Packpferd, das mit den auf beiden Seiten herunterhängenden Transportkörben
unförmig wirkte, und ein riesiges Tier mit langem, zotteligem Haar selbst an
den Fesseln – größer noch als der Hengst des Behüters –, das für Loial bestimmt
war. Es sah groß genug aus, um ganz allein einen voll beladenen Heuwagen zu
ziehen, doch verglichen mit dem Ogier war es ein Pony.
    Loial beäugte das große Pferd und
murmelte zweifelnd: »Meine eigenen Füße waren bisher immer gut genug.«
    Meister Gill winkte Rand heran. Der Wirt
lieh ihm einen Braunen, der beinahe dieselbe Haarfarbe aufwies wie Rand selbst,
mit großem, kräftigem Körperbau, zu Rands Erleichterung jedoch ohne das Feuer
im Gang wie bei Wolke. Meister Gill sagte, er hieße Roter. Egwene ging
geradewegs zu Bela hinüber und Nynaeve zu ihrer hochbeinigen Stute. Mat führte
seinen Grauen zu Rand herüber. »Perrin macht mich nervös«, meinte er leise.
Rand sah ihn durchdringend an. »Na ja, er benimmt sich so seltsam. Merkst du
das nicht auch? Ich schwöre dir, dass es keine Einbildung ist oder … oder …«
    Rand nickte. Dem
Licht sei Dank, dass es nicht schon wieder der Dolch ist, der von ihm Besitz
ergreift. »Das stimmt, Mat, aber nimm es
nicht so schwer. Moiraine weiß Bescheid über … was es auch ist. Perrin geht es
gut.« Er wünschte, er könne das glauben, aber Mat schien sich damit zufrieden
zu geben.
    Â»Natürlich«, beteuerte Mat schnell,
während er Perrin aus den Augenwinkeln musterte. »Ich habe ja auch nie
behauptet, er fühle sich nicht wohl.«
    Meister Gill beriet sich mit dem
Stallmeister. Der Mann mit der gegerbten Haut, dessen Gesicht an ein Pferd
erinnerte, hob das Handgelenk an die Stirn und eilte zur Rückseite des Stalls.
Der Wirt wandte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf dem runden Gesicht an
Moiraine. »Ramey sagt, dass der Weg frei ist, Aes Sedai.«
    Die Rückwand des Stalls schien solide und
stark gebaut. Schwere Gestelle zum Aufhängen von Geräten standen vor ihr. Ramey
und ein weiterer Stallbursche räumten die

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