Das Rad der Zeit 1. Das Original
Rechen, Harken und Schaufeln zur
Seite und fassten dann hinter die Gestelle, um verborgene Riegel wegzuschieben.
Plötzlich schwang ein ganzer Teil der Wand an so gut verborgenen Angeln nach
innen, dass Rand noch nicht einmal sicher war, er könne sie auch jetzt, bei
geöffneter Geheimtür, finden. Der Lichtschein aus dem Stall beleuchtete eine
Ziegelsteinwand nur ein paar Schritte vor ihnen.
»Es ist nur ein schmaler Durchgang
zwischen den Gebäuden«, sagte der Wirt, »aber auÃerhalb dieses Stalls kann
niemand sehen, dass es von hier aus einen Weg da hinein gibt. WeiÃmäntel oder
weiÃe Abzeichen â es wird keine Beobachter geben, die sehen, wo Ihr
herauskommt.«
Die Aes Sedai nickte. »Denkt daran, guter
Wirt, falls Ihr befürchtet, deswegen in Schwierigkeiten zu kommen, dann
schreibt an Sheriam Sedai von der Blauen Ajah in Tar Valon, und sie wird Euch
helfen. Ich fürchte, meine Schwestern und ich haben bereits eine Menge
gutzumachen an diejenigen, die mir geholfen haben.«
Meister Gill lachte. Es war nicht das
Lachen eines besorgten Mannes. »Aber Aes Sedai, Ihr habt mir doch schon die
einzige Schenke in Caemlyn verschafft, in der es keine Ratten gibt. Was kann
ich mir sonst noch wünschen? Damit allein kann ich die Zahl meiner Gäste verdoppeln.«
Sein Grinsen verflog, und er wurde ernst. »Was immer Ihr auch vorhabt: Die
Königin hält zu Tar Valon, und ich halte zur Königin, und so wünsche ich Euch
Glück. Das Licht leuchte Euch, Aes Sedai. Das Licht leuchte Euch allen.«
»Das Licht leuchte auch Euch, Meister
Gill«, antwortete Moiraine, und sie nickte ihm zu. »Aber wenn das Licht auf uns
scheinen soll, dann müssen wir uns nun beeilen.« Sie wandte sich kurz und
bündig an Loial. »Bist du bereit?«
Nach einem zweifelnden Blick auf das
Gebiss des Pferdes nahm der Ogier die Zügel in die Hand. Er bemühte sich, das
Pferdegebiss auf Zügellänge von seiner Hand entfernt zu halten. So führte er
das Tier zu der Ãffnung in der Stallrückwand. Ramey hüpfte vor Ungeduld von
einem Fuà auf den anderen. Er wollte die Tür wieder schlieÃen. Einen Moment
lang hielt Loial mit schräg gehaltenem Kopf inne, als spüre er einen Lufthauch
auf seiner Wange. »Hier entlang«, sagte er und bog in den schmalen Durchgang
ein.
Moiraine folgte gleich hinter Loial.
Danach kam Rand, dann Mat. Rand war als Erster dran, das Packpferd zu führen.
Nynaeve und Egwene bildeten den Mittelteil der Gruppe, Perrin kam dahinter, und
am Ende ritt Lan. Die verborgene Tür wurde hastig geschlossen, sobald Mandarb
in den Schmutz der Gasse geschritten war. Das Zufallen der Riegel, das sie von
der Schenke abschnitt, klang für Rand unnatürlich laut.
Der Durchgang, wie ihn Meister Gill
genannt hatte, war tatsächlich sehr eng und noch dunkler als der Stallhof,
falls das überhaupt möglich war. Auf beiden Seiten befanden sich hohe
Ziegelsteinmauern oder Holzwände, und über ihnen war nur ein schmaler Streifen
Himmel zu erkennen. Die groÃen, grob geflochtenen Körbe, die man dem Packpferd
umgeschnallt hatte, schabten zu beiden Seiten an den Gebäuden entlang. Die
Körbe waren voll mit Proviant für ihre Reise. Vor allem Tonkrüge mit Ãl
befanden sich darin. Ein Bündel Stangen war der Länge nach auf den Rücken des
Pferdes geschnallt, und an jedem Ende baumelte eine Laterne. In den Kurzen
Wegen, so hatte Loial gesagt, sei es dunkler als in der dunkelsten Nacht.
In den zum Teil gefüllten Laternen
schwappte das Ãl bei jeder Bewegung des Pferdes, und sie schlugen mit einem
blechernen Geräusch gegeneinander. Es war kein sehr lautes Geräusch, doch in
der Stunde vor Beginn der Dämmerung herrschte in Caemlyn Stille. Die
gedämpften, metallischen Geräusche klangen, als könne man sie eine Meile weit
hören.
Als der Durchgang schlieÃlich auf eine
StraÃe einmündete, wählte Loial ohne Zögern eine Richtung. Er schien nun genau
zu wissen, wohin er sich wenden musste, als werde ihm die Strecke, der er
folgen musste, immer klarer. Rand verstand nicht, wie der Ogier den Eingang zu
den Kurzen Wegen finden konnte, und Loial hatte es auch nicht richtig erklären
können. Er wusste es einfach, sagte er; er könne es fühlen. Loial behauptete,
es sei genauso schwer wie zu erklären, auf welche Weise er atme.
Als sie die StraÃe schnell
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