Das Rad der Zeit 1. Das Original
â süà und saftig, ganz gleich, welche Jahreszeit drauÃen
herrschte.«
»Nichts, was man jagen könnte«, murrte
Perrin, und dann sah er überrascht drein, weil er das ausgesprochen hatte.
Egwene gab Loial eine Tasse Tee. Er hielt
sie in der Hand, ohne zu trinken. Er starrte darauf, als könne er in ihren
Tiefen die Obstbäume finden. »Werdet Ihr keine Schutzgewebe um uns herum errichten?«,
fragte Nynaeve Moiraine. »Sicher gibt es hier drinnen Schlimmeres als Ratten.
Auch wenn ich nichts gesehen habe, kann ich es immer noch fühlen.«
Die Aes Sedai rubbelte angeekelt mit den
Fingerspitzen in ihren Handflächen. »Man kann die Verderbnis fühlen, die
furchtbare Verwandlung der Macht, welche die Wege geschaffen hat. Ich werde in
den Wegen die Eine Macht nicht benützen, wenn ich nicht muss. Das Verderben
ergreift alles derart, dass auch alles, was ich versuchen könnte, ganz sicher
mit hineingezogen würde.«
Das lieà alle so wie Loial verstummen.
Lan machte sich methodisch über sein Mahl her, als lege er die Scheite für ein
Feuer nach. Das Essen an sich war weniger wichtig â der Körper brauchte eben
Nahrung. Moiraine aà auf so vornehm gesittete Art und Weise, als säÃen sie
nicht mitten im Nichts auf einer blanken Steinplatte. Rand stocherte nur in
seinem Essen herum. Die winzige Flamme des Ãlofens gab gerade genug Hitze ab,
um Wasser zum Kochen zu bringen, aber er drückte sich ganz nahe heran, als
könne er die Wärme in sich aufsaugen. Er saà Schulter an Schulter mit Mat und
Perrin. Sie kauerten in einem engen Kreis um den Ofen herum. Mat hielt Brot und
Fleisch und Käse gedankenverloren in den Händen, und Perrin stellte seinen
Blechnapf nach nur wenigen Bissen weg. Die Stimmung wurde immer gedrückter, und
jeder sah zu Boden und mied den Blick in die sie umgebende Dunkelheit.
Moiraine betrachtete sie beim Essen.
SchlieÃlich stellte sie ihren Teller weg und tupfte sich mit einer Serviette
die Lippen. »Ich kann euch eine erfreuliche Sache mitteilen. Ich glaube gar
nicht, dass Thom Merrilin tot ist.«
Rand blickte sie erstaunt an. »Aber ⦠der
Blasse â¦Â«
»Mat erzählte mir, was in WeiÃbrücke
vorgefallen ist«, sagte die Aes Sedai. »Die Leute dort erwähnten einen Gaukler,
aber sie sagten nichts davon, dass er gestorben sei. Ich glaube, wenn ein
Gaukler getötet worden wäre, dann hätten sie es gesagt. WeiÃbrücke ist nicht so
groÃ, dass ein Gaukler kein Aufsehen erregen würde. Und Thom ist ein Teil des
Musters, das sich um euch drei herum bildet. Ein zu wichtiger Teil, wie ich
glaube, um so schnell abgeschnitten zu werden.«
Zu wichtig?, dachte Rand. Wie kann Moiraine wissen � »Min? Hat sie etwas in Bezug auf Thom gesehen?«
»Sie hat eine Menge gesehen«, sagte
Moiraine trocken. »Von euch allen. Ich wünschte, ich verstünde nur die Hälfte
von dem, was sie sah, aber selbst sie versteht es nicht. Die alten Beschränkungen
sind gefallen. Aber gleich, ob das, was Min macht, alt oder neu ist â sie sieht
die Wahrheit. Eure Schicksale sind miteinander verknüpft. Auch Thom Merrilins.«
Nynaeve schniefte unbeeindruckt und goss
sich noch eine Tasse Tee ein. »Ich kann nicht verstehen, wieso sie etwas über
uns sehen konnte«, sagte Mat grinsend. »Soweit ich mich erinnere, hat sie die
meiste Zeit über Rand angehimmelt.«
Egwene zog die Augenbrauen hoch. »Oh? Das
habt Ihr mir gar nicht erzählt, Moiraine Sedai.«
Rand blickte sie an. Sie sah ihn wohl
nicht an, aber ihr Tonfall hatte etwas übertrieben unbeteiligt geklungen. »Ich
habe einmal mit ihr gesprochen«, sagte er. »Sie zieht sich wie ein Junge an,
und ihr Haar ist so kurz wie meines.«
»Du hast mit ihr gesprochen. Einmal.« Egwene
nickte langsam. Sie sah ihn immer noch nicht an und hob die Tasse an die
Lippen.
»Min war eben nur jemand, der in der
Schenke in Baerlon arbeitete«, sagte Perrin. »Nicht so wie Aram.«
Egwene verschluckte sich an ihrem Tee.
»Zu heië, murmelte sie.
»Wer ist Aram?«, fragte Rand. Perrin
lächelte. Es sah sehr nach Mats altem Lächeln aus, wenn er früher etwas
ausgeheckt hatte. Er verbarg es hinter seiner Tasse.
»Einer vom Fahrenden Volk«, sagte Egwene
leichthin, aber auf ihren Wangen waren rote Flecken zu sehen.
»Einer vom Fahrenden Volk«, sagte
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