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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dunkelheit auftauchte. Die breite weiße Linie hörte
an ihrem unteren Ende auf. Die breite Oberfläche wurde von eingelegten, elegant
gekrümmten Metallfäden durchzogen, die Rand in ihrer Anmut an Ranken und
Blätter erinnerten. Verfärbte Pockennarben verunzierten sowohl Stein als auch
Metall.
    Â»Der Wegweiser«, sagte Loial, und er
beugte sich aus dem Sattel, um finster auf die geschwungene Metalleinlage zu
starren.
    Â»Ogierschrift«, sagte Moiraine, »aber so
weit zerstört, dass ich kaum lesen kann, was da steht.«
    Â»Mir fällt es auch schwer«, sagte Loial,
»aber ich kann genug erkennen, um zu wissen, dass wir dort hinüber müssen.« Er
drehte sein Pferd von dem Wegweiser fort.
    Am Rand des Lichtscheins waren andere
Steingegenstände zu sehen. Es schien sich um Brücken mit Steingeländern zu
handeln, die in die Dunkelheit hineinführten, und manchmal auch um sanft
geneigte Rampen ohne irgendein Geländer, die hinauf oder hinab führten.
Zwischen den Brücken und Rampen zog sich eine brusthohe Balustrade entlang, die
aus einfachem weißem Stein bestand, dessen sanfte Kurven und Rundungen zu
komplizierten Mustern zusammengefügt waren. Etwas daran kam Rand irgendwie
bekannt vor, aber er wusste, dass seine Einbildung nach allem griff, was in
dieser fremdartigen Umgebung vertraut aussehen mochte.
    Am Fuß einer der Brücken hielt Loial sein
Pferd an und las die einzige Zeile auf der engen Steinsäule am Aufgang. Er
nickte und ritt auf die Brücke hinaus. »Das ist die erste Brücke auf unserem
Weg«, sagte er über die Schulter.
    Rand fragte sich, was die Brücke
überhaupt vor dem Einsturz bewahrte. Die Pferdehufe knirschten derart, als
blätterte bei jedem Tritt Stein ab. Alles, was er sah, war mit flachen
Aushöhlungen bedeckt, manche nur wie winzige Nadelstiche, während andere
unregelmäßig geformten, flachen, einen vollen Schritt breiten Kratern glichen.
Hatte es hier Säure geregnet, oder verfaulte der Stein? Auch das Geländer wies
Risse und Löcher auf. An manchen Stellen war es bis zu einer Spanne weit ganz
verschwunden. Die Brücke mochte ja aus festem Stein bestehen, der bis hinunter
zum Mittelpunkt der Erde reichte, aber das, was er sah, ließ ihn hoffen, dass
sie wenigstens noch lange genug stehen würde, damit sie das andere Ende noch
erreichten. Wo auch immer das sein mag.
    Die Brücke war dann schließlich zu Ende,
und es sah dort nicht anders aus als an ihrem Anfang. Alles, was Rand sehen
konnte, war das, was von ihrem kleinen Lichtkreis berührt wurde, aber er gewann
den Eindruck, dass sie sich auf einer großen Fläche befanden, wie ein
abgeflachter Hügel, von dem nach allen Seiten Brücken und Rampen wegführten.
Loial nannte das eine Insel. Ein weiterer von Schriftzeichen bedeckter
Wegweiser war ebenfalls vorhanden. Rand nahm an, dass er in der Mitte der Insel
stand, hatte aber keine Möglichkeit, seine Annahme zu überprüfen. Loial las und
führte sie dann eine der Rampen hinauf, die sich immer weiter nach oben wand.
    Nach einer endlosen, ständig gewundenen
Klettertour führte sie die Rampe auf eine weitere Insel, die genauso aussah wie
die am Anfang ihres Weges. Rand versuchte, sich die Lage der Rampe vorzustellen
und die Windungen nachzuvollziehen, doch gab er es bald auf. Diese Insel kann sich doch nicht direkt auf der anderen befinden.
Das kann nicht sein.
    Loial studierte eine weitere mit
Ogierschrift bedeckte Felsplatte, fand wieder eine Wegweisersäule und führte
sie auf die nächste Brücke. Rand hatte keine Ahnung mehr, in welche Richtung
sie sich eigentlich bewegten.
    In ihrem heimeligen kleinen Lichtkreis
inmitten des Dunkels sah eine Brücke genauso aus wie die andere, nur dass bei
einigen das Geländer Lücken aufwies und bei anderen nicht. Lediglich der Grad
der Beschädigung der Wegweiser ließ die Inseln unterschiedlich aussehen. Rand
verlor jegliches Zeitgefühl. Er war sich nicht einmal mehr sicher, wie viele
Brücken sie überquert und wie viele Rampen sie erklommen hatten. Doch der
Behüter musste wohl eine Uhr im Kopf haben. Gerade als Rand den ersten Hunger
verspürte, verkündete Lan ruhig, dass es Mittag sei. Er stieg ab und verteilte
Brot und Käse und Trockenfleisch von den Vorräten auf dem Packpferd. Perrin war
gerade mit dem Führen des Tieres an der Reihe. Sie befanden sich auf einer
Insel,

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