Das Rad der Zeit 1. Das Original
brannte ihm in der Nase.
Stein schmolz wie Butter. Blatt und Ranke
verschmorten in der Flamme und verschwanden. Die Aes Sedai führte die Flamme,
so schnell sie nur konnte, aber eine Ãffnung hineinzuschneiden, die groà genug
war, dass alle hindurchkommen konnten, war keine schnell zu lösende Aufgabe.
Rand schien es, als kröche die Schnittlinie geschmolzenen Steins im
Schneckentempo vorwärts. Sein Umhang flatterte, als sei er von einer leichten Brise
erfasst worden, und sein Herz erstarrte.
»Ich kann ihn fühlen«, sagte Mat mit
bebender Stimme. »Licht, ich kann ihn verdammt noch mal fühlen!«
Die Flamme erlosch, und Moiraine senkte
ihren Stab. »Geschafft«, sagte sie. »Zur Hälfte jedenfalls.«
Eine dünne Schnittlinie zog sich über die
verzierte Steinplatte. Rand bildete sich ein, er könne düsteres Licht durch den
Spalt sehen, aber trotz des Schnitts standen die beiden groÃen, geschwungenen
Steinbögen immer noch fest da. Die Ãffnung würde groà genug sein, dass jeder
durchreiten konnte â nur Loial musste sich wohl im Sattel ducken. Wenn die
beiden Steinpfeiler weg waren, würde es passen. Er fragte sich, wie viel sie
wohl wiegen mochten. Tausend Pfund? Vielleicht müssen
wir uns alle bücken und schieben. Vielleicht können wir einen der beiden
wegbekommen, bevor der Wind da ist. Ein
Windstoà zerrte an seinem Umhang. Er bemühte sich, nicht zuzuhören, was die
Stimmen schrien.
Als Moiraine zurücktrat, sprang Mandarb
nach vorn, geradewegs auf das Tor zu. Lan duckte sich im Sattel. Im letzten
Moment drehte sich das Streitross zur Seite und prallte mit der Schulter gegen
den Stein, so wie es gelernt hatte, im Kampf andere Pferde zu rammen. Mit einem
Krachen kippte der Stein nach auÃen, und der Behüter und sein Pferd wurden von
ihrem Schwung durch das rauchige Schimmern eines Tors getragen. Das Licht, das
von auÃen hereinfiel, war der blasse, dünne Lichtschein eines trüben
Vormittags, aber Rand schien es, als brenne ihm die Mittagssommersonne ins
Gesicht.
Auf der anderen Seite des Tors
verlangsamten sich die Bewegungen von Lan und Mandarb. Sie kamen ins Wanken,
als der Behüter sein Pferd in Richtung auf das Tor herumriss. Rand wartete
nicht. Er schob Belas Kopf in Richtung auf die Ãffnung und klatschte der ewig
zerzausten Stute auffordernd auf die Kruppe. Egwene hatte gerade noch genug
Zeit, um sich überrascht nach ihm umzuschauen, dann trug Bela sie aus den
Kurzen Wegen heraus.
»Ihr alle â raus!«, befahl Moiraine. »Schnell!
Reitet!«
Die Aes Sedai erhob ihren Stab und hielt
ihn mit ausgestrecktem Arm von sich. Sie zeigte damit zurück zu dem Wegweiser.
Etwas fuhr aus dem Ende des Stabs â wie flüssiges Licht, zu zähflüssigem Feuer
verwandelt â, ein leuchtender, weiÃer, roter und gelber Speer, der in die
Schwärze hineinzuckte, explodierte, wie zerschmetterte Diamanten in tausend
Kristallen funkelte. Der Wind kreischte in Todesangst und schrie vor Wut. Die
tausend verschiedenen Stimmen, die sich im Wind verbargen, brüllten donnernd
auf. Es war das Brüllen Wahnsinniger. Halb hörbare Stimmen lachten gackernd und
heulten Versprechen, bei denen Rand schwindelte, sowohl der Freude wegen, die
darin lag, als auch der Dinge wegen, die er beinahe verstand.
Er lieà den Braunen die Stiefel spüren
und drängte sich hinter den anderen in die Ãffnung. Alle zwängten sich
gleichzeitig durch das rauchige Schimmern. Wieder durchlief ihn der eisige
Schauer, das eigenartige Gefühl, langsam mit dem Gesicht nach unten in einen
winterlich kalten Teich gelegt zu werden. Das kalte Wasser kroch Stückchen für
Stückchen an seiner Haut hoch. Wie zuvor schien es ewig so weiterzugehen,
während sein Verstand raste. Er fragte sich, ob der Wind sie wohl einholen
könne, während sie so festgehalten wurden.
So plötzlich wie eine Blase platzte,
verschwand die Kälte, und er war drauÃen. Sein Pferd bewegte sich einen Moment
lang doppelt so schnell wie vorher und stolperte, und er flog beinahe über
seinen Kopf nach vorn weg. Er warf dem Braunen beide Arme um den Hals und
klammerte sich verzweifelt an ihn. Während er sich wieder richtig in den Sattel
zog, schüttelte der Braune sich und trabte so gelassen, als sei gar nichts
Besonderes geschehen, zu den anderen hinüber. Es war kalt â nicht die beiÃende
Kälte des Tors zu
Weitere Kostenlose Bücher