Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
wenn
sie direkt unter ihren verdrehten Zweigen einherritten. Die Berge des
Verderbens füllten den Himmel vor ihnen, schwarz und kahl und fast schon nahe
genug, um sie zu berühren, wie es schien. Das Flöten klang scharf und klar, und
hinter ihnen erklangen matschige Geräusche, lauter als von den Dingen, die
unter den Pferdehufen zerquetscht wurden. Zu laut; als würden die halb
verfaulten Bäume von riesigen Körpern zerdrückt, die über sie hinwegglitten. Zu
nahe. Rand blickte sich um. Dort hinten bäumten sich die Baumwipfel auf und
wurden wie Gras niedergedrückt. Es ging langsam aufwärts, auf die Berge zu, in
einem Winkel, der ihm sagte, dass ihr Aufstieg begann.
    Â»Wir schaffen es nicht«, verkündete Lan.
Er hielt Mandarbs Galopp nicht zurück, hatte aber plötzlich wieder sein Schwert
in der Hand. »Sei auf den Passhöhen besonders vorsichtig, Moiraine, dann kommst
du durch.«
    Â»Nein, Lan!«, rief Nynaeve.
    Â»Schweigt, Mädchen! Lan, selbst du kannst
kein Wurmrudel aufhalten. Ich lasse das nicht zu. Ich brauche dich am Auge.«
    Â»Pfeile«, rief Mat atemlos.
    Â»Die Würmer würden sie nicht einmal
fühlen«, schrie der Behüter. »Man muss sie in Stücke hacken. Sie fühlen nicht
viel – nur Hunger. Manchmal Angst.«
    Rand klammerte sich furchtsam an seinen
Sattel. Er zuckte die Achseln in dem Versuch, die Verspannung seiner Schultern
zu lösen. Sein ganzer Brustkorb war im Griff einer eisernen Klammer, sodass er
kaum atmen konnte, und seine Haut schmerzte unter heißen Nadelstichen. Die
Fäule hatte sich zu einem niedrigen Vorgebirge gewandelt. Er konnte den Weg
sehen, den sie erklimmen mussten, sobald sie die Berge erreicht hatten; einen
sich windenden Pfad und die Passhöhe an seinem Ende. Der Pass sah aus, als habe
eine Axt den schwarzen Felsen gespalten. Licht, was ist dort droben, das sogar
die hinter uns das Fürchten lehren kann? Licht, hilf
mir, ich habe noch nie solche Angst gehabt! Ich will nicht weiter dort hinauf.
Nicht weiter! Er suchte die Flamme und das
Nichts und schimpfte dabei auf sich selbst. Narr!
Angsthase! Feiger Narr! Du kannst nicht hier bleiben, und du kannst nicht
zurück. Willst du Egwene im Stich lassen, damit sie alledem allein
gegenübersteht? Das Nichts entwich
ihm, formte sich, zerplatzte in tausend Lichtpunkte, formte sich erneut und
zerbrach wieder. Jeder Lichtpunkt brannte sich in seine Knochen ein, bis er vor
Schmerz zitterte und glaubte, er müsse zerbersten. Licht,
hilf mir, ich kann nicht weiter! Licht, hilf mir!
    Er straffte schon die Zügel des Braunen,
um ihn wenden zu lassen und sich den Würmern und allem zu stellen, nur nicht
dem, was vor ihm lag, als sich die Landschaft veränderte. Zwischen einem
Hügelabhang und dem nächsten, zwischen Kamm und Gipfel, war die Fäule
verschwunden.
    Grüne Blätter verdeckten friedlich sich
ausbreitende Äste. Wildblumen bildeten einen bunten Fleckenteppich im Gras, das
von einer süß duftenden Frühlingsbrise bewegt wurde. Schmetterlinge flatterten
von Blüte zu Blüte, zusammen mit summenden Bienen, und Vögel zwitscherten ihre
Lieder.
    Mit offenem Mund galoppierte er weiter,
bis ihm plötzlich zu Bewusstsein kam, dass Moiraine und Lan und Loial und die
anderen angehalten hatten. Langsam brachte er den Braunen zum Stehen, das
Gesicht in Erstaunen erstarrt. Egwene fielen beinahe die Augen aus dem Kopf,
und Nynaeves Kinnlade hing herunter. »Wir sind in Sicherheit«, sagte Moiraine.
»Das ist der Wohnort des Grünen Mannes, und das Auge der Welt befindet sich
ebenfalls hier. Nichts aus der Fäule kann hier eindringen.«
    Â»Ich dachte, es sei auf der anderen Seite
der Berge«, nuschelte Rand. Er konnte die Gipfel noch sehen, die den Horizont
im Norden füllten, und die Pässe dazu. »Ihr sagtet, es sei immer jenseits der
Pässe.«
    Â»Dieser Ort«, sagte eine tiefe Stimme von
den Bäumen her, »ist immer, wo er ist. Alles, was sich ändert, ist der Ort, an
dem sich die befinden, die ihn in Not suchen.«
    Eine Gestalt trat aus dem Laub hervor,
menschlich geformt, doch um so vieles größer als Loial, wie dieser Rand
überragte. Eine menschliche Gestalt aus verwobenen Ranken und Blättern, grün
und wachsend. Sein Haar war Gras, das bis auf die Schultern herabfiel; seine
Augen waren riesige Haselnüsse; seine Fingernägel Eicheln. Sein Hemd und

Weitere Kostenlose Bücher