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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wirklich gern den Baum des
Lebens sehen«, sagte Mat, der seinen Blick nicht von dem halbierten Kreis über
ihnen wandte. »Solange können wir doch warten, oder?«
    Der Grüne Mann sah Rand eigenartig an und
schüttelte dann den Kopf. » Avendesora ist nicht hier. Ich habe seit zweitausend Jahren nicht mehr
unter seinen rauen Ästen geruht.«
    Â»Der Baum des Lebens ist auch nicht der
Grund unseres Kommens«, sagte Moiraine bestimmt. Sie deutete auf den Bogen.
»Dort drinnen ist er.«
    Â»Ich werde nicht mit euch hineingehen«,
sagte der Grüne Mann. Die Schmetterlinge wirbelten um ihn herum, als teilten
sie seine Erregung. »Es wurde mir vor langer, langer Zeit aufgetragen, es zu
behüten, doch ich fühle mich nicht so wohl, wenn ich ihm zu nahe komme. Ich
fühle, wie ich mich auflöse. Irgendwie hängt mein Ende damit zusammen. Ich kann
mich noch daran erinnern, wie es geschaffen wurde. Ein wenig jedenfalls. Ein
bisschen.« Seine Haselnussaugen blickten gedankenverloren ins Leere, und er
fühlte nach seiner Narbe. »Es war in den ersten Tagen der Zerstörung der Welt.
Die Freude ob des Sieges über den Dunklen König erhielt als bitteren
Beigeschmack das Bewusstsein, dass immer noch alles durch die Last des
Schattens zerstört werden konnte. Hundert von ihnen schufen es – Männer und
Frauen gemeinsam. So wurden die größten Werke der Aes Sedai immer geschaffen,
indem sie Saidin und Saidar zusammenfügten, so wie in der Wahren Quelle. Sie alle starben, damit es rein
blieb, während die Welt um sie herum zerrissen wurde. Sie wussten, dass sie
sterben würden, und so trugen sie mir auf, es für den Fall zu beschützen, dass
es gebraucht wurde. Das war nicht das, wofür ich geschaffen worden war, aber
alles zerbrach, und sie waren allein und ich war alles, was sie hatten. Es war
nicht das, wofür ich geschaffen worden war, aber ich habe ihm die Treue
gehalten.« Er sah Moiraine an und nickte in sich hinein. »Ich habe die Treue
gehalten, bis es gebraucht wurde. Und jetzt geht diese Zeit zu Ende.«
    Â»Ihr seid treuer gewesen als viele von
uns, die Euch diese Aufgabe anvertrauten«, sagte die Aes Sedai. »Vielleicht
wird alles nicht so schlimm, wie Ihr befürchtet.«
    Der blattbehangene Kopf schüttelte sich
langsam. »Ich erkenne ein Ende, wenn es kommt, Aes Sedai. Ich werde einen
anderen Ort finden, an dem ich Pflanzen züchten kann.« Nussbraune Augen
blickten traurig in den grünen Wald hinein. »Vielleicht einen anderen Ort. Wenn
ihr herauskommt, werde ich euch noch einmal begrüßen, falls noch Zeit ist.«
Damit schritt er fort, Schmetterlinge im Schwarm hinter sich herziehend, und
wurde in einem Maße eins mit dem Wald, wie es selbst Lans Umhang nicht
vermochte.
    Â»Was hat er gemeint?«, wollte Mat wissen.
»Falls noch Zeit ist?«
    Â»Kommt«, sagte Moiraine, und sie
durchschritt den Torbogen. Lan folgte ihr auf dem Fuß.
    Rand war sich nicht sicher, was er
eigentlich erwartete, als er ihnen folgte. Die Haare an seinen Armen zuckten
unruhig und die in seinem Nacken sträubten sich. Aber es war nur ein Korridor,
dessen matt glänzende Wände oben im gleichen Bogen wie das Tor zusammentrafen
und sich in sanfter Neigung nach unten zogen. Selbst Loial hatte mehr als genug
Platz; sogar der Grüne Mann hätte hineingepasst. Der ebene Fußboden sah glatt
aus wie geölte Platten, aber irgendwie bot er den Füßen genug Halt. Auf
fugenlosen weißen Wänden glitzerten unzählige Lichtpunkte in ebenso vielen
Farben und gaben ein mattes, sanftes Licht ab, obwohl der sonnenbeschienene
Torbogen um eine Biegung hinter ihnen herum verschwunden war. Er war sicher,
dass dieses Licht nichts Natürliches war, aber er fühlte auch, dass es gutartig
war. Warum hast du dann dieses Kribbeln auf der Haut? Weiter und weiter hinunter ging es.
    Â»Dort«, sagte Moiraine schließlich und
zeigte nach vorn. »Vor uns.«
    Der Korridor weitete sich zu einer
riesigen Kuppelhalle. Der raue, lebende Fels ihrer Decke war mit Gruppen von
glimmenden Kristallen übersät. Darunter nahm ein See fast die ganze
Höhlenfläche ein. Am Rand entlang war lediglich ein Rundweg von vielleicht fünf
Schritten Breite übrig geblieben. Der See wies den ovalen Umriss eines Auges
auf, und am Rand entlang zog sich ein niedriger, flacher Saum von Kristallen,
die wohl in einem matteren,

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