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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Perrin stand in den Steigbügeln,
schweigend und ernst. Er hatte die Führung übernommen, und seine Axt hieb ihnen
einen Pfad durch Holz und faulendes Fleisch, was auch immer sich vor ihnen
befand. Um sich schlagende Bäume und jaulende Wesen scheuten vor dem stämmigen
Axtträger zurück, sowohl vor den wilden goldenen Augen als auch vor der durch
die Luft sausenden Axt. Er zwang sein Pferd entschlossen vorwärts, Schritt für
Schritt.
    Feuerbälle schossen aus Moiraines Händen
hervor, und wo sie auftrafen, da wurde ein sich windender Baum zur Fackel, da
schrie eine zahnbewehrte Gestalt auf und schlug mit menschlichen Händen auf
sich ein, zerkratzte das eigene brennende Fleisch mit grimmen Klauen, bis es
verendete.
    Wieder und wieder lenkte der Behüter
Mandarb zwischen die Bäume. Seine Klinge und Handschuhe trieften von
blasenschlagendem, dampfendem Blut. Wenn er nun zurückkehrte, sah man häufiger
Risse in seinem Schuppenpanzer und blutende Kratzer in seiner Haut, und auch
sein Streitross stolperte und blutete. Jedes Mal hielt die Aes Sedai inne und
legte ihre Hände auf seine Wunden, und wenn sie sie wieder wegnahm, war nur das
Blut auf heiler Haut zurückgeblieben. »Ich entzünde Signalfeuer für die
Halbmenschen«, sagte sie in bitterem Tonfall. »Weiter voran! Weiter voran!«
Langsam, Schritt für Schritt, kamen sie vorwärts.
    Wenn die Bäume nicht so blindwütig auf
die gesamte Masse angreifenden Fleisches und nicht nur auf die Menschen
eingeschlagen hätten, wenn die Kreaturen, von denen keine der anderen glich,
nicht auch gegen die Bäume und die anderen ihrer Art gekämpft hätten, sondern
ausschließlich gegen die Menschen, dann – da war Rand sicher – wären sie
überwältigt worden. Er war aber keineswegs sicher, ob das nicht doch noch
geschehen würde. Dann erhob sich hinter ihnen ein flötenartiger Schrei. Fern
und dünn drang er durch das Fauchen der Bewohner der Fäule um sie herum. Das
Fauchen und Knurren war mit einem Schlag beendet – wie mit einem Messer
abgeschnitten. Die angreifenden Gestalten erstarrten; die Bäume verharrten
bewegungslos. So plötzlich, wie die Dinge mit den vielen Beinen aufgetaucht
waren, verschwanden sie auch wieder in den verkrüppelten Wald hinein.
    Der schrille Ton erklang erneut, wie eine
gesprungene Hirtenflöte, und wurde von einem ganzen Chor der gleichen Art
begrüßt. Ein halbes Dutzend, die vor sich hin sangen – weit hinter dem Ersten.
    Â»Würmer«, sagte Lan grimmig, was Loial
zum Aufstöhnen brachte. »Sie haben uns eine Atempause verschafft, falls wir
Zeit genug haben, sie zu nutzen.« Seine Augen maßen die Entfernung zu den
Bergen. »Wenige Dinge in der Fäule werden sich einem Wurm entgegenstellen, wenn
es vermieden werden kann.« Er grub die Fersen in Mandarbs Flanken. »Reitet!«
Die ganze Gesellschaft galoppierte hinter ihm her durch eine Fäule, die ihnen
plötzlich tot erschien, außer natürlich, was das Flöten hinter ihnen betraf.
    Â»Sie wurden von den Würmern
verscheucht?«, fragte Mat ungläubig. Er hüpfte im Sattel auf und ab und
versuchte, sich den Bogen über den Oberkörper zu hängen.
    Â»Ein Wurm« – die Art, wie der Behüter das
aussprach, klang ganz anders als bei Mat – »kann einen Blassen töten, falls der
Blasse nicht alles Glück des Dunklen Königs auf seiner Seite hat. Wir haben ein
ganzes Rudel auf den Fersen. Reitet! Reitet!« Die dunklen Gipfel waren nun
näher. Eine Stunde, schätzte Rand, bei dem Tempo, das der Behüter anschlug.
    Â»Werden uns die Würmer nicht in die Berge
folgen?«, fragte Egwene atemlos, und Lan lachte bitter.
    Â»Das werden sie nicht. Die Würmer haben
Angst vor dem, was auf den oberen Pässen lauert.« Loial stöhnte erneut.
    Rand wünschte, der Ogier würde damit
aufhören. Es war ihm durchaus klar, dass der Ogier mehr über die Fäule wusste
als alle außer Lan, selbst wenn sein Wissen nur aus Büchern stammte, die er in
der Sicherheit des Stedding gelesen hatte. Aber warum muss er
mich immer daran erinnern, dass noch Schlimmeres auf uns wartet als das, was
wir bereits gesehen haben?
    Die Fäule flog an ihnen vorbei. Unkraut
und Gras klatschte faulig zäh unter den galoppierenden Hufen. Bäume von der
Art, die sie zuvor angegriffen hatten, zuckten noch nicht einmal, selbst

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