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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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trockenem Stroh ab. Anschließend striegelte er sie mit zwei Bürsten.
Er kletterte die schmale Leiter zum Heuboden hinauf und warf Heu für Bela
hinunter. Er nahm auch einen Scheffel Hafer mit, obwohl nicht mehr viel da war
und sie möglicherweise längere Zeit keinen Hafer mehr bekommen würden – es sei
denn, es würde endlich warm. Die Kuh hatten sie schon im ersten Morgenlicht
gemolken, sie hatte nur ein Viertel ihrer normalen Menge gegeben.
    Sie hatten den Schafen Futter für zwei
Tage dagelassen – sie hätten eigentlich längst auf der Weide stehen sollen,
doch es gab kaum Gras für sie –, aber er füllte ihren Wassertrog wieder auf.
Auch die mittlerweile gelegten Eier mussten eingesammelt werden. Es waren nur
drei. Die Hühner wurden anscheinend immer schlauer und versteckten sie gut.
    Er ging gerade mit einer Hacke auf der
Schulter zum Gemüsegarten hinter dem Haus, als Tam herauskam und sich auf eine
Bank vor der Scheune setzte, um Belas Geschirr zu flicken. Der Speer lehnte an
seiner Seite. Rand empfand seinen griffbereiten Bogen und den Köcher nicht mehr
als lächerlich. Beides lag auf seinem Umhang, einen Schritt von seinem
Arbeitsplatz entfernt.
    In den Beeten spross nur wenig Unkraut,
aber immer noch mehr Unkraut als alles andere. Die Kohlköpfe waren bloße
Stümpfe, es war kaum ein Bohnen- oder Erbsenschössling zu sehen und keine
einzige Rübe. Sie hatten natürlich nicht alles gepflanzt – nur einen Teil, in
der Hoffnung, die kalte Jahreszeit werde rechtzeitig enden, sodass sie etwas
ernten konnten, bevor der Keller ganz leer war. Er brauchte nicht lange mit
seiner Hacke. In früheren Jahren wäre er darüber froh gewesen, aber jetzt
fragte er sich, was zu tun sei, wenn dieses Jahr nichts wuchs. Kein angenehmer
Gedanke. Und er musste immer noch Brennholz spalten.
    Es schien Rand schon Jahre
zurückzuliegen, dass er einmal kein Brennholz spalten musste. Aber Jammern
würde das Haus nicht wärmen, also holte er die Axt, stellte Bogen und Köcher
neben den Hackklotz und machte sich an die Arbeit. Kiefer ergab eine flinke,
heiße Flamme, Eiche hingegen brannte länger. Er fühlte sich bald so warm, dass
er den Mantel auszog. Als der Haufen Holzscheite groß genug war, stapelte er
ihn an der Seitenwand des Hauses neben den anderen Stapeln auf. Die meisten
reichten hinauf bis zur Traufe. Normalerweise waren zu dieser Jahreszeit die
Brennholzstapel klein, und man sah nur wenige; anders in diesem Jahr. Hack und staple, hack und staple, so verlor er sich im Rhythmus der Axthiebe und der Bewegungen beim
Aufeinanderlegen der Scheite. Tams Hand auf der Schulter rief ihn in die
Wirklichkeit zurück, und einen Augenblick lang blinzelte er überrascht.
    Graues Zwielicht hatte sich während
seiner Arbeit ausgebreitet, das der Nacht entgegendämmerte. Der Vollmond stand
bereits hoch über den Baumwipfeln und schimmerte blass und aufgedunsen. Ohne
dass er es bemerkt hatte, war der Wind kälter geworden, und Wolkenfetzen
trieben über den dunklen Himmel.
    Â»Machen wir den Abwasch, Junge, und dann
essen wir zu Abend. Ich habe auch schon Badewasser aufgestellt. Dann können wir
vor dem Schlafen noch ein heißes Bad nehmen.«
    Â»Das hört sich wunderbar an«, sagte Rand.
Er hob seinen Umhang auf und warf ihn sich über die Schultern. Sein Hemd war
schweißgetränkt, und der Wind, den er in der Hitze des Axtschwingens vergessen
hatte, schien sich zu bemühen, das Hemd jetzt, da er mit Arbeiten aufgehört
hatte, zu einem steifen Brett zu gefrieren. Er unterdrückte ein Gähnen und las
unter Kälteschauern seine übrigen Sachen auf. »Schlaf wäre auch eine feine
Sache. Ich könnte das ganze Fest über schlafen.«
    Â»Würdest du darauf wetten?« Tam lächelte,
und Rand musste unwillkürlich grinsen. Er würde Bel Tine nicht versäumen, und
wenn er eine ganze Woche lang nicht mehr geschlafen hätte. Das würde allen so
gehen.
    Tam hatte besonders viele Kerzen
aufgestellt, und in dem großen Kamin prasselte ein Feuer, sodass die Wohnstube
Wärme und Behaglichkeit ausstrahlte. Der breite Eichenholztisch war lang genug
für ein Dutzend Leute oder mehr, obwohl kaum jemals so viele dort gesessen
hatten, nachdem Rands Mutter gestorben war. An den Wänden standen ein paar
Kommoden und Truhen, die von Tam kunstvoll angefertigt worden waren. Um den
Tisch standen

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