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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kurzen
Querstreben am Knauf waren wie Zöpfe gearbeitet. Verglichen mit den Schwertern
der Leibwächter, schien es fast zerbrechlich. Die meisten dieser plumpen
Schwerter waren auf beiden Seiten geschärft und dick genug, um einen Baum zu
fällen.
    Â»Ich habe es vor langer Zeit erworben«,
sagte Tam, »sehr weit entfernt von hier. Und ich habe viel zu viel dafür
bezahlt; zwei Kupferpfennige sind zu viel für eine Waffe wie diese. Deine Mutter
wollte es nicht, aber sie war immer schon klüger als ich. Ich war damals noch
jung, und es schien den Preis wert zu sein. Sie wollte es nicht im Haus haben,
und mehr als einmal kam mir der Gedanke, dass sie Recht hatte und ich es
einfach weggeben sollte.«
    Der Feuerschein ließ die Klinge
aufflammen. Rand erschrak. Er hatte oft davon geträumt, ein Schwert zu
besitzen. »Es weggeben? Wie könntest du ein Schwert wie dieses weggeben?«
    Tam schnaubte. »Man kann es wohl kaum zum
Schafehüten verwenden, oder? Ich kann auch kein Feld damit umpflügen oder
Getreide mähen.« Lange starrte er das Schwert an, als überlege er, was er mit
solch einem Ding anfangen könne. Schließlich stieß er einen schweren Seufzer
aus. »Aber falls uns das Glück verlässt, kann es sein, dass ich in den nächsten
Tagen noch froh sein werde, es in diese alte Truhe gelegt zu haben.« Er ließ
das Schwert sanft in die Scheide zurückgleiten und wischte sich die Hand am
Hemd ab. »Der Eintopf dürfte fertig sein. Ich fülle die Schüssel, und du machst
derweil den Tee.«
    Rand nickte und nahm die Teebüchse, aber
er wollte schon alles genau wissen. Warum hatte Tam wohl ein Schwert gekauft?
Er konnte es sich nicht vorstellen. Und wo hatte es Tam aufgetrieben? Wie weit
entfernt? Keiner verließ je die Zwei Flüsse, oder höchstens ganz wenige. Er
hatte schon immer vage Vermutungen darüber angestellt, dass sein Vater draußen
gewesen sein musste – seine Mutter war Ausländerin gewesen –, aber ein Schwert …? Er wollte seinen Vater vieles fragen, sobald sie am Tisch saßen.
    Das Teewasser kochte, und er wickelte ein
Tuch um den Kesselgriff, um ihn vom Haken zu nehmen. Die Hitze drang sofort
durch. Als er sich vom Feuer aufrichtete, ließ ein heftiger Schlag gegen die Tür
das Schloss erzittern. Alle Gedanken an das Schwert oder den heißen Kessel in
seiner Hand verflogen.
    Â»Einer der Nachbarn«, sagte er unsicher.
»Vielleicht will Meister Dautry etwas borgen …« Aber der Hof der Dautrys, ihrer
nächsten Nachbarn, war auch bei Tageslicht eine Wegstunde entfernt, und auch
wenn Oren Dautry ständig schamlos Sachen auslieh, war es wenig wahrscheinlich,
dass er seinen Hof nach Einbruch der Dunkelheit verließ.
    Tam stellte leise die mit Eintopf
gefüllten Teller auf den Tisch. Langsam bewegte er sich vom Tisch weg. Beide
Hände ruhten auf dem Griff seines Schwerts. »Ich glaube nicht …«, begann er,
und dann barst die Tür entzwei. Bruchstücke des eisernen Schlosses schlitterten
über den Boden.
    Eine Gestalt füllte den Türrahmen, größer
als jeder Mann, den Rand je gesehen hatte, eine Gestalt in schwarzem
Kettenpanzer, der ihr bis zu den Knien reichte, mit Dornen an Handgelenken,
Ellbogen und Schultern. Eine Hand hielt ein schweres sichelähnliches Schwert,
die andere wurde vor die Augen gehalten, als solle sie vor dem Licht schützen.
    Rand fühlte sich auf seltsame Art
erleichtert. Wer das auch war, es war nicht der schwarz gekleidete Reiter. Dann
bemerkte er die gekrümmten Widderhörner an dem Kopf, der den Türrahmen
streifte, und wo sich Mund und Nase befinden sollten, sah er eine behaarte
Schnauze. Er nahm das alles innerhalb eines einzigen tiefen Atemzugs wahr und
stieß einen entsetzten Schrei aus. Gleichzeitig warf er den heißen Kessel nach
dem halb menschlichen Kopf.
    Die Kreatur brüllte auf. Zum Teil klang
es nach einem Schmerzensschrei, zum Teil nach dem Knurren eines Tieres.
Kochendes Wasser lief über das Gesicht. In dem Moment, als der Kessel traf,
blitzte Tams Schwert auf. Aus dem Brüllen wurde ein Gurgeln, und die riesige
Gestalt stürzte rückwärts. Bevor sie noch gefallen war, versuchte eine Zweite,
sich an der Ersten vorbeizuschieben. Rand erspähte einen mit dornenähnlichen
Hörnern bewehrten verformten Kopf, bevor Tam erneut zuschlug. Dann blockierten
zwei riesige erschlaffte

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