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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wieder auftaucht.«
    Rand beschloss, sich daran zu halten. Zu
seiner Überraschung merkte er, wie sein Schritt leichter wurde. Er fürchtete
sich immer noch, aber es war nicht so schlimm wie vorher. Tam und er befanden
sich genauso allein und verlassen auf der Haldenstraße wie am Morgen, aber
irgendwie fühlte er sich, als sei das ganze Dorf bei ihnen. Der Unterschied lag
darin, dass nun andere Bescheid wussten und ihm glaubten. Was immer der
schwarze Reiter anstellen mochte, die Leute von Emondsfelde würden gemeinsam
mit ihm fertig werden.

KAPITEL 5

    Winternacht
    A ls der Karren den Bauernhof
erreichte, hatte die Sonne bereits auf halbem Weg die Mittagshöhe
überschritten. Es war kein großes Gebäude, bei weitem nicht so groß wie einige
der ausgedehnten Anwesen im Osten, die über die Jahre hinweg gewachsen waren
und in denen große Familien wohnten. In der Gegend der Zwei Flüsse lebten
oftmals drei oder vier Generationen unter einem Dach, und das schloss Tanten,
Onkel, Vettern und Neffen mit ein. Tam und Rand galten als außergewöhnlich in
zweierlei Hinsicht: Die beiden Männer lebten allein, und ihr Hof lag im
Westwald.
    Hier befanden sich die meisten Räume auf
ebener Erde. Das Haus bildete ein sauberes Rechteck ohne Seitenflügel oder
Anbauten. Zwei Schlafzimmer und ein Speicher befanden sich oben unter dem
steilen Strohdach. Obwohl die weiße Tünche nach den Winterstürmen fast ganz von
den massiven Holzwänden verschwunden war, befand sich das Haus immer noch in
ordentlichem Zustand. Das Strohdach war wieder dicht, Türen und Fensterläden
waren gut befestigt und passten genau.
    Haus, Scheune und der von einer
Steinmauer eingefasste Schafpferch bildeten ein Dreieck um den Hof. Dort hatten
sich ein paar Hühner hinausgewagt und scharrten im kalten Erdreich herum.
Gleich neben dem Schafpferch standen ein offener Schuppen zum Scheren der
Schafe und ein steinerner Brunnentrog. Am Rand der Felder zwischen dem Hof und
den Bäumen ragte der hohe Kegel eines Trockenraums auf. Nur wenige Bauern der
Zwei Flüsse kamen ohne den Tabakanbau aus, der es ihnen ermöglichte, den
Kaufleuten, wenn sie endlich kamen, neben der Wolle auch Tabak zu verkaufen.
    Als Rand in den Steinpferch schaute,
blickte der Leithammel zu ihm auf, die meisten Schafe der schwarzgesichtigen
Herde blieben aber friedlich dort, wo sie standen, die Köpfe im Futtertrog.
Ihre Wolle war dicht und lockig, aber es war noch zu kalt zum Scheren.
    Â»Ich glaube nicht, dass der schwarze
Reiter hierher gekommen ist!«, rief Rand seinem Vater zu, der langsam um das
Haus herumging, einen Speer kampfbereit in der Hand, und den Boden genau
betrachtete. »Die Schafe wären nicht so ruhig, wenn er da gewesen wäre.«
    Tam nickte, blieb aber nicht stehen. Als
er seine Runde um das Haus beendet hatte, ging er anschließend genauso
aufmerksam um die Scheune und den Pferch herum, wobei er immer noch den Boden
nach Spuren untersuchte. Er überprüfte sogar die Räucherkammer und den
Trockenraum. Er zog einen Eimer Wasser aus dem Brunnen, schöpfte eine Hand
voll, roch daran und berührte das Wasser vorsichtig mit der Zungenspitze. Dann
lachte er plötzlich laut auf und trank es mit einem schnellen Schluck.
    Â»Ich glaube auch, er war nicht da«, sagte
er zu Rand und wischte sich die Hand am Mantel ab. »Das ganze Gerede über
Männer und Pferde, die ich nicht sehen oder hören kann, macht mich so nervös,
dass ich schon alles schief anschaue.« Er goss das Brunnenwasser in einen
anderen Eimer und ging auf das Haus zu, in der einen Hand den Eimer, in der
anderen den Speer. »Ich werde einen Eintopf aufsetzen, damit wir etwas zum
Essen bekommen. Und wenn wir sowieso schon hier sind, können wir auch mit der
Arbeit anfangen.«
    Rand schnitt eine Grimasse. Er bedauerte,
die Winternacht nicht in Emondsfelde verbringen zu können. Aber Tam hatte
Recht. Auf einem Bauernhof hörte die Arbeit niemals auf; kaum hatte man eine
Sache erledigt, tauchten schon zwei andere auf, um die man sich kümmern musste.
Er zögerte, behielt aber dann Bogen und Köcher doch bei sich. Falls der dunkle
Reiter erschien, wollte er ihm nicht nur mit einer Hacke begegnen.
    Zuerst musste Bela in den Stall gebracht
und versorgt werden. Sobald er sie ausgespannt und in einer Box in der Scheune
gleich neben der Kuh untergebracht hatte, zog er den Umhang aus und rieb die
Stute mit

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