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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wäre,
wenn sie niemanden fänden, der den schwarz gekleideten Mann gesehen hatte. Er
seufzte tief auf. »Ich muss jetzt gehen. Mein Vater glaubt sonst, ich sei in
ein Loch gefallen.«
    Von ihren Abschiedsgrüßen gefolgt,
schlenderte er hinüber zum Stallhof, wo der Karren mit den hohen Rädern stand.
    Der Stall war ein langer schmaler Bau mit
einem spitzgiebligen Dach. Boxen mit strohbedecktem Boden waren an beiden
Seiten des dämmrigen Innenraums untergebracht, der nur von den geöffneten
Doppeltüren an beiden Seiten des Gebäudes Licht erhielt. Die Pferde des
Händlers kauten in acht Boxen Hafer, und Meister al’Veres kräftige Dhurraner,
ein Gespann, das er vermietete, wenn Bauern mehr zu ziehen hatten, als ihre
eigenen Pferde schafften, füllten sechs weitere Boxen. Von den übrigen Boxen
waren nur drei besetzt. Rand fand, dass die Besitzer der Pferde leicht zu
bestimmen waren. Der hohe, kräftige schwarze Hengst, der den Kopf so wild
hochwarf, musste Lan gehören. Die schlanke weiße Stute mit dem edel gekrümmten
Hals, deren schnelle Schritte so graziös wirkten wie die eines tanzenden Mädchens,
konnte nur Moiraine gehören. Und das dritte unbekannte Pferd, ein dürrer
Wallach mit schmutzigen Flanken, passte perfekt zu Thom Merrilin.
    Tam stand ganz hinten im Stall, hielt
Bela an einem Führseil und sprach ruhig mit Hu und Tad. Bevor Rand noch zwei
Schritte in den Stall hinein tun konnte, nickte sein Vater schon den
Stallburschen zu und führte Bela hinaus. Wortlos winkte er Rand mitzukommen.
    Schweigend spannten sie die struppige
Stute an. Tam schien so tief in Gedanken versunken, dass Rand den Mund hielt.
Er freute sich nicht gerade darauf, seinem Vater von dem schwarz gekleideten
Reiter berichten zu müssen, und dann auch noch dem Bürgermeister! Morgen war es
früh genug dafür, wenn Mat und Perrin weitere Zeugen fänden, die den Mann
gesehen hatten. Falls sie sie fanden …
    Als der Karren sich ruckartig in Bewegung
setzte, hatte Rand Bogen und Köcher von der Ladefläche geholt. Ungeschickt
hängte er den Köcher an den Gürtel, während er nebenher trabte. Als sie die
letzte Häuserreihe des Dorfs erreichten, legte er einen Pfeil ein und trug den
Bogen halb erhoben, die Sehne leicht gespannt. Außer kahlen Bäumen gab es
nichts zu sehen, doch seine Schultern spannten sich. Der schwarze Reiter konnte
sie erreichen, bevor sie es überhaupt merkten. Vielleicht bliebe dann keine
Zeit mehr, den Bogen zu spannen; also tat er es lieber jetzt schon.
    Er wusste, dass er die Sehne nicht lange
gespannt halten durfte. Er hatte den Bogen selbst gemacht, und Tam war außer
ihm einer der wenigen in der Gegend, die ihn überhaupt bis zur Wange spannen
konnten. Er sah sich um, denn er wollte nicht die ganze Zeit über an den
dunklen Reiter denken. Das war allerdings nicht einfach, so vom Wald umgeben
und mit im Wind flatternden Umhängen. »Vater«, sagte er schließlich, »ich verstehe
nicht, wieso der Dorfrat Padan Fain befragen musste.« Mit Mühe riss er den
Blick vom Wald los und sah Tam über Bela hinweg an. »Mir scheint, euer
Entschluss hätte auch gleich an Ort und Stelle fallen können. Der Bürgermeister
hat allen eine Riesenangst eingejagt, als er über Aes Sedai und den falschen
Drachen sprach.«
    Â»Die Menschen sind merkwürdig, Rand,
sogar die Besten. Nimm Haral Luhhan. Meister Luhhan ist ein starker Mann, und
ein tapferer noch dazu, aber er kann nicht beim Schlachten zusehen. Er wird
dabei weiß wie ein Laken.«
    Â»Was hat das damit zu tun? Jeder weiß,
dass Meister Luhhan kein Blut sehen kann, und keiner außer den Coplins und den
Congars denkt sich etwas dabei.«
    Â»Nur so viel, mein Junge: Die Leute
verhalten sich nicht immer so, wie du glaubst. Lass den Hagel ihre Ernte
vernichten, lass den Wind jedes Dach in der Gegend wegpusten und die Wölfe die
Hälfte ihres Viehs reißen, und sie krempeln ihre Ärmel hoch und fangen von vorn
an. Sie maulen vielleicht, lassen sich aber nicht aufhalten. Aber sobald sie
nur an die Aes Sedai und einen falschen Drachen in Ghealdan denken, dann kommen
sie bald darauf, dass Ghealdan nicht so weit vom Rand des Walds der Schatten
entfernt ist und dass eine gerade Linie von Tar Valon nach Ghealdan gar nicht
so weit östlich von uns verlaufen würde. Als ob die Aes Sedai nicht die Straße
über Caemlyn und Lugard

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