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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Körper den Eingang. Rand merkte, dass sein Vater ihm
etwas zurief.
    Â»Renn weg, Junge! Versteck dich im Wald!«
Die Leichen im Eingang zuckten, als andere von draußen versuchten, sie
wegzuziehen. Tam bückte sich und hob mit der Schulter unter Stöhnen den schweren
Tisch, um ihn vor die Tür zu schieben. »Es sind zu viele! Das hält nicht! Renn
hinten raus! Los! Schnell! Ich komme nach!«
    Noch während Rand sich zur Flucht wandte,
schämte er sich, dass er so schnell gehorchte. Er wollte bleiben und seinem
Vater helfen, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie, aber die Angst hatte
ihn im Genick gepackt, und die Beine bewegten sich ohne sein Zutun. Er rannte
hinaus in den rückwärtigen Teil des Hauses. So schnell war er noch nie
gelaufen. Lautes Krachen und Schreie aus der Wohnstube verfolgten ihn.
    Er hatte die Hände schon auf dem
Querbalken, der die Hintertür versperrte, als sein Blick auf das Eisenschloss
fiel, das nie verschlossen wurde. Allerdings hatte Tam genau das heute Nacht
getan. Er ließ den Balken, wo er war, und rannte zu einem Seitenfenster. Er
schob das Fenster hoch und öffnete die Läden. Die Nacht hatte die Dämmerung
abgelöst. Der Vollmond und die über den Himmel treibenden Wolken erzeugten
gefleckte Schatten, und diese jagten sich gegenseitig quer über den Hof.
    Schatten, sagte er sich. Nur Schatten. Die Hintertür knarrte, als jemand – oder etwas –
versuchte, sie aufzudrücken. Der Mund wurde Rand trocken. Ein Krachen
erschütterte die Tür in ihrem Rahmen und machte ihm Beine. Er schlüpfte durch
das Fenster und kauerte sich wie ein Hase an die Seitenwand. Im Haus
zersplitterte Holz mit donnerndem Getöse.
    Er zwang sich hoch und spähte geduckt
durch das Fenster, nur mit einem Auge, nur an einer Fensterecke. Im Dunkeln
konnte er nicht viel ausmachen, aber immer noch mehr, als ihm lieb war. Die
Reste der Tür hingen schief in den Angeln, und schattenhafte Gestalten bewegten
sich vorsichtig im Raum. Sie sprachen mit leisen kehligen Stimmen. Rand
verstand die Worte nicht, die gesagt wurden. Die Sprache klang hart und für
menschliche Zungen ungeeignet. Äxte und Speere reflektierten matt die wenigen
Strahlen Mondlicht, die sich dort hinein verirrten. Stiefel scharrten über den
Fußboden, und er hörte auch ein rhythmisches Klappern wie von Hufen.
    Er versuchte, seine Lippen zu befeuchten.
Dann zog er tief, wenn auch zitternd Luft ein und schrie so laut er konnte:
»Sie kommen von hinten!« Die Worte kamen mehr als Krächzen heraus, aber
wenigstens waren sie gut hörbar. Er war sich da nicht sicher gewesen. »Ich bin
draußen! Lauf, Vater!« Mit dem letzten Wort rannte er los, weg vom Haus.
    Heisere Schreie in der seltsamen Sprache
erklangen aus dem Hinterzimmer. Glas splitterte laut klirrend, und irgendetwas
prallte schwer hinter ihm auf dem Boden auf. Einer von ihnen hatte
wahrscheinlich den Weg durch das Fenster vorgezogen, aber er sah nicht nach
hinten, um sich zu vergewissern, ob er Recht hatte. Wie ein Fuchs vor der Meute
huschte er von einem Mondschatten in den anderen, als halte er auf den Wald zu,
doch dann ließ er sich auf den Bauch fallen und kroch zurück zur Scheune und
ihrem größeren, tieferen Schatten. Etwas fiel quer über seine Schultern. Er
schlug um sich, nicht sicher, ob er kämpfen oder entkommen sollte, bis er
merkte, dass er den Stiel der neuen Hacke gepackt hielt, den Tam bearbeitet
hatte.
    Idiot! Einen Augenblick lang lag er da und bemühte sich, seinen Atem zu beruhigen. Coplin-Narr! Schließlich kroch er
an der Rückseite der Scheune entlang und schleifte den Hackenstiel mit. Es war
nicht viel, aber besser als nichts. Vorsichtig lugte er um die Ecke über den
Hof zum Haus.
    Er sah kein Anzeichen der Kreatur, die
ihm nachgesprungen war. Sie konnte überall sein. Sicher jagte sie ihn.
Vielleicht schlich sie sich in diesem Moment gerade an.
    Verängstigtes Blöken kam aus dem
Schafpferch zu seiner Linken; die Herde drängte sich zusammen, als suche sie
nach einem Fluchtweg. Schattenhafte Gestalten huschten an den beleuchteten
Fenstern im vorderen Teil des Hauses vorbei, und das Klirren von Stahl auf
Stahl klang durch die Dunkelheit. Plötzlich wölbte sich eines der Fenster nach
außen, und in einem Regen von Scherben und Holz sprang Tam hindurch, das
Schwert immer noch in der Hand. Er landete auf den Füßen, aber statt vom

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