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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Er
blies die Laterne aus – es war nicht notwendig, dass auch noch die Scheune
abbrannte –, nahm die beiden Achsen und rannte zum Haus, um die anderen Sachen
zu holen.
    Alles zusammen war eine unhandliche Last.
Nicht sonderlich schwer, aber schwer zu halten und zu tragen. Die Achsen des
Karrens schwankten und drehten sich in seinen Armen, als er über das gepflügte
Feld stolperte. Im Wald wurde es noch schlimmer. Sie verfingen sich in Zweigen
und brachten ihn beinahe zu Fall. Er hätte sie leichter hinterherschleifen
können, aber dann hätte er eine deutliche Spur hinterlassen. Er hatte vor,
damit so lange wie nur möglich zu warten.
    Tam war noch dort, wo er ihn verlassen
hatte. Er schien zu schlafen. Rand hoffte es jedenfalls. In plötzlicher Angst
ließ er seine Last fallen und legte eine Hand auf die Stirn seines Vaters. Tam
atmete noch, doch das Fieber war schlimmer geworden.
    Die Berührung weckte Tam auf, aber er war
nicht klar. »Bist du es, Junge?«, hauchte er. »Mache mir Sorgen um dich. Träume
von vergangenen Tagen. Albträume.« Er murmelte undeutlich und schlief wieder
ein.
    Â»Mach dir keine Sorgen«, murmelte Rand.
Er legte Tam Mantel und Umhang über, um den Wind abzuhalten. »Ich bringe dich
so schnell wie möglich zu Nynaeve.« Während er weiterredete, ebenso zur eigenen
Beruhigung, wie um Tam zu helfen, schälte er sich aus dem blutbefleckten Hemd.
In seiner Hast, es loszuwerden, bemerkte er die Kälte kaum. Eilig zog er das
saubere Hemd an. Sein altes Hemd wegzuwerfen war ein Gefühl, als habe er gerade
ein Bad genommen. »Wir werden im Nu wohlbehalten im Dorf sein, und die Dorfheilerin
bringt alles in Ordnung. Du wirst schon sehen. Alles wird wieder gut.«
    Der Gedanke wirkte wie ein Leuchtfeuer,
als er seinen Mantel anzog und sich bückte, um Tams Wunde zu versorgen. Wenn
sie einmal das Dorf erreichten, wären sie sicher, und Nynaeve würde Tam heilen.
Er musste ihn nur hinbringen.

KAPITEL 6

    Der Westwald
    I m Mondlicht konnte Rand nicht
genau sehen, was er tat, aber Tams Wunde schien nur ein oberflächlicher Schnitt
am Brustkorb zu sein, nicht länger als seine Handfläche. Er schüttelte
ungläubig den Kopf. Er hatte erlebt, wie sein Vater schlimmere Verletzungen als
diese abbekam und nicht einmal mit der Arbeit aufhörte, nachdem er sie
ausgewaschen hatte. Hastig suchte er Tams Körper nach einer weiteren Wunde ab,
die das Fieber hervorgerufen haben konnte, aber außer dem einen Schnitt fand er
nichts.
    So klein er war, war diese Verletzung
doch ernst zu nehmen; das Fleisch um die Wunde herum schien zu glühen, als er
es berührte. Es war noch heißer als der übrige Körper Tams, und der war heiß
genug, dass Rand die Zähne zusammenbiss. Wundfieber dieser Art konnte tödlich
sein oder einen Mann zum Krüppel machen. Er ließ Wasser aus dem Sack auf ein
Tuch laufen und legte es auf Tams Stirn.
    Er bemühte sich, den Schnitt über den
Rippen seines Vaters so sanft wie möglich auszuwaschen und zu bandagieren, aber
trotzdem unterbrach leises Stöhnen das fieberhafte Gemurmel Tams. Kahle Äste
ragten über sie hinweg und schwankten im Wind. Sicher würden die Trollocs
weiterziehen, wenn sie zum Bauernhaus zurückkehrten und es immer noch verlassen
vorfanden. Er versuchte, daran zu glauben, aber die willkürliche Zerstörungswut
der Trollocs, ließen wenig Spielraum für Hoffnung. Die Annahme, sie würden
aufgeben, bevor sie jeden getötet und alles zerstört hatten, was sie finden
konnten, war gefährlich. Er konnte sich solchen Leichtsinn nicht leisten.
    Trollocs. Licht über uns, Trollocs! Kreaturen aus
den Geschichten eines fahrenden Sängers, die aus der Nacht hervorbrachen und
die Tür einschlugen. Und ein Blasser. Das Licht erleuchte mich – ein Blasser!
    Plötzlich merkte er, dass er die losen
Enden der Binde in den bewegungslosen Händen hielt. Erstarrt
wie ein Kaninchen, das den Schatten des Falken gesehen hat, dachte er verächtlich. Mit ärgerlichem Kopfschütteln beendete
er das Bandagieren von Tams Brustwunde.
    Auch wenn er wusste, was zu tun war, so
bewahrte ihn das doch nicht davor, Angst zu haben. Wenn die Trollocs
wiederkamen, würden sie den Wald nach Spuren der entkommenen Menschen
durchsuchen. Die Leiche des Gefährten, den er getötet hatte, würde ihnen
zeigen, dass Menschen nicht weit sein konnten.

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