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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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umbringen ließe.
    Er spähte hinüber zu den Gebäuden des
Bauernhofs. Scheune und Schafpferch waren nur dunkle Umrisse im Mondlicht. Aus
den vorderen Fenstern des Wohnhauses und der Tür drang Licht. Nur die Kerzen, die Vater angezündet hat, oder warten dort
Trollocs?
    Er zuckte zusammen, als er den schrillen
Schrei eines Nachtfalken vernahm, und sackte dann zitternd gegen einen
Baumstamm. Das brachte ihn nicht weiter. Er kroch auf dem Bauch vorwärts und
hielt dabei ungeschickt das Schwert zum Schutz vor sich. Er behielt das Kinn im
Schmutz, bis er den Schafpferch erreicht hatte.
    Eng an die Mauer gedrückt lauschte er.
Kein Laut durchbrach die nächtliche Stille. Vorsichtig richtete er sich auf,
bis er über die Mauer blicken konnte. Im Hof bewegte sich nichts. In den
erhellten Fenstern zeigte sich kein huschender Schatten, ebenso wenig im hellen
Rechteck der Tür. Zuerst Bela und den Karren – oder
die Decken und was sonst noch wichtig ist? Das
Licht erleichterte ihm den Entschluss. In der Scheune war es dunkel. Alles
mochte dort drinnen auf ihn lauern, und er hätte keine Ahnung, bis es zu spät
wäre. Im Haus konnte er zumindest sehen, was ihn erwartete.
    Als er wieder zu Boden gehen wollte,
hielt er plötzlich inne. Er konnte keinen Laut hören. Die meisten Schafe mochten sich wieder beruhigt
haben und schlafen, obwohl es unwahrscheinlich war, aber ein paar waren zu
jeder Zeit wach, auch mitten in der Nacht, bewegten sich leise und blökten von
Zeit zu Zeit. Er konnte die dunklen Umrisse der Schafe am Boden kaum ausmachen.
Eines lag beinahe direkt unter ihm.
    Er bemühte sich, keinen Laut zu machen,
und zog sich auf die Mauer hoch, bis er eine Hand nach dem Körper ausstrecken
konnte. Seine Finger berührten krause Wolle und dann etwas Nasses. Das Schaf
bewegte sich nicht. Er atmete stoßartig aus, als er sich zurückfallen ließ.
Beinahe hätte er das Schwert fallen gelassen. Sie
töten aus Lust am Töten. Bebend wischte er
die Nässe an der Hand am Boden ab.
    Unablässig trichterte er sich ein, dass
sich nichts geändert hatte. Die Trollocs hatten ihre Schlächterei beendet und
waren fort. Das wiederholte er im Geist, als er quer über den Hof kroch. Er
hielt sich so dicht am Boden wie möglich, versuchte aber auch, sich ständig
nach allen Richtungen umzusehen. Er hätte nie gedacht, dass er eines Tages
einen Regenwurm beneiden würde.
    Schließlich lag er eng an die Vorderwand
des Hauses gepresst, direkt unter dem geborstenen Fenster, und lauschte. Das
lauteste Geräusch war das dumpfe Pochen seines Blutes in den Ohren. Langsam
richtete er sich auf und sah hinein.
    Der Kochkessel lag umgekippt in der Asche
der Feuerstelle. Überall lagen Bruchstücke von gesplittertem Holz. Kein
einziges Möbelstück war heil geblieben. Sogar der Tisch stand schief; zwei
seiner Beine waren zu bloßen Stümpfen abgehackt. Jedes Schubfach war
herausgezogen und zerschlagen worden, jeder Schrank und jede Kommode standen
offen, viele Türen hingen gerade noch an einer Angel. Der Inhalt war über die
Trümmer hinweg verstreut worden, und über allem lag eine weiße Staubschicht.
Nach den aufgeschlitzten Säcken zu urteilen, die am Kamin lagen, bestand die
Schicht aus Mehl und Salz. Zwischen den zertrümmerten Möbeln lag ein Gewirr von
vier verdrehten Körpern. Trollocs.
    Rand erkannte einen davon an den
Widderhörnern. Die anderen sahen ziemlich ähnlich aus, trotz der Unterschiede:
eine abstoßende Mischung menschlicher Gesichter, die durch Schnauzen, Hörner,
Federn und Fell entstellt waren. Dass ihre Hände beinahe menschlich aussahen,
machte alles nur noch schlimmer. Zwei trugen Stiefel, die anderen hatten Hufe.
Er beobachtete alles, ohne die Lider zu bewegen, bis ihm die Augen brannten.
Keiner der Trollocs bewegte sich. Sie mussten tot sein. Und Tam wartete.
    Er rannte durch die Vordertür hinein,
blieb stehen und würgte. Dieser Gestank! Das Einzige, womit er den Gestank
vergleichen konnte, war ein Stall, den man monatelang nicht ausgemistet hatte.
Mehr fiel ihm nicht ein. Hässliche Schmierstreifen zogen sich über die Wände.
Er atmete nur durch den Mund und durchsuchte das Durcheinander am Boden. In
einem der Schränke hatte sich ein Wassersack befunden.
    Ein schabendes Geräusch hinter ihm ließ
ihm das Blut in den Adern gefrieren, und er fuhr herum, wobei er beinahe über
die Reste

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