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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Und wer wusste schon, wozu ein
Blasser imstande war? Er erinnerte sich daran, was sein Vater über das Gehör
der Trollocs gesagt hatte. Er musste den Impuls unterdrücken, eine Hand auf
Tams Mund zu legen, um sein Stöhnen zu beenden. Einige
können Spuren mit der Nase aufspüren. Was kann ich dagegen tun? Nichts. Er durfte seine Zeit nicht damit verschwenden, über Probleme
nachzudenken, die er sowieso nicht lösen konnte.
    Â»Du musst leise sein«, flüsterte er
seinem Vater ins Ohr. »Die Trollocs werden zurückkommen.«
    Tam flüsterte heiser. »Du bist immer noch
schön, Kari. Genauso schön wie als Mädchen.«
    Rand zog eine Grimasse. Seine Mutter war
schon seit fünfzehn Jahren tot. Wenn Tam wähnte, sie sei noch am Leben, dann
war das Fieber schlimmer, als Rand gedacht hatte. Wie konnte er ihn vom
Sprechen abhalten, jetzt, da es lebensnotwendig war, leise zu sein? »Mutter
möchte, dass du leise bist«, flüsterte Rand. Er hielt inne und räusperte sich.
Seine Kehle schien wie zugeschnürt. Sie hatte sanfte Hände gehabt, daran
erinnerte er sich noch. »Kari möchte, dass du ruhig bist. Hier, trink.«
    Tam schluckte gierig aus dem Wassersack,
aber schnell drehte er den Kopf wieder zur Seite und murmelte leise vor sich
hin, zu leise, als dass Rand es verstehen konnte. Er hoffte, dass jagende
Trollocs es ebenfalls nicht hören konnten.
    Schnell fuhr er fort, alles Notwendige zu
tun. Er wickelte drei der mitgenommenen Decken so um die vom Karren
abgetrennten Achsen, dass er eine provisorische Bahre erhielt. Er würde sie nur
an einem Ende tragen können – das andere musste am Boden schleifen –, aber es
war nicht anders zu bewerkstelligen. Aus der letzten Decke schnitt er mit dem
Messer einen langen Streifen heraus. Den band er auf beiden Seiten an den
Achsen fest.
    So sanft wie möglich hob er Tam auf die
Bahre. Als sein Vater aufstöhnte, brach es ihm das Herz. Er hatte immer so
unverwüstlich gewirkt. Nichts konnte ihn erschüttern; nichts konnte ihn
aufhalten oder hemmen. Dass er sich jetzt in einem solchen Zustand befand,
raubte Rand beinahe allen Mut, den er vorher noch aufgebracht hatte. Aber er
musste weitermachen. Nur das bewegte ihn noch.
    Als Tam endlich auf der Bahre lag,
zögerte Rand, doch dann nahm er Tam den Schwertgürtel ab. Als er ihn anlegte,
fühlte sich das eigenartig an. Er fühlte sich so seltsam. Gürtel und Scheide
und Schwert zusammen wogen nur ein paar Pfund, aber als er die Klinge in die
Scheide steckte, schien ihn eine schwere Last hinunterzuziehen.
    Er ärgerte sich über sich selbst. Dies
war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit für blödsinnige Einbildungen.
Es war nur ein großes Messer. Wie oft hatte er davon geträumt, ein Schwert zu
tragen und Abenteuer zu erleben! Wenn er einen Trolloc damit getötet hatte,
konnte er sich auch gegen andere zur Wehr setzen. Allerdings wusste er nur zu
gut, dass er beim Kampf im Haus reines Glück gehabt hatte. Und in seinen
erträumten Abenteuern hatten ihm nie die Zähne geklappert; er war auch nie
durch die Nacht um sein Leben gerannt, und sein Vater war in den Träumen nie
dem Tod nahe gewesen.
    Hastig wickelte er die letzte Decke um
Tam und legte den Wassersack und die Tücher neben seinen Vater auf die Bahre.
Er holte tief Luft, kniete zwischen den Enden der Achsen nieder und zog sich
den Deckenstreifen über den Kopf. Er wickelte ihn sich über die Schultern und
unter die Arme. Als er die Stangen ergriff und sich aufrichtete, ruhte der
größte Teil der Last auf seinen Schultern. Es schien nicht besonders schlimm.
Er versuchte, gleichmäßig auszuschreiten, und so machte er sich auf nach
Emondsfelde. Die Bahre schlitterte hinter ihm her.
    Er hatte sich bereits entschlossen, zur
Haldenstraße zu gehen und dieser nach Emondsfelde zu folgen. Die Gefahr wäre
wahrscheinlich an der Straße noch größer, aber wenn er sich in der Dunkelheit
im Wald verlief, würde Tam erst recht keine Hilfe erhalten.
    Bevor er es merkte, war er schon fast auf
der Haldenstraße angelangt. Als er erkannte, wo er sich befand, schnürte es ihm
die Kehle zu. In hektischer Eile drehte er die Bahre um und schleppte sie ein
Stück zurück in den Schutz der Bäume. Dort blieb er stehen, um nach Luft zu
schnappen und zu warten, dass sich das Klopfen seines Herzens beruhigte. Immer
noch schwer atmend

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