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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wandte er sich nach Osten, auf Emondsfelde zu.
    Sich zwischen den Bäumen hindurchzuwinden
war schwieriger, als Tam die Straße hinunterzuschleifen, und die Dunkelheit der
Nacht half ihm auch nicht gerade, aber die Straße selbst zu benutzen wäre
heller Wahnsinn gewesen. Sie wollten ja das Dorf erreichen, ohne Trollocs zu treffen,
möglichst auch ohne welche zu sehen, falls ihm dieser Wunsch erfüllt wurde. Er
musste davon ausgehen, dass die Trollocs immer noch nach ihnen suchten, und
früher oder später würde ihnen der Gedanke kommen, sie seien zum Dorf gelaufen.
Das war der offensichtliche Weg, und die Haldenstraße bot sich dazu an. Er
befand sich selbst hier zwischen den Bäumen der Straße noch näher, als ihm lieb
war. Die Nacht und die Schatten unter den Bäumen schienen nur eine dürftige
Deckung zu gewähren, die sie vor den Blicken jener schützte, die sich auf der
Straße befanden.
    Das zwischen kahlen Ästen hindurchdringende
Mondlicht war nur eine spärliche Beleuchtung, die seinen Augen vorgaukelte, er
könne erkennen, wie der Boden vor ihm beschaffen war. Auf Schritt und Tritt
stolperte er über Wurzeln, Dornenranken verfingen sich an seinen Beinen, und
kaum sichtbare Mulden oder Bodenerhebungen brachten ihn fast zu Fall, wenn der
Fuß auf Luft traf, wo er festen Boden erwartete, oder wenn die Zehen gegen ein
unerwartetes Hindernis stießen. Tams Gemurmel wurde zu lautem Aufstöhnen, wenn
seine Bahre über eine Wurzel oder einen Stein holperte.
    Aus Unsicherheit starrte er so
angestrengt in die Dunkelheit, dass ihm die Augen brannten, und er lauschte,
wie er noch nie gelauscht hatte. Jedes Schaben eines Zweiges gegen einen
anderen, jedes Rascheln ließen ihn innehalten. Die Ohren schmerzten ihm beinahe
vor Anstrengung, und er traute sich kaum zu atmen, aus Angst, einen warnenden
Laut zu überhören – und aus Angst, einen solchen zu hören. Erst wenn er sicher
war, dass es nur der Wind war, ging er weiter.
    Langsam kroch ihm die Erschöpfung durch
Arme und Beine, und der Nachtwind drang ihm durch Umhang und Mantel, als sei
kaum ein Schutz vorhanden. Das Gewicht der Bahre, das am Anfang so gering
schien, drohte ihn jetzt zu Boden zu ziehen. Er stolperte nun nicht nur des unebenen
Bodens wegen. Der ständige Kampf gegen das Fallen erforderte genauso viel
Energie wie das Ziehen der Bahre. Er war vor dem Morgengrauen aufgestanden, um
die notwendigen Arbeiten auf dem Hof zu erledigen, und zusammen mit der Fahrt
nach Emondsfelde ergab das nun beinahe einen vollen Tag mit Arbeit rund um die
Uhr. An einem normalen Abend säße er jetzt vor dem Kamin, um ein Buch aus Tams
kleiner Sammlung zu lesen, bevor er ins Bett ging. Die beißende Kälte drang ihm
bis auf die Knochen, und der Magen erinnerte ihn daran, dass er seit den
Honigkuchen von Frau al’Vere nichts mehr gegessen hatte.
    Er fluchte ärgerlich in sich hinein.
Warum hatte er vom Hof keine Wegzehrung mitgenommen? Ein paar Minuten mehr
hätten auch nichts ausgemacht. Die Trollocs wären doch wohl nicht innerhalb
einer solch kurzen Zeitspanne zurückgekommen! Wenigstens das Brot! Natürlich
würde Frau al’Vere darauf bestehen, ihm ein heißes Abendessen vorzusetzen, wenn
sie die Schenke erreichten. Vielleicht eine dampfende Platte mit dicken Lammkoteletts.
Und etwas von dem Brot, das sie gebacken hatte. Und eine Menge heißen Tee.
    Â»Sie kamen wie eine Flutwelle über den
Drachenwall«, sagte Tam plötzlich mit kräftiger, wütender Stimme, »und haben
das Land mit Blut überschwemmt. Wie viele mussten sterben für Lamans Sünde?«
    Rand stürzte beinahe, so überrascht war
er. Müde setzte er die Bahre ab und befreite sich von dem Deckenstreifen. Er
hatte bereits einen brennenden Striemen quer über die Schultern hinterlassen.
Er rollte die Schultern ein wenig, um die verknoteten Muskeln zu entspannen.
Dann kniete er neben Tam nieder. Er griff nach dem Wassersack und spähte dabei
zwischen den Bäumen hindurch. Vergebens bemühte er sich, die Straße hinauf und
hinunter klar auszumachen. Das Mondlicht war zu trüb, auch wenn die Straße nur
etwa zwanzig Schritt entfernt war. Nichts außer den Schatten bewegte sich dort.
    Â»Es gibt keine Flut von Trollocs, Vater.
Jedenfalls heute nicht. Wir sind bald in Emondsfelde und in Sicherheit. Trink
einen Schluck Wasser!«
    Tam schob den Wassersack mit einem Arm
zur

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