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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht nach Tod stank.
Musste dem Gestank entfliehen … dem Bild … hörte ein Kind weinen. Ihre Frauen
kämpfen manchmal an der Seite der Männer, aber warum sie sie mitnahmen, weiß
ich nicht … Hat dort das Kind allein zur Welt gebracht, bevor sie an ihren
Verletzungen starb … das Kind mit ihrem Umhang bedeckt, doch der Wind … blies
den Umhang fort … das Kind, blau vor Kälte. Hätte auch tot sein sollen … weinte
dort. Weinte im Schnee. Ich konnte ein Kind nicht liegen lassen … keine eigenen
Kinder … immer gewusst, dass du Kinder wolltest. Ich wusste, du würdest es als
dein eigenes annehmen, Kari. Ja, Mädchen. Rand ist ein guter Name. Ein guter
Name.«
    Plötzlich verloren Rands Beine das letzte
bisschen Kraft. Er stolperte und fiel auf die Knie. Tam stöhnte bei dem
plötzlichen Ruck auf, und der Deckenstreifen schnitt Rand in die Schultern.
Doch beides war ihm nicht bewusst. Wenn in diesem Moment ein Trolloc vor ihm
aufgesprungen wäre – er hätte ihn nur verständnislos angestarrt. Er blickte
über die Schulter zurück auf Tam, der wortlos die Lippen bewegte. Fieberträume, dachte er
dumpf. Durch Fieber bekam man immer schlimme Träume, und dies war eine Zeit für
Albträume, selbst wenn man kein Fieber hatte. »Du bist mein Vater«, sagte er
laut und streckte die Hand aus, um Tam zu berühren, »und ich bin …« Das Fieber
war schlimmer geworden. Viel schlimmer.
    Grimmig entschlossen, wenn auch mühsam
stand er auf. Tam murmelte wieder etwas, aber Rand weigerte sich, zuzuhören. Er
stemmte sich mit dem ganzen Gewicht gegen das improvisierte Geschirr. Er
versuchte, sich auf einen bleiernen Schritt nach dem anderen zu konzentrieren
und darauf, die Mauern von Emondsfelde zu erreichen. Doch er konnte das Echo
nicht aus dem Hinterkopf vertreiben. Er ist mein
Vater. Es war nur ein Fiebertraum. Er ist mein Vater. Es war nur ein
Fiebertraum. Licht, wer bin ich?

KAPITEL 7

    Aus dem Wald hinaus
    R and stolperte immer noch durch
den Wald, als sich der Himmel zur ersten Morgendämmerung färbte. Zuerst
bemerkte er es gar nicht. Schließlich blickte er voller Erstaunen zum heller
werdenden Himmel auf. Gleichgültig, was seine Augen ihm nun zeigten – er konnte
kaum glauben, dass er die ganze Nacht damit verbracht hatte, den Weg vom Hof
nach Emondsfelde zurückzulegen. Natürlich konnte man die Haldenstraße bei Tag,
trotz Steinen und Schlaglöchern, nicht mit dem Wald bei Nacht vergleichen.
Andererseits schien es Tage her zu sein, seit er den schwarz gekleideten Reiter
auf der Straße gesehen hatte, und Wochen, seit Tam und er sich zum Abendessen
hinsetzen wollten. Er fühlte den Deckenstreifen nicht mehr, der ihm in die
Schultern schnitt, aber er fühlte ja überhaupt nichts mehr außer einer
Taubheit, die bis zu den Füßen vorgedrungen war. Allerdings betraf das nicht
die Körpermitte. Er atmete schwer und stoßartig, Hals und Lunge brannten, und
ihm war schlecht vor Hunger.
    Tam war schon vor einer Weile verstummt.
Rand war sich nicht sicher, wie lange es her war, dass Tams Fiebergemurmel
aufgehört hatte, aber er wagte nicht, stehen zu bleiben und nach Tam zu sehen.
Wenn er jetzt innehielt, wäre er nicht mehr in der Lage, erneut aufzubrechen.
Außerdem konnte er für Tam im Moment nichts weiter tun, gleichgültig, in
welchem Zustand er sich befand. Die einzige Hoffnung lag vor ihnen: das Dorf.
Er bemühte sich unter Qualen, schneller zu gehen, doch die Beine staksten
hölzern weiter wie bisher. Den Wind und die Kälte bemerkte er kaum noch.
    Der schwache Geruch eines Holzfeuers
drang ihm in die Nase. Also war er fast da, wenn er den Rauch aus den
Schornsteinen des Dorfs riechen konnte. Ein müdes Lächeln wollte sich gerade
auf seinem Gesicht abzeichnen, als ihm ein Gedanke kam und er die Stirn
runzelte. Der Rauch ballte sich dicht zusammen. Bei diesem kalten Wetter konnte
es schon sein, dass jeder Schornstein im Dorf gleichzeitig rauchte, aber sogar
dafür war die Rauchdecke zu dicht. Das Bild der Trollocs auf der Straße kam ihm
ins Gedächtnis. Trollocs, die von Osten her kamen, aus der Richtung von
Emondsfelde. Er blickte angestrengt nach vorn und versuchte, die ersten Häuser
auszumachen. Er war bereit, um Hilfe zu rufen, sobald er nur irgendjemanden
sah, selbst wenn es Cenn Buie war oder einer der Coplins. Eine leise Stimme in
seinem

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