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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Innern sagte ihm, er solle froh sein, wenn dort noch jemand imstande
sei, ihm zu helfen. Plötzlich sah er durch die letzten kahlen Bäume hindurch
ein Haus. Das brachte seine Beine dazu, sich weiterzubewegen. Doch die Hoffnung
wandelte sich zu tiefer Verzweiflung, als er ins Dorf taumelte.
    Die Hälfte der Häuser von Emondsfelde
bestanden nur noch aus verkohlten Trümmerhaufen. Rußgeschwärzte gemauerte Kamine
ragten wie schmutzige Finger aus verkohlten Balken hervor. Dünne Rauchfäden
kräuselten sich aus den Ruinen. Dorfbewohner mit schmutzverkrusteten
Gesichtern, viele noch in Nachtgewändern, suchten in der Asche herum, bargen
hier einen Kochtopf oder stocherten einsam mit einem Stock in den Trümmern
herum. Die wenigen aus den Flammen geretteten Besitztümer säumten die Straßen:
Hohe Spiegel und lackierte Kommoden und Schränkchen standen da im Staub
zwischen Stühlen und Tischen, waren unter Bettwäsche und Kochgeschirr und
dürftigen Kleidungshaufen und persönlicher Habe begraben.
    Der Pfad der Zerstörung zog sich planlos
durch das Dorf. Fünf Häuser hintereinander waren unversehrt geblieben, während
anderswo nur ein einziges inmitten der Ruinen stand.
    Jenseits des Weinquellenbachs schlugen
die Flammen der drei riesigen Bel-Tine-Freudenfeuer hoch, von einigen Männern
überwacht. Dicke schwarze Rauchsäulen beugten sich im Wind nach Norden, mit
Funkenschauern durchsetzt. Einer der Dhurranhengste von Meister al’Vere
schleifte etwas, das Rand nicht erkennen konnte, über den Boden auf die
Wagenbrücke und die Flammen zu. Bevor er noch die Deckung der Bäume verlassen
hatte, eilte Haral Luhhan mit rußigem Gesicht auf ihn zu, eine Holzfälleraxt in
der kräftigen Faust. Das ascheverkrustete Nachthemd des bulligen Schmieds hing
bis auf seine Stiefel hinunter, und durch einen Riss erkannte Rand die bösartig
rote Schwellung einer Brandwunde auf seiner Brust. Er kniete neben der Bahre
nieder. Tams Augen waren geschlossen, sein Atem ging flach und röchelnd.
    Â»Trollocs, Junge?«, fragte Meister Luhhan
mit heiserer Stimme. »Hier auch. Na ja, vielleicht hatten wir noch mehr Glück
als Verstand. Jedenfalls muss Tam zur Dorfheilerin. Wo bei allem Licht steckt
sie nur? Egwene!«
    Egwene, die gerade mit einer Ladung zu
Binden zerrissener Betttücher vorbeikam, sah sich nach ihnen um, ohne ihren
Schritt zu verlangsamen. Ihre Augen blickten in eine unbestimmte Ferne; dunkle
Ringe ließen sie noch größer erscheinen, als sie sowieso schon waren. Dann sah
sie Rand und blieb stehen. Sie atmete zittrig ein.
    Â»O nein, Rand! Dein Vater? Ist er …?
Komm, ich bringe dich zu Nynaeve.«
    Rand war zu müde, um auch nur ein Wort
herauszubringen. Die ganze Nacht über war Emondsfelde für ihn ein Zufluchtsort
gewesen, wo Tam und er in Sicherheit sein würden. Und nun brachte er es
lediglich fertig, auf ihr vom Rauch fleckiges Kleid zu starren. Er bemerkte
einige Kleinigkeiten, die ihm im Moment sehr wichtig erschienen. Die Knöpfe am
Rücken ihres Kleids waren schief zugeknöpft. Und ihre Hände waren sauber. Er
fragte sich, wieso ihre Hände sauber waren, obwohl ihre Wangen von Ruß
verschmiert waren.
    Meister Luhhan schien zu verstehen, was
ihn bewegte. Er legte seine Axt auf die Bahre, hob ihr hinteres Ende hoch und ruckte
einmal kurz damit, um ihn aufzufordern, Egwene zu folgen. Rand stolperte wie
ein Schlafwandler hinter ihr her. Kurz tauchte in ihm die Frage auf, ob Meister
Luhhan wusste, dass die Kreaturen Trollocs waren, doch der Impuls verflog
sofort wieder. Wenn Tam sie erkannte, gab es keinen Grund, warum Haral Luhhan
das nicht auch tat.
    Â»All die Geschichten sind wahr«, murmelte
er.
    Â»Es scheint so, Junge«, sagte der
Schmied.
    Rand hörte nur halb hin. Er konzentrierte
sich darauf, Egwenes schlanker Gestalt zu folgen. Er hatte sich so weit
gefangen, dass er wünschte, sie würde sich etwas beeilen, obwohl sie nur
langsam ging, damit ihr die beiden Männer mit ihrer Last folgen konnten. Sie
führte sie über das Grün bis zum Haus der Calders. Die Kanten des Strohdachs
waren verkohlt und die weiß getünchten Wände rußverschmiert. Von den Häusern zu
beiden Seiten waren nur die Grundmauern und zwei Haufen mit Asche und
verkohlten Balken übrig geblieben. Eines davon hatte Berin Thane gehört, einem
der Brüder des Müllers. Das andere gehörte

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