Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Boden
liegenden Kasten gelehnt waren. Die großen Halbringe, welche die Plane getragen
hatten, ragten schief, jeder in einem anderen Winkel, daraus hervor.
    Thom Merrilin saß mit übergeschlagenen
Beinen auf den Steinen der alten Grundmauer und schnitt sorgfältig mit einer
kleinen Schere angesengte Enden von den Flicken auf seinem Umhang. Als Rand in
seine Nähe kam, legte er Umhang und Schere beiseite. Ohne zu fragen, ob Rand
Hilfe brauche, hüpfte er herunter und nahm das hintere Ende der Bahre auf.
    Â»Rein? Natürlich, natürlich. Mach dir
keine Sorgen, Junge. Eure Dorfheilerin wird sich seiner schon annehmen. Ich
habe sie bei der Arbeit beobachtet, und sie packt das richtig an. Es könnte
wirklich viel schlimmer sein. Letzte Nacht sind einige ums Leben gekommen.
Vielleicht nicht viele, aber jeder ist für mich einer zu viel. Der alte Fain
ist einfach verschwunden, und das ist für mich am schlimmsten. Die Trollocs
essen alles. Du solltest dem Licht danken, dass dein Vater noch hier ist und
lebt und die Dorfheilerin ihn heilen kann.«
    Rand blockte die Stimme ab – Er ist mein Vater  –, sodass die
Worte zu bedeutungslosen Lauten wurden, die er genauso wenig beachtete wie das
Summen einer Fliege. Er konnte keine weiteren Versuche ertragen, seine Stimmung
zu heben. Nicht jetzt. Nicht, bis Bran al’Vere ihm gesagt hatte, wie man Tam
helfen konnte.
    Plötzlich stand er vor der Tür der
Schenke, und da war etwas mit einem angekohlten Stock draufgekritzelt: eine
schwarze Träne, die auf ihrer Spitze stand. So viel war geschehen, dass es ihn
kaum überraschte, die Tür der Weinquellen-Schenke mit dem Drachenzahn markiert
zu finden. Warum jemand den Wirt oder seine Familie des Bösen beschuldigte oder
dass sie Unglück brächten, verstand er nicht, doch die Nacht hatte ihn von
einem überzeugt: Alles war möglich. Wirklich alles.
    Als der Gaukler ihn mit der Bahre
anstieß, hob er den Türriegel und trat ein.
    Der Schankraum war leer und kalt, denn
niemand hatte Zeit gefunden, Feuer zu machen. Der Bürgermeister saß an einem
der Tische und stippte seine Schreibfeder mit konzentrierter Miene in ein
Tintenfass. Sein grau meliertes Haupt war über eine Schriftrolle gebeugt. Sein
Nachthemd hatte er nachlässig in die Hose gesteckt – es beulte sich um die
breiten Hüften kräftig aus –, und er kratzte unbewusst einen nackten Fuß mit
den Zehen des anderen. Seine Füße waren schmutzig, als sei er mehr als einmal
draußen gewesen, ohne sich die Mühe zu machen, Stiefel anzuziehen, und das
trotz des kalten Wetters. »Was habt Ihr auf dem Herzen?«, wollte er wissen,
ohne aufzublicken. »Macht schnell! Ich muss zwei Dutzend Dinge auf einmal
erledigen und noch mehr, was schon vor einer Stunde hätte erledigt werden
sollen. Also habe ich wenig Zeit und Geduld. Also? Raus damit!«
    Â»Meister al’Vere?«, sagte Rand. »Es ist
mein Vater.«
    Der Kopf des Bürgermeisters fuhr hoch.
»Rand? Tam?« Er warf die Feder auf den Tisch und sprang so schnell auf, dass er
den Stuhl umstieß. »Vielleicht hat uns das Licht doch nicht ganz verlassen. Ich
fürchtete, ihr wäret beide tot. Bela galoppierte eine Stunde nach dem Abzug der
Trollocs ins Dorf, schaumbedeckt und schnaufend, als sei sie den ganzen Weg vom
Hof hierher galoppiert, und ich dachte … Keine Zeit jetzt. Wir bringen ihn
hinauf.« Er packte das Ende der Bahre und schob den Gaukler mit der Schulter
zur Seite. »Ihr holt die Dorfheilerin, Meister Merrilin. Und sagt ihr, ich habe
Euch aufgetragen, sie ganz schnell zu holen! Sei beruhigt, Rand. Du kommst bald
in ein gutes, weiches Bett. Geht, Gaukler, geht schon!«
    Thom Merrilin verschwand durch die Tür,
bevor Rand etwas sagen konnte. »Nynaeve hat nichts getan. Sie sagt, sie könne
ihm nicht helfen … Ich hoffte, Ihr hättet eine Idee.«
    Meister al’Vere sah Rand scharf an und
schüttelte dann den Kopf. »Wir werden sehen, Junge. Wir werden sehen.« Aber er
hörte sich nicht mehr so zuversichtlich an. »Bringen wir ihn zu Bett. Zumindest
kann er dort angenehmer liegen.«
    Rand ließ sich auf die Treppe am Ende des
Schankraums zuschieben. Er bemühte sich sehr, die Hoffnung zu bewahren, dass
Tam wieder gesund würde, aber er hatte sich damit stets auf dünnem Eis bewegt,
wie er jetzt erkannte, und die plötzlichen Zweifel in der Stimme

Weitere Kostenlose Bücher