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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Erpressung. Perrin konnte sich nicht vorstellen, dass Masema sich so etwas gefallen ließ. Vor allem nicht Erpressung durch eine Aes Sedai.
    Er gab vor, eine weitere Keule abzureißen, und schaffte es, das Papier zusammenzufalten und sich in den Ärmel zu stecken. Es war trotz allem ein Beweis. Aber wovon? Wie konnte ein Mann gleichzeitig den Wiedergeborenen Drachen fanatisch verehren und ein Verräter sein? Konnte er das Dokument jemandem abgenommen haben? Aber wem? Einem gefangenen Kollaborateur? Aber warum sollte Masema es unter Verschluss halten, es sei denn, es war für ihn bestimmt? Er hatte sich mit den Seanchanern getroffen. Und wofür hatte er es benutzen wollen? Wer vermochte schon zu sagen, was man mit so einem Dokument alles tun konnte? Perrin seufzte schwer. Er hatte so viele Fragen und keine Antworten. Vielleicht würde Balwer eine Idee haben.
    Auf den Geschmack gekommen wollte sein Magen, dass er die Keule in seiner Hand und den Rest des Rebhuhns verschlang, aber er verschloss den Korbdeckel fest und versuchte, kleine Bissen zu nehmen. Eines konnte er selbst herausfinden. »Was hat Annoura sonst noch gesagt? Über Masema?«
    »Nichts, außer dass er gefährlich ist und ich ihm aus dem Weg gehen soll, als hätte ich das nicht schon bereits gewusst. Sie verabscheut ihn und spricht auch nicht gern über ihn.« Wieder ein kurzes Zögern, dann fügte Berelain hinzu: »Warum?« Die Erste von Mayene war an Intrigen gewöhnt, und sie achtete auf das, was nicht gesagt wurde.
    Perrin nahm noch einen Bissen, um sich einen Augenblick Zeit zu verschaffen, während er kaute und schluckte. Er war nicht an Intrigen gewöhnt, aber er war genügend Intrigen ausgesetzt gewesen, um zu wissen, dass es gefährlich sein konnte, wenn man zu viel sagte. Oder zu wenig, selbst wenn Balwer anders darüber dachte. »Annoura hatte ein Geheimtreffen mit Masema. Masuri auch.«
    Berelains aufgesetztes Lächeln blieb an Ort und Stelle, aber jetzt ging auch noch Sorge von ihr aus. Sie wollte sich im Sattel umdrehen, um zu den beiden Aes Sedai hinüberzublicken, beherrschte sich aber und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Aes Sedai haben immer ihre Gründe«, war alles, was sie dazu zu sagen hatte. Nun ja, war sie besorgt, weil sich ihre Beraterin mit Masema traf oder dass Perrin davon wusste oder …? Er hasste diese ganzen Verwicklungen. Sie behinderten nur die wichtigen Dinge. Beim Licht, er hatte die zweite Keule auch schon abgenagt! In der Hoffnung, dass Berelain es nicht bemerkt hatte, warf er den Knochen hastig zur Seite. Sein Magen verlangte knurrend nach mehr.
    Ihre Leute waren auf Distanz geblieben, aber Aram war ein kurzes Stück auf Perrin und Berelain zugeritten und beugte sich vor, um sie zwischen den schattenverhüllten Bäumen zu betrachten. Die Weisen Frauen standen etwas abseits und unterhielten sich, ohne anscheinend zu bemerken, dass sie bis zu den Knöcheln im Schnee standen oder dass die kalte Brise heftig genug geworden war, um die Enden ihrer Schultertücher zu bewegen. Trotzdem schaute gelegentlich auch eine von ihnen in Perrins und Berelains Richtung. Perrins Privatsphäre hielt keine Weise Frau davon ab, ihre Nase dort hineinzustecken, wo auch immer sie wollte. In dieser Beziehung waren sie wie die Aes Sedai. Auch Masuri und Annoura schauten zu, obwohl sie sich von den anderen fernzuhalten schienen. Perrin wäre jede Wette eingegangen, dass beide Schwestern ohne die Anwesenheit der Weisen Frauen mit der Einen Macht gelauscht hätten. Natürlich wußten auch die Weisen Frauen, wie man das anstellte, und sie hatten Masuris Besuch bei Masema erlaubt. Würden die Aes Sedai die Zähne zusammenbeißen, wenn sie bemerkten, dass die Weisen Frauen mit der Macht lauschten? Annoura schien die Weisen Frauen beinahe mit der gleichen Vorsicht zu behandeln wie Masuri.
    Beim Licht, er hatte keine Zeit für dieses Dornengestrüpp! Aber er musste darin leben.
    »Wir haben ihnen genug gegeben, worüber sie sich das Maul zerreißen können«, sagte er. Nicht, dass sie mehr brauchten, als sie ohnehin schon hatten. Er schob den Tragegriff des Korbs über den Sattelknauf und stieß Traber in die Flanken. Es konnte wohl kaum als treulos gelten, ein gebratenes Huhn zu essen.
    Berelain schloss sich ihm nicht sofort an, holte ihn aber ein, bevor er Aram erreichte, und zügelte ihr Pferd neben ihm. »Ich werde herausfinden, was Annoura vorhat«, sagte sie entschlossen und schaute starr geradeaus. Ihr Blick war hart.

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