Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
Verzweiflung. Zehn Septen oder der ganze Clan der Shaido, sie hielten noch immer Faile gefangen, und er musste noch immer einen Weg finden.
»Was spielt es für eine Rolle, wie viele es sind?«, wollte Aram wissen. »Als Trollocs zu den Zwei Flüssen kamen, da waren es Tausende, Zehntausende, aber wir haben sie trotzdem getötet. Shaido können nicht schlimmer als Trollocs sein.«
Perrin blinzelte, völlig überrascht, den Mann hinter sich zu finden, ganz zu schweigen von Berelain und Gallenne und den Aes Sedai. In seiner Eile, Elyas zu erreichen, hatte er alles andere verdrängt. Zwischen den Bäumen hielten die kaum auszumachenden Soldaten, die Arganda herangeführt hatte, um Masema abzuwehren, noch immer ihre unregelmäßigen Reihen aufrecht, aber Berelains Leibwache bildete einen losen Kreis mit Elyas in der Mitte, die Lanzen auswärtsgerichtet. Die Weisen Frauen standen außerhalb des Kreises und hörten Elienda mit ernsten Gesichtern zu. Sie sprach leise und schüttelte manchmal den Kopf. Ihre Einschätzung der Dinge war kein bisschen zuversichtlicher als die von Elyas. Perrin musste in der Eile den Korb verloren oder ihn weggeworfen haben, denn er hing jetzt an Berelains Sattel. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck von … konnte es etwa Mitgefühl sein? Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, er war zu müde, um vernünftig denken zu können. Aber jetzt musste er vernünftig denken, in diesem Augenblick mehr als jemals zuvor. Sein nächster Fehler konnte der letzte sein – für Faile.
»So wie man es mir erzählt hat, Kesselflicker«, sagte Elyas ruhig, »kamen bei den Zwei Flüssen die Trollocs zu euch, und es ist euch gelungen, sie in die Zange zu nehmen. Hast du irgendwelche großartigen Pläne, um die Shaido in die Zange zu nehmen?« Aram starrte ihn mürrisch an. Elyas hatte ihn schon gekannt, bevor er das Schwert ergriffen hatte, und trotz seiner hellbunten Kleidung mochte es Aram gar nicht, an diese Zeit erinnert zu werden.
»Zehn Septen oder fünfzig«, knurrte Arganda, »es muss eine Möglichkeit geben, die Königin zu befreien. Und die anderen natürlich auch.« Sein hartes Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzogen, aber er roch ungestüm, wie ein Fuchs, der bereit war, sich das eigene Bein abzunagen, um aus einer Falle zu entkommen. »Würden …? Würden sie ein Lösegeld akzeptieren?« Der Ghealdaner sah sich um, bis er Marline entdeckte, die sich an den Geflügelten Wachen vorbeischob. Trotz des Schnees schritt sie gleichmäßig daher, geriet nicht ein einziges Mal ins Stolpern. Die anderen Weisen Frauen waren nicht länger zwischen den Bäumen zu sehen, genauso wenig wie Elienda. »Würden diese Shaido ein Lösegeld annehmen … Weise Frau?« Die Nennung ihres Titels klang wie ein nachträglicher Einfall. Arganda war nicht länger der Überzeugung, dass die sich bei ihnen befindlichen Aiel von der Entführung gewusst hatten, aber da gab es noch immer ein tief sitzendes Misstrauen.
»Das weiß ich nicht.« Marline schien seinen Tonfall nicht zu bemerken. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand sie da und blickte Perrin an und nicht Arganda. Es war einer jener Blicke, mit denen eine Frau einen maß und abschätzte, bis sie einem einen Anzug hätte nähen oder sagen können, wann man das letzte Mal die Unterwäsche gewaschen hatte. Als er noch Zeit für solche Dinge gehabt hatte, hätte ihm das Unbehagen bereitet. Als sie weitersprach, war ihr Tonfall keinesfalls belehrend; sie stellte lediglich die Fakten dar. Möglicherweise meinte sie es sogar so. »Die Zahlung von Lösegeld, wie ihr Feuchtländer es nennt, entspricht nicht unseren Bräuchen. Gai’shain können als Geschenk weitergereicht werden oder gegen andere Gai’shain eingetauscht werden, es sind jedoch keine Tiere, die man verkauft. Aber es hat den Anschein, als würden die Shaido nicht länger dem Ji’e’toh folgen. Sie machen Feuchtländer zu Gai’shain und nehmen jeden, statt nur jeden fünften. Vielleicht setzten sie einen Preis fest.«
»Meine Juwelen stehen Euch zur Verfügung, Perrin«, warf Berelain mit fester Stimme und unbewegtem Gesicht ein. »Falls nötig, können Grady oder Neald aus Mayene auch Gold holen.«
Gallenne räusperte sich. »Altaraner sind an Plünderer gewöhnt, meine Lady, ob es nun benachbarte Adlige oder Banditen sind«, sagte er langsam und schlug die Zügel in die Handfläche. Obwohl er zögerte, Berelain zu widersprechen, hatte er sich offensichtlich dazu entschlossen. »So weit von
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