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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Seit ihrer Gefangennahme hatte sie ihn oft gesehen, viel zu oft, als sich nur durch Zufälle erklären ließ. Er war ihr gefolgt. Was hatte er Nadric gesagt? Er hatte sie Sevanna nicht gegeben und sie auch nicht gegen etwas eingetauscht. Obwohl er sie gefangen genommen hatte, schien er es nicht für richtig zu halten, Feuchtländer zu Gai’shain zu machen – die meisten Bruderlosen vertraten diese Ansicht –, aber anscheinend beanspruchte er noch immer das Recht auf ihre Person.
    Sie war sich sicher, keine Angst haben zu müssen, dass er versuchen würde, sie mit Gewalt zu nehmen. Rolan hatte seine Chance gehabt, als er sie nackt und gefesselt vor sich hatte, und damals hätte er genauso gut einen Zaunpfosten ansehen können. Vielleicht konnte er Frauen nichts abgewinnen. Auf jeden Fall waren die Bruderlosen fast ebensolche Außenseiter unter den Shaido wie die Feuchtländer. Kein Shaido vertraute ihnen vorbehaltlos, und die Bruderlosen erschienen selbst oft wie Männer, die sich die Nase zuhielten und das in ihren Augen kleinere Übel akzeptierten, statt sich mit dem größeren abzufinden, die sich aber nicht länger so sicher waren, was das kleinere Übel wirklich war. Wenn sie mit dem Mann Freundschaft schließen konnte, würde er vielleicht bereit sein, ihr zu helfen. Nicht bei einer Flucht – das wäre zu viel verlangt gewesen –, aber … Oder doch nicht? Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, bestand darin, es zu versuchen.
    »Danke«, sagte sie erneut, und diesmal brachte sie ein Lächeln zustande. Überraschenderweise erwiderte er das Lächeln. Es war ein kleines Lächeln, kaum zu sehen, aber Aiel waren nicht für ihre überschwängliche Art bekannt. Sie erschienen kalt und abweisend, bevor man sie besser kennenlernte.
    Ein paar Schritte gingen sie schweigend nebeneinander her, er trug den Korb mit einer Hand, und sie hielt den Gewandsaum hoch. Man hätte denken können, sie würden einen Spaziergang machen. Wenn man etwas im Auge hatte. Einige der vorbeigehenden Gai’shain starrten sie überrascht an, senkten aber schnell wieder den Blick. Faile wusste nicht, wie sie anfangen sollte, er sollte schließlich nicht glauben, dass sie mit ihm flirtete; möglicherweise gefielen ihm Frauen ja doch, aber er kam ihr zuvor.
    »Ich habe dich beobachtet«, sagte er. »Du bist stark und wild, und ich glaube, du hast keine Angst. Die meisten Feuchtländer sind halb wahnsinnig vor Angst. Die stellen sich so lange dumm an, bis sie bestraft werden, und dann weinen sie und kriechen. Ich glaube, du bist eine Frau mit viel Ji .«
    »Ich habe Angst«, erwiderte sie. »Ich versuche bloß, es nicht zu zeigen. Weinen nützt nichts.« Das glaubten die meisten Männer. Tränen konnten einem in die Quere kommen, wenn man dies zuließ, aber ein paar in der Nacht vergossene Tränen konnten einem dabei helfen, den nächsten Tag zu überstehen.
    »Es gibt Augenblicke, in denen man weinen sollte, und Augenblicke, in denen sollte man lachen. Ich würde dich gern einmal lachen sehen.«
    Sie lachte, ein trockenes Lachen. »Solange ich Weiß trage, gibt es dafür wenig Anlass, Rolan.« Sie betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. War sie zu schnell? Aber er nickte nur.
    »Ich würde es trotzdem gern sehen. Ein Lächeln passt zu deinem Gesicht. Lachen würde ihm noch besser stehen. Ich habe keine Ehefrau, aber manchmal kann ich eine Frau zum Lachen bringen. Ich habe gehört, du hast einen Ehemann?«
    Überrascht stolperte Faile über die eigenen Füße und griff haltsuchend nach seinem Arm. Sie riss die Hand schnell weg und musterte ihn am Kapuzenrand vorbei. Er blieb lange genug stehen, bis sie wieder sicher stand, und ging weiter, als sie sich in Bewegung setzte. Seine Miene verriet nicht mehr als milde Neugier. Nadric zum Trotz stellte nach den Sitten der Aiel die Frau die Fragen, nachdem ein Mann ihr Interesse erregt hatte. Ihr Geschenke zu machen war eine Möglichkeit. Sie zum Lachen zu bringen, eine andere. Soviel zu der Überlegung, dass er nicht auf Frauen stand. »Ich habe einen Ehemann, Rolan, und ich liebe ihn sehr. Sogar über alles. Ich kann es nicht erwarten, zu ihm zurückzukehren.«
    »Was mit dir geschieht, während du Gai’shain bist, kann man dir nicht zum Vorwurf machen, sobald du das Weiß abgelegt hast«, sagte er ruhig. »Aber vielleicht betrachtet ihr Feuchtländer das nicht auf diese Weise. Dennoch kann es sehr einsam sein, wenn man Gai’shain ist. Vielleicht können wir uns ja gelegentlich

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