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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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heißen Wasser zu holen. Das würde man in Kübeln bringen, die aus zwei Schichten Holz gefertigt und mit Deckeln versehen waren, damit ihr Inhalt auf dem Weg aus der Küche nicht abkühlte; allerdings würde sich ihr Eintreffen möglicherweise etwas verschieben, weil die Gardistinnen sie nach im Wasser verborgenen Messern durchsuchen würden.
    Aviendha betrachtete die zweite Badewanne fast so misstrauisch, wie Essande Birgitte ansah; die eine fühlte sich noch immer unbehaglich dabei, sich in Wasser zu setzen, und die andere konnte noch immer nicht akzeptieren, dass während eines Bads mehr Personen als unbedingt nötig anwesend waren, aber die weißhaarige Frau verlor keine Zeit und drängte Elayne und Aviendha stumm in das Ankleidezimmer, in dem ein weiteres Feuer in einem großen Marmorkamin die Luft ihrer Kälte beraubt hatte. Es war für Elayne eine große Erleichterung, dass Essande ihr aus dem Reitgewand half, denn sie wusste, dass mehr auf sie wartete als ein hastiges Bad und gespielte Gelassenheit, während sie sich darüber sorgen musste, wie schnell sie ihr nächstes Ziel erreichen konnte. Weitere Täuschungen warteten und – beim Licht! – andere Sorgen, aber sie war zu Hause, und das zählte viel. Beinahe konnte sie das im Westen leuchtende Fanal vergessen. Beinahe. Gut, nicht mal annähernd, aber sie konnte aufhören, sich deswegen verrückt zu machen, solange sie nicht darüber nachdachte.
    Als sie ausgezogen waren – Aviendha schlug Naris’ Hände weg, nahm ihren Schmuck selbst ab und gab sich alle Mühe, so zu tun, als wäre die Kammerzofe gar nicht da und ihre Kleidung würde sich irgendwie von selbst ablegen –, als man sie in bestickte Seidenroben gehüllt und ihre Haare mit weißen Handtüchern zu Turbanen hochgewickelt hatte – Aviendha unternahm drei Versuche, und erst als die Konstruktion das dritte Mal zusammenbrach, erlaubte sie Naris, es zu tun, wobei sie etwas davon murmelte, so verweichlicht zu werden, dass sie bald jemanden brauchen würde, der ihr die Stiefel zuschnürte, bis Elayne anfing zu lachen und sie mit einfiel, wobei sie den Kopf zurückwarf und Naris wieder von vorn anfangen musste –, als das alles erledigt war und sie in das Schlafgemach zurückkehrten, waren die Badewannen gefüllt, und der Duft von Rosenöl, das man dem Wasser hinzugefügt hatte, schwängerte die Luft. Die Männer, die das Wasser gebracht hatten, waren natürlich weg, und Sephanie wartete mit hochgeschobenen Ärmeln für den Fall, dass jemand den Rücken gewaschen haben wollte. Birgitte saß auf der Truhe mit den Intarsien aus Türkis am Fuß des Bettes, die Ellbogen auf die Knie gestützt.
    Elayne erlaubte Essande, ihr aus der hellgrünen Robe zu helfen, und tauchte sofort bis zum Hals in das Wasser ein, das fast zu heiß war, aber eben nur fast. Zwar ließ das ihre Knie herausragen, aber es hüllte den größten Teil von ihr in die Wärme ein, und sie seufzte, als sie fühlte, wie die Müdigkeit aus ihr heraus und Ermattung in sie hineinkroch. Heißes Wasser musste das größte Geschenk der Zivilisation sein.
    Aviendha starrte die andere Wanne an und zuckte zusammen, als Naris ihre lavendelfarbene und mit aufgestickten Blumen auf den Ärmeln verzierte Robe ausziehen wollte. Mit einer Grimasse erlaubte sie es schließlich und trat behutsam in das Wasser, aber sie riss Sephanie die runde Seife aus der Hand und fing an, sich energisch einzuseifen. Energisch, aber achtsam, um nicht auch nur einen Tropfen Wasser über den Wannenrand zu spritzen. Die Aiel benutzten Wasser zum Waschen, so wie sie es auch in den Schweißzelten taten, vor allem, um das Haarwaschmittel auszuspülen, das sie aus einem in der Wüste wachsenden Gewächs herstellten, aber das Schmutzwasser wurde verwahrt, um das Getreide zu wässern. Elayne hatte ihr zwei der großen Zisternen unterhalb von Caemlyn gezeigt, die von unterirdischen Flüssen gespeist wurden und groß genug waren, dass das andere Ufer inmitten eines Waldes aus dicken Säulen und Schatten verschwand, aber die trockene Wüste lag Aviendha im Blut.
    Birgitte ignorierte Essandes vielsagende Blicke – sie sagte selten zwei Worte mehr als nötig und hielt Bäder für eine Zeit des Schweigens – und redete, während sie badeten, obwohl sie darauf achtete, was sie vor Naris und Sephanie sagte. Es war unwahrscheinlich, dass sie im Sold eines anderen Hauses standen, aber Zofen klatschten fast so ungeniert wie Männer – das schien fast schon eine Tradition zu sein.

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