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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gab keinen Grund, warum das hier anders sein sollte.
    Wo sich die Grünen auf die Grenzländer konzentrierten, nahmen die Grauen den Süden ins Visier. Jede Ajah war von den Berichten aus Illian und Tear über die große Anzahl von Wilden unter dem Meervolk fasziniert, wenn es denn stimmte, auch wenn starke Zweifel zu bestehen schienen, dass es wahr sein konnte, denn schließlich hätten die Schwestern schon zuvor darüber Bescheid wissen müssen. Wie wollte man so etwas schließlich verbergen? Niemand wies darauf hin, dass sie einfach das akzeptiert hatten, was sie an der Oberfläche gesehen hatten, ohne jemals tiefer zu schauen. Aber die Grauen waren von der Bedrohung Illians durch die Seanchaner fasziniert sowie von der kürzlich begonnenen Belagerung des Steins von Tear. Kriege und Kriegsdrohungen schlugen Graue immer in ihren Bann, da sie ihr Leben der Beendigung von Auseinandersetzungen widmeten. Und natürlich der Ausweitung ihres Einflusses; jedes Mal, wenn die Grauen einen Krieg durch einen Vertrag beendeten, erhöhten sie den Einfluss aller Aes Sedai, aber hauptsächlich den der Grauen. Doch die Seanchaner schienen sich jeder Art von Verhandlung zu entziehen, jedenfalls durch Aes Sedai, und die Empörung der Grauen, dass man ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, schlug sich in den knappen Worten über seanchanische Vorstöße über die Grenze und die ständig wachsende Zahl der Streitkräfte nieder, die von Lord Gregorin versammelt wurden, dem Verwalter des Wiedergeborenen Drachen in Illian, ein Titel, der selbst Gründe zur Sorge bot. Tear hatte seinen eigenen Verwalter für den Wiedergeborenen Drachen, den Hochlord Darlin Sisnera, und er wurde im Stein von Adligen belagert, die sich weigerten, Rand anzuerkennen. Es war eine sehr seltsame Belagerung. Der Stein hatte seine eigenen Docks, und Darlins Feinde konnten den Nachschub selbst dann nicht abschneiden, wenn sie den Rest der Stadt hielten, was sie auch taten, und sie schienen sich damit zufriedenzugeben, dort sitzen zu bleiben und abzuwarten. Vielleicht wussten sie auch einfach nur nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Allein die Aiel hatten den Stein im Sturm erobern können, und noch nie hatte ihn jemand ausgehungert. Die Grauen hatten Grund zur Hoffnung in Tear.
    Egwene hob den Kopf, als sie den unteren Rand der Seite las, und sie legte sie eilig beiseite und nahm die nächste. Die Grauen hatten Grund zur Hoffnung gehabt. Anscheinend war eine Graue Schwester erkannt worden, als sie aus dem Stein gekommen war, und man war ihr zu einem Treffen mit Hochlord Tedosian und der Hochlady Estanda gefolgt, zwei der prominentesten Mitglieder der Belagerer. »Merana«, hauchte sie. »Sie sagen, es war Merana Ambrey, Siuan.« Unbewusst massierte sie sich die Schläfe. Die Schmerzen hinter den Augen waren stärker geworden.
    »Sie könnte Gutes bewirken.« Siuan stand auf und ging über die Teppiche zu einem kleinen Tisch an der Zeltwand, auf dem mehrere nicht zueinanderpassende Pokale und zwei Kannen auf einem Tablett standen. Die Silberkanne enthielt gewürzten Wein, die blaue Tonkanne Tee; beide waren beim ersten Tageslicht für die Ankunft der Amyrlin dort hingestellt worden und schon lange kalt. Niemand hatte damit gerechnet, dass Egwene zum Fluss ritt. »Solange Tedosian und die anderen nicht mitbekommen, für wen sie wirklich arbeitet.« Siuans Stola rutschte von einer Schulter, als sie die Kanne betastete, und kurz flammte das Licht Saidars um sie herum auf, als sie Feuer lenkte und den Inhalt erwärmte. »Sie werden ihr nicht glauben, dass sie in gutem Glauben verhandelt, wenn sie herausfinden, dass sie die Kreatur des Wiedergeborenen Drachen ist.« Sie füllte einen polierten Zinnbecher mit Tee, tat großzügig Honig hinein, rührte um und brachte Egwene den Becher. »Das könnte Euch helfen. Es ist ein Kräutertrank, den Chesa gefunden hat, aber der Honig verbessert den Geschmack.«
    Egwene probierte vorsichtig und stellte den Becher mit einem Schaudern wieder ab. Wenn es mit Honig so scharf schmeckte, wollte sie sich nicht vorstellen, wie es wohl ungesüßt war. Da waren ja vielleicht sogar die Kopfschmerzen besser. »Wie könnt Ihr das so ruhig aufnehmen, Siuan? Dass Merana in Tear auftaucht, ist der erste echte Beweis, den wir haben. Da glaube ich ja noch eher, dass Eure Sitzenden zufällig zusammengekommen sind.«
    Am Anfang war es nicht mehr als ein Raunen hinter vorgehaltener Hand gewesen, von den Ajahs oder von Siuans

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