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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Vielleicht waren es doch all diese unaufhörlich redenden Schwestern gewesen, die ihre Kopfschmerzen vertrieben hatten. »Halima flirtet, aber ich glaube nicht, dass sie jemals weitergegangen ist.«
    Einen Augenblick lang schwieg Chesa und schürzte die Lippen. Schließlich sagte sie: »Sie flößt mir … Unbehagen ein, Mutter. Da ist etwas an Halima, das nicht stimmt. Ich fühle es jedes Mal in ihrer Gegenwart. Es ist so, als würde sich jemand hinter mir anschleichen, oder ich würde bemerken, dass mir ein Mann beim Baden zusieht, oder …« Sie lachte, aber es war ein unbehaglicher Laut. »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es stimmt eben etwas nicht.«
    Egwene seufzte und schmiegte sich tiefer unter die Decken. »Gute Nacht, Chesa.« Sie griff kurz nach der Macht und löschte die Lampe. »Ihr schlaft heute in Eurem eigenen Zelt.« Halima würde sich vielleicht aufregen, wenn sie kam und jemand anderen auf ihrer Pritsche vorfinden würde. Hatte die Frau wirklich einem Mann den Arm gebrochen? Der Mann musste sie irgendwie provoziert haben.
    Sie wollte Träume in dieser Nacht, unbeschwerte Träume – zumindest Träume, an die sie sich erinnern konnte; nur wenige ihrer Träume hätte man als unbeschwert bezeichnen können –, aber zuerst musste sie eine andere Art von Traum betreten, und was das anging, war es einige Zeit her, dass sie dafür hatte schlafen müssen. Sie brauchte auch keines der Ter’angreale , die der Saal so beschützte. In eine leichte Trance hinüberzugleiten fiel nicht schwerer, als sich dazu zu entscheiden, vor allem so müde, wie sie war, und …
    … körperlos schwebte sie in endloser Finsternis, die von einem endlosen Lichtermeer umgeben war, einem gewaltigen Strudel winziger Lichtpunkte, die heller strahlten als die Sterne in der klarsten Nacht und die zahlreicher als alle Sterne waren. Das waren die Träume aller Menschen auf der Welt, der Menschen aller Welten, die es gab oder geben konnte, Welten, die so seltsam waren, dass sie sie nicht einmal annähernd verstehen konnte, und sie alle waren hier in der winzigen Lücke zwischen dem Tel’aran’rhiod und der wachen Welt zu sehen, dem unendlichen Raum zwischen der Wirklichkeit und den Träumen. Einige dieser Träume erkannte sie auf den ersten Blick. Sie sahen alle gleich aus, dennoch kannte sie sie so genau wie die Gesichter ihrer Schwestern. Manche mied sie. Rands Träume waren immer abgeschirmt, und sie befürchtete, er würde es wissen, wenn sie einen Blick daraufzuwerfen versuchte. Der Schild würde sowieso verhindern, dass sie etwas sah. Schade, dass sie anhand der Träume nicht feststellen konnte, wo sich die Person gerade befand. hier konnten zwei Lichtpunkte direkt nebeneinanderliegen, dabei waren die Träumer tausend Meilen voneinander entfernt. Gawyns Träume zogen an ihr, und sie floh. Seine Träume bargen eigene Gefahren, nicht zuletzt deshalb, weil ein Teil von ihr darin versinken wollte. Nynaeves Träume ließen sie innehalten und weckten in ihr den Wunsch, dieser närrischen Frau die Furcht vor dem Licht einzubläuen, aber bis jetzt war es Nynaeve gelungen, sie zu ignorieren, und Egwene würde nicht so weit sinken, sie gegen ihren Willen im Tel’aran’rhiod hinzuzuziehen. So etwas taten nur die Verlorenen. Aber es war eine Versuchung.
    Sie bewegte sich, ohne sich zu bewegen, und suchte nach bestimmten Träumern. Zumindest einen von zweien; beide würden es tun. Die Lichter schienen um sie herumzuwirbeln, sie rasten so schnell an ihr vorbei, dass sie zu Streifen verschwammen, während sie reglos im Sternenmeer schwebte. Sie hoffte, dass zumindest einer von denen, die sie suchte, bereits schlief. Das Licht wusste, dass es für jeden spät genug war. Sich vage ihres eigenen Körpers in der wachen Welt bewusst, fühlte sie, wie sie gähnte und unter den Decken die Beine anzog.
    Dann entdeckte sie den Lichtpunkt, den sie suchte, und er wuchs in ihrer Sicht, als er auf sie zuraste, von einem Stern am Himmel zum Vollmond zu einer schimmernden Mauer, die ihr Blickfeld ausfüllte und wie ein lebendes Etwas pulsierte. Natürlich berührte sie sie nicht; das konnte bei diesem Träumer zu allen möglichen Komplikationen führen. Außerdem wäre es peinlich gewesen, zufällig in den Traum einer anderen Person zu geraten. Sie griff mit ihrem Willen über den haarfeinen Raum, der zwischen ihr und dem Traum bestehen blieb, und sprach vorsichtig, damit man es nicht als Schrei hören würde. Sie hatte keinen Körper,

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