Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
aufrechterhalten zu können, und das bedeutete, sie mussten an den niedrigen Steinmauern vorbei, die die Felder voneinander abtrennten. Manche hatten Tore, die von dem Besitz eines Bauern zum nächsten führten, vermutlich damit man sich Pfluggespanne teilen konnte, und über andere sprangen sie mit flatternden Wimpeln an ihren Lanzen hinüber und riskierten die Beine ihrer Tiere und die eigenen Hälse. Ehrlich gesagt sorgte sich Perrin weniger wegen ihren Hälsen.
Will und die beiden Narren, die den Wolfskopf und den Roten Adler trugen, gesellten sich zu dem Bannermann der Mayener hinter den Aes Sedai und den Behütern, aber die anderen Männer von den Zwei Flüssen verteilten sich, um die Wagenreihe zu flankieren. Es waren viel zu viele Karren, um sie von zwanzig Mann schützen zu lassen, aber die Kutscher würden sich sicherer fühlen, wenn sie sie sahen. Nicht, dass jemand mit Straßenräubern rechnete oder Shaido, was das anging, aber niemand fühlte sich außerhalb des Lagers wohl. Auf jeden Fall würden sie hier jede Bedrohung sehen können, bevor sie sie erreichte.
Das Land mit den sanften Hügeln gestattete eigentlich keine weite Sicht, aber es war Bauernland, mit soliden, strohgedeckten Steinhäusern und auf den Feldern verstreuten Scheunen, und nirgendwo gab es so etwas wie Wildnis. Selbst die kleinsten Dickichte, die sich an die Hänge schmiegten, wurden zur Gewinnung von Brennholz genutzt. Aber plötzlich fiel Perrin auf, dass der Schnee auf der Straße vor ihm nicht frisch war, doch die einzigen Spuren von Gallennes Vorhut stammten. In den dunklen Häusern und Scheunen regte sich nichts, aus den dicken Schornsteinen stieg kein Rauch auf. Das Land schien vollkommen still und absolut verlassen zu sein. Seine Nackenhaare wollten sich aufstellen.
Ein Ausruf von einer der Aes Sedai ließ ihn über die Schulter sehen, und er folgte Masuris zeigendem Finger nach Norden zu einem Umriss, der durch die Luft flog. Auf den ersten Blick hätte man es für eine große Fledermaus halten können, die auf langen, gerippten Schwingen in östliche Richtung flog, eine seltsame Fledermaus mit langem Hals und einem langen, dünnen Schwanz. Gallenne bellte eine Verwünschung und drückte sein Fernrohr ans Auge. Perrin konnte auch ohne Hilfsmittel gut genug sehen und sogar die Gestalt eines menschlichen Wesens ausmachen, die sich auf dem Rücken der Kreatur festklammerte und auf ihr ritt wie auf einem Pferd.
»Seanchaner«, hauchte Berelain, und sowohl ihre Stimme wie auch ihr Geruch waren besorgt.
Perrin drehte sich im Sattel um, um den Flug des Ungetüms zu verfolgen, bis das grelle Licht der aufgehenden Sonne ihn dazu zwang, sich abzuwenden. »Das hat nichts mit uns zu tun«, sagte er. Wenn Neald einen Fehler gemacht hatte, würde er ihn erdrosseln.
KAPITEL 26
In So Habor
W ie sich herausstellte, hatte Neald, der zurückbleiben musste, um das Wegetor offen zu halten, bis Kireyin und die Ghealdaner hindurch waren, das Wegetor in unmittelbarer Nähe seines Ziels geöffnet. Er und Kireyin holten die Gruppe im Galopp ein, als Perrin gerade einen Hügel hinaufritt und sein Pferd zügelte, da sich So Habor vor ihm erhob; die Stadt befand sich auf der anderen Seite eines kleinen Flusses, der von zwei bogenförmigen Holzbrücken überspannt wurde. Perrin war kein Soldat, aber er erkannte auf den ersten Blick, warum Masema den Ort in Ruhe gelassen hatte. In unmittelbarer Nähe des Flusses verfügte die Stadt über zwei massive, mit Türmen versehene Steinmauern, und die innere war höher als die äußere. An einem langen Kai, der sich von einer Brücke zur nächsten entlang der Flussmauer erstreckte, waren zwei Barken vertäut, doch die breiten Stadttore, die mit Eisen beschlagen und fest verschlossen waren, schienen die einzigen Öffnungen in der langen Mauer aus grobem, grauem Stein zu sein, die die ganze Länge von Wehrgängen gekrönt wurde. Gebaut, um gierige adlige Nachbarn abzuwehren, hätte So Habor sich kaum vor der Horde des Propheten gefürchtet, selbst wenn sie zu Tausenden gekommen wären. Wer in diese Stadt hineinwollte, würde Belagerungsgerät und Geduld brauchen, und Masema terrorisierte lieber Dörfer und Städte ohne Mauern oder Verteidigungsanlagen.
»Nun, es ist schön, dass ich da Leute auf den Mauern sehen kann«, sagte Neald. »Ich dachte schon, in diesem Land wäre jeder tot und begraben.« Er klang, als würde er das nur halb im Scherz meinen, und sein Grinsen sah gezwungen aus.
»Solange sie
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