Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
lebendig genug sind, uns Korn zu verkaufen«, murmelte Kireyin in seiner nasalen, gelangweilten Stimme. Er schnallte seinen silbrigen, mit weißen Federn versehenen Helm ab und stülpte ihn über den hohen Sattelknauf. Sein Blick glitt an Perrin vorbei und verharrte kurz auf Berelain, bevor er sich umdrehte, um die Aes Sedai in dem gleichen gelangweilten Tonfall anzusprechen. »Bleiben wir hier stehen, oder reiten wir herunter?« Berelain sah ihn mit hochgezogener Braue an, ein gefährlicher Blick, wie jeder Mann mit einem Funken Verstand erkannt hätte. Kireyin bemerkte ihn nicht.
Perrins Nackenhaare wollten sich noch immer sträuben, noch viel drängender, seit er die Stadt gesehen hatte. Vielleicht war es nur der Teil von ihm, der ein Wolf war und Mauern verabscheute. Aber das glaubte er nicht. Die Leute auf den Mauern zeigten in ihre Richtung, und einige hielten Fernrohre. Zumindest diese würden die Banner deutlich erkennen können. Jeder würde die Soldaten sehen können, deren Lanzenwimpel in der Morgenbrise flatterten. Und die ersten Karren der Reihe, die sich außerhalb ihrer Sicht die Straße entlang erstreckten. Möglicherweise drängten sich sämtliche Bauern der Höfe in der Stadt. »Wir sind nicht hergekommen, um hier herumzusitzen«, sagte er.
Berelain und Annoura hatten einen Plan gemacht, wie man sich So Habor nähern sollte. Der örtliche Lord oder die Lady hatten sicherlich von den Verwüstungen der Shaido gehört, die sich gar nicht so viele Meilen nördlich von ihnen zugetragen hatten, und möglicherweise hatten sie auch von der Anwesenheit des Propheten in Altara gehört. Allein eines davon reichte aus, um jemanden vorsichtig zu machen; zusammengenommen würde es vielleicht ausreichen, dass Leute zuerst mit Pfeilen schossen und dann fragten, auf wen sie da eigentlich geschossen hatten. Auf jeden Fall war es höchst unwahrscheinlich, dass sie im Augenblick fremde Soldaten durch ihre Tore lassen würden. Die Lanzenreiter blieben in einer Reihe auf dem Hügel stehen, ein Zeichen, dass diese Besucher über Streitkräfte verfügten, auch wenn sie sie nicht einsetzten. Nicht, dass sich So Habor sonderlich von hundert Männern beeindrucken lassen würde, aber die polierten Rüstungen der Ghealdaner und die roten Harnische der Geflügelten Wachen verkündeten, dass die Besucher keine marodierenden Wegelagerer waren. Die Männer von den Zwei Flüssen würden niemanden beeindrucken, bis sie ihre Bögen benutzt hatten, also blieben sie bei den Karren zurück, um die Kutscher bei Laune zu halten. Es war alles ein ziemlich aufwendiger Unsinn, aber Perrin war ein Landschmied, ob man ihn nun Lord nannte oder nicht. Die Erste von Mayene und eine Aes Sedai sollten wissen, was in so einem Fall zu tun war.
Gallenne führte den Weg hinunter zum Fluss in langsamem Trab an, den hellroten Helm auf dem Sattel liegend. Perrin und Berelain ritten ein kleines Stück hinter ihm, Seonid in der Mitte und Masuri und Annoura an ihren Seiten; die Aes Sedai hatten die Kapuzen zurückgeworfen, sodass jeder auf diesen Mauern, der das Gesicht einer Aes Sedai erkennen würde, die Gelegenheit bekam, gleich drei von ihnen zu sehen. Aes Sedai waren an den meisten Orten willkommen, selbst dort, wo die meisten Leute lieber nichts mit ihnen zu tun hatten. Dahinter kamen die vier Bannermänner, die Behüter in ihren sinnverwirrenden Umhängen zwischen ihnen. Und Kireyin, der seinen funkelnden Helm auf dem Oberschenkel balancierte und missmutig die Lippen schürzte, weil er dazu verbannt worden war, mit den Behütern zu reiten. Gelegentlich warf er Balwer einen kalten Blick zu, der mit seinen beiden Begleitern den Abschluss bildete. Niemand hatte Balwer gesagt, dass er mitkommen konnte, aber es hatte ihm auch niemand verboten. Er neigte den Kopf, wenn der Adlige ihn ansah, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Stadtmauern vor ihm.
Perrin konnte sein Unbehagen nicht abschütteln, als sie sich der Stadt näherten. Die Hufe der Pferde klapperten laut auf der südlichen Brücke, einer breiten Konstruktion, die sich hoch genug über den schnell strömenden Fluss erhob, um eine Barke wie jene, die am Kai vertäut lag, mühelos hindurchlassen zu können. Keines der breiten Fahrzeuge hatte Vorrichtungen, um einen Mast aufstellen zu können. Eine der Barken lag tief im Wasser und stemmte sich gegen straff gespannte Anlegetaue, und die andere sah auch irgendwie aufgegeben aus. Ein saurer Geruch in der Luft ließ sich Perrin die
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