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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zuckte zusammen.
    »Da war ein Mann«, sagte der Ghealdaner stockend. »Er war einfach da. Er hat mich angesehen und …« Kireyin rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Trotz der Kälte glitzerte Schweiß auf seiner Stirn. »Er ging durch diese Mauer. Das hat er getan. Ihr müsst mir glauben.« Jemand stöhnte; vermutlich einer der Kaufleute.
    »Ich habe den Mann auch gesehen«, sagte Seonid hinter Perrin, und jetzt war er an der Reihe zusammenzuzucken. An diesem Ort war seine Nase sinnlos!
    Die Aes Sedai warf der Mauer, auf die Kireyin gezeigt hatte, einen letzten Blick zu und trat dann mit deutlich spürbarem Widerwillen von ihr weg. Ihre Behüter waren große Männer und überragten sie, aber sie blieben nur weit genug von ihr weg, um genügend Platz zum Ziehen der Schwerter zu haben. Obwohl sich Perrin nicht vorstellen konnte, was die grimmig dreinblickenden Behüter eigentlich bekämpfen wollten, falls es Seonid ernst war.
    »Lügen fällt mir sehr schwer«, sagte Seonid trocken, als er seinen Zweifel zum Ausdruck brachte, aber ihr Ton wurde schnell so ernst wie ihre Miene, und ihre Augen blickten so intensiv, dass sie allein Perrin nervös machten. »In So Habor gehen die Toten um. Lord Cowlin floh aus Furcht vor dem Geist seiner Frau aus der Stadt. Anscheinend gab es Zweifel über die Art, wie sie gestorben ist. Kaum ein Mann oder eine Frau in dieser Stadt hat keinen Toten gesehen, und viele haben mehr als einen gesehen. Manche behaupten, Menschen seien durch die Berührung eines Toten gestorben. Ich kann das nicht bestätigen, aber Leute sind aus Angst gestorben. Niemand geht in So Habor nachts auf die Straße oder betritt unangekündigt ein Zimmer. Leute schlagen mit allem, was gerade zur Hand ist, auf Schatten ein, und manchmal haben sie einen Ehemann, eine Ehefrau oder Nachbarn tot zu ihren Füßen gefunden. Das ist keine Hysterie oder eine Geschichte, um Kinder zu erschrecken, Lord Perrin. Ich habe noch nie etwas dergleichen gehört, aber es ist real. Ihr müsst eine von uns hierlassen, damit wir tun können, was in unserer Macht steht.«
    Perrin schüttelte langsam den Kopf. Er konnte es sich nicht leisten, auch nur auf eine Aes Sedai zu verzichten, wenn er Faile befreien wollte. Frau Arnon fing an zu schluchzen, noch bevor er sagte: »So Habor wird seinen Toten allein gegenübertreten müssen.«
    Aber die Furcht vor den Toten erklärte nicht alles. Vielleicht hatten Leute ja zu viel Angst, um daran zu denken, sich zu waschen, aber es erschien unwahrscheinlich, dass jeder auf die gleiche Weise davon betroffen war. Es schien ihnen einfach alles gleichgültig geworden zu sein. Und Kornkäfer im Winter, bei klirrender Kälte? In So Habor ging etwas Schlimmeres vor als umhergehende Geister, und jeder Instinkt befahl ihm, sofort von hier zu verschwinden, ohne sich umzublicken. Er wünschte, er hätte es tun können.

KAPITEL 27

    Dinge, die getan werden müssen
    D as Aussieben fand am verschneiten östlichen Flussufer statt, wo nichts den schneidenden Nordwind abhalten konnte. Männer und Frauen aus der Stadt brachten die Säcke über die Brücken, mit Vierergespannen, von Pferden gezogenen Karren und sogar mit Schubkarren. Normalerweise brachten Käufer ihre eigenen Wagen zu den Lagerhäusern, schlimmstenfalls mussten das Getreide und die getrockneten Bohnen nur bis zum Kai geschleppt werden, aber Perrin hatte nicht vor, seine Kutscher nach So Habor hineinzuschicken. Oder jemand anderen, was das anging. Was auch immer in dieser Stadt nicht stimmte, konnte ansteckend sein. Die Kutscher waren auch so schon unruhig genug, sie sahen die zerlumpten Städter misstrauisch an, Leute, die kein Wort sagten, aber nervös lachten, wenn sie zufällig jemandes Blick erwiderten. Die Kaufleute mit den schmutzigen Gesichtern, die alles überwachten, waren kein Deut besser. In Cairhien, der Heimat der Kutscher, waren Kaufleute saubere, respektable Leute, jedenfalls zumindest nach außen hin, die nur selten zusammenzuckten, weil sich jemand am Rand ihres Blickfelds bewegte. Zwischen Kaufleuten mit der Neigung, jeden misstrauisch anzustarren, den sie nicht kannten, und Städtern, die langsam über die Brücken schlichen und offensichtlich zögerten, wieder hinter ihre eigenen Mauern zu gehen, war den Kutschern ziemlich unbehaglich zumute. Sie versammelten sich in kleinen Gruppen, blasse, dunkel gekleidete Männer und Frauen, die die Griffe ihrer Gürtelmesser gepackt hielten und die höhergewachsenen Menschen aus der Stadt

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