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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zylindrische Holzbehälter, die er noch immer nervös lachend auf dem Tisch absetzte. Die anderen zeigten ein unsicheres Lächeln, als sie sich verbeugten und Knickse machten und Berelain dabei an den Kopf des ovalen Tisches baten; dabei kratzten sich die heruntergekommenen Männer und Frauen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Perrin steckte die Panzerhandschuhe hinter den Gürtel, lehnte sich an eine der bemalten Wände und sah zu.
    Sie waren übereingekommen, Berelain die Verhandlungen zu überlassen. Sie hatte zögernd eingestanden, dass er zwar mehr über Pferde wusste als sie, dafür hatte sie aber Verhandlungen über den Verkauf von Jahreserträgen von Ölfisch geleitet. Annoura hatte bei der Vorstellung, ein Emporkömmling vom Land könnte dabei behilflich sein, nur schmal gelächelt. Zwar nannte sie ihn nicht so – sie konnte »mein Lord« so glatt über die Lippen bringen wie Masuri oder Leonid –, aber es war offensichtlich, dass sie mancherlei Dinge für weit über seinem Horizont hielt. Jetzt lächelte sie nicht, als sie hinter Berelain trat und die Kaufleute musterte, als wollte sie sich ihre Gesichter fest einprägen.
    Die Wirtin brachte Wein in Zinnbechern, die einen Lappen das letzte Mal vor Wochen wenn nicht vor Monaten gesehen hatten, aber Perrin schaute in seinen nur hinein und ließ ihn dann in seinem Becher kreisen. Frau Vadere, die Wirtin, hatte Dreck unter den Fingernägeln und so tief in ihren Knöcheln eingegraben, dass es den Anschein hatte, als wäre er mit ihrer Haut verschmolzen. Er bemerkte, dass Gallenne, der mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand lehnte und eine Hand auf den Schwertgriff gelegt hatte, seinen Becher auch nur hielt, und Berelain rührte den ihren nicht einmal an. Kireyin schnupperte an seinem Becher, nahm einen tiefen Schluck und befahl Frau Vadere, ihm eine Kanne zu bringen.
    »Dünnes Zeug, wenn das Euer Bester sein soll«, sagte er von oben herab zu der Frau, »aber vielleicht spült er den Gestank weg.« Sie starrte ihn ausdruckslos an, dann brachte sie ihm wortlos eine große Zinnkanne. Anscheinend hielt Kireyin ihr Schweigen für Respekt.
    Meister Crossin, der Bursche in dem Mantel mit den Essensflecken, schraubte die Holzbehälter auf und schüttete ungeschälte Proben des von ihnen angebotenen Getreides in Häufchen auf den Tisch, gelbe Hirse und brauner Hafer, und die Gerste war nur unwesentlich brauner. Vor der Ernte hatte es wohl nicht geregnet. »Die beste Qualität, wie Ihr sehen könnt«, sagte er.
    »Ja, die beste.« Das Lächeln verschwand von Frau Arnons Gesicht, und sie ließ es ruckartig wieder aufflackern. »Wir verkaufen nur beste Ware.«
    Für Leute, die ihre Waren als die besten anpriesen, schienen sie nicht besonders hart zu verhandeln. Perrin hatte in der Heimat Männer und Frauen dabei beobachtet, wie sie den Kaufleuten aus Baerlon Wolle und Tabak verkauften, und sie hatten die Angebote der Käufer immer verächtlich behandelt, hatten sich sogar beschwert, die Kaufleute wollten sie zu Bettlern machen, wenn der Preis das Doppelte von dem des Vorjahres war, oder hatten sogar vorgeschlagen, mit dem Verkauf gar bis zum nächsten Jahr zu warten. Es war ein Tanz, der mindestens so kompliziert war wie alle anderen an Festtagen.
    »Ich schätze, für eine so große Menge könnten wir den Preis noch etwas senken«, sagte ein allmählich kahl werdender Mann zu Berelain und kratzte sich an seinem mit grauen Strähnen durchzogenen Bart. Er war gestutzt und fettig genug, um an seinem Kinn zu kleben. Perrin verspürte das Bedürfnis, sich an seinem eigenen Bart zu kratzen, wenn er den Kerl nur ansah.
    »Es ist ein harter Winter gewesen«, murmelte eine Frau mit rundem Gesicht. Nur zwei der anderen Kaufleute machten sich die Mühe, ihr finstere Blicke zuzuwerfen.
    Perrin stellte seinen Weinbecher auf einem Tisch in der Nähe ab und ging zu der Versammlung in der Mitte des Raums. Annoura warf ihm einen scharfen, warnenden Blick zu, aber einige der Kaufleute sahen ihn neugierig an. Und vorsichtig. Gallenne hatte die Gruppe erneut vorgestellt, aber diese Leute hatten nur eine ungefähre Ahnung davon, wo Mayene lag oder wie mächtig es war, und die Zwei Flüsse bedeutete für sie bloß guter Tabak. Tabak von den Zwei Flüssen war überall bekannt. Wäre keine Aes Sedai anwesend gewesen, hätten seine Augen sie vermutlich zur Flucht getrieben. Alle verstummten, als Perrin eine Handvoll Hirse nahm, die kleinen Körner lagen glatt und hellgelb auf seiner

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