Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
wie mörderische Wahnsinnige betrachteten.
Perrin ritt langsam zwischen ihnen her, beobachtete das Sieben und kontrollierte die Reihe der Karren, die sich über den Hügel hinweg erstreckten und auf das Beladen warteten, oder die Wagen und Karren und Schubkarren aus der Stadt, die über die Brücken rollten. Er sorgte dafür, dass er zu sehen war. Er war sich nicht sicher, warum sein Anblick andere beruhigen sollte, aber es schien zu funktionieren. Jedenfalls genug, dass keiner die Flucht ergriff, obwohl sie die Bürger So Habors auch weiterhin schief ansahen. Und sie hielten sich von ihnen fern, was auch gut so war. Sollte sich in den Köpfen der Cairhiener die Idee festsetzen, dass einige dieser Leute möglicherweise gar nicht lebten, würde die Hälfte von ihnen ihren Karrenpferden die Peitsche geben und auf der Stelle die Flucht ergreifen. Und der Rest würde nicht lange bis nach Einbruch der Dunkelheit warten. Solche Geschichten konnten jeden verrückt machen, wenn die Nacht hereingebrochen war. Die blasse Sonne, die fast völlig von grauen Wolken verhangen war, hatte kaum den halben Weg zu ihrem höchsten Stand zurückgelegt, aber es wurde immer deutlicher, dass sie die Nacht über hier sein würden. Vielleicht sogar mehr als eine. Seine Kiefermuskeln verspannten sich von der Anstrengung, nicht mit den Zähnen zu knirschen, und selbst Neald fing an, seinen finsteren Blicken aus dem Weg zu gehen. Er fauchte niemanden an. Er wollte es nur.
Das Sieben war eine mühselige Arbeit. Jeder Sack musste geöffnet und in große, flache Weidenkörbe geschüttet werden, mit denen dann zwei Leute das Getreide oder die Bohnen in die Höhe schleuderten. Der kalte Wind trug Kornkäfer in Wolken aus schwarzen Flecken fort, und Männer und Frauen mit geflochtenen Fächern, die man mit beiden Händen halten musste, verstärkten den Wind noch. Eine schnelle Strömung trug alles mit sich, das in den Fluss geweht wurde, aber bald war der Schnee am Ufer zertrampelt und der graue Matsch mit toten oder an der Kälte sterbenden Insekten bedeckt. Eine ordentliche Schicht aus Hirse und Gerste war mit roten Bohnen gespickt. Es gab immer eine neue Schicht, um das zu ersetzen, was Füße in den Schnee getreten hatten. Was danach in den Körben lag, erschien sauberer, wenn es auch nicht völlig sauber war, sobald man es in die Jutesäcke zurückschüttete, die umgestülpt worden waren und auf die Kinder wild mit Stöcken eingedroschen hatten, um das Ungeziefer herauszubekommen. Die wieder gefüllten Säcke kamen auf die Karren der Cairhiener, sobald sie verschnürt waren, aber die Stapel an leeren Säcken wuchsen erstaunlich schnell.
Perrin stützte sich auf den Sattelknauf und versuchte auszurechnen, ob man zwei ganze Wagenladungen aus den Lagerhäusern benötigte, um einen seiner Karren mit Getreide zu füllen, als Berelain ihre Stute neben ihm anhielt; sie hielt mit einer rot behandschuhten Hand den scharlachroten Umhang fest. Annoura zügelte ihr Pferd ein paar Schritte weit entfernt, das alterslose Gesicht glatt und unleserlich. Die Aes Sedai schien ihnen ihre Privatsphäre zu lassen, aber sie war nahe genug, um auch ohne Tricks mit der Macht alles hören zu können, was über ein Flüstern hinausging. Glattes Gesicht oder nicht, heute ließ ihre Hakennase sie wie einen Raubvogel aussehen.
»Ihr könnt nicht jeden retten«, sagte Berelain ruhig. Vom Gestank der Stadt entfernt war ihr Geruch drängend und rasiermesserscharf vor Wut. »Manchmal müsst Ihr eine Entscheidung treffen. So Habor ist Lord Cowlins Pflicht. Er hatte kein Recht, seine Leute im Stich zu lassen.« Also war sie nicht auf ihn wütend.
Perrin runzelte die Stirn. Glaubte sie, er würde sich schuldig fühlen? Aufgewogen gegen Failes Leben konnten die Nöte von So Habor die Waagschalen um kein Haar verschieben. Aber er drehte seinen Braunen, sodass er die grauen Stadtmauern auf der anderen Seite des Flusses sehen konnte und nicht die hohläugigen Kinder, die leere Säcke aufschichteten. Ein Mann tat, was er konnte. Was er tun musste. »Hat Annoura eine Meinung über das, was hier geschieht?«, knurrte er leise, aber irgendwie hatte er keinen Zweifel, dass die Aes Sedai es mitbekommen hatte.
»Ich weiß nicht, was Annoura denkt«, erwiderte Berelain und machte sich keine Mühe, die Stimme zu senken. Ihr war es nicht nur egal, wer zuhören konnte, sie wollte gehört werden. »Sie ist nicht mehr so zuvorkommend wie früher. Es ist ihre Sache, das zu flicken, was sie
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