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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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überschlug sich, hielt sich die verbrannte Hand und starrte Perrin an, ein Wiesel in menschlicher Gestalt.
    »Der Wilde spielt uns was vor, Aybara«, sagte Masema. Perrin hatte ihn gar nicht wahrgenommen; das Gesicht unter dem rasierten Schädel war wie ein finster dreinblickender Stein. In seinen dunklen, fiebrigen Augen lag ein gewisses Maß an Verachtung. Der Geruch des Wahnsinns wand sich durch den Gestank von verbranntem Fleisch. »Ich kenne sie. Sie geben vor, Schmerz zu fühlen, aber sie tun es nicht; nicht so wie andere Männer. Man muss bereit und fähig sein, einen Stein zu verletzen, um sie zum Sprechen zu bringen.«
    Arganda, der stocksteif neben Masema stand, umklammerte den Schwertgriff so fest, dass seine Hand zitterte. »Vielleicht seid Ihr bereit, Eure Frau zu verlieren«, knirschte er, »aber ich werde meine Königin nicht verlieren!«
    »Es muss getan werden«, sagte Aram fast schon flehentlich. Er stand auf Masemas anderer Seite und hatte die Finger in den Saum seines grünen Umhangs gekrallt, als wollte er die Hände von dem Schwert auf seinem Rücken fernhalten. Sein Blick war fast so hitzig wie der Masemas. »Ihr habt mir beigebracht, dass ein Mann das tut, was er tun muss.«
    Perrin zwang sich, die Fäuste zu entspannen. Was getan werden musste. Für Faile.
    Berelain und die Aes Sedai bahnten sich einen Weg durch die Menge, und Berelain rümpfte beim Anblick des ausgestreckt zwischen den Pflöcken liegenden Mannes leicht die Nase. Die drei Aes Sedai hätten genauso gut ein Stück Holz ansehen können, wenn man nach dem Ausdruck auf ihren Gesichtern urteilen wollte. Edarra und Sulin waren bei ihnen, und auch sie zeigten keine Regung. Einige der ghealdanischen Soldaten sahen die beiden Aiel-Frauen finster an und murmelten etwas Unhörbares. Masemas verdreckte Männer starrten Aiel und Aes Sedai an, aber die meisten wichen vor den drei Behütern zurück, und jene, die es nicht taten, wurden von ihren Gefährten zurückgezogen. Einige Narren kannten die Grenzen der Dummheit. Masema starrte Berelain mit brennenden Augen an, bevor er sich entschied, so zu tun, als würde sie nicht existieren. Manche Narren kannten keine Grenzen.
    Perrin bückte sich, band das Tuch um den Mund des gefesselten Mannes los und zog den Lumpen zwischen seinen Zähnen hervor. Es gelang ihm gerade noch, die Hand vor einem Biss zurückzureißen, der genauso hinterhältig war wie einer, den Steher hätte austeilen können.
    Sofort warf der Aiel-Mann den Kopf zurück und fing an, mit tiefer, klarer Stimme zu singen:
    »Wasch den Speer – wenn die Sonn’ am Himmel steht
    Wasch den Speer – wenn die Sonne sinkt.
    Wasch den Speer – wer hat Angst vor dem Tod?
    Wasch den Speer – keiner den ich kenn’!«
    Mitten im Lied fing Masema an zu lachen. Perrins Nackenhaare sträubten sich. Er hatte Masema noch nie zuvor lachen gehört. Es war kein angenehmer Laut.
    Er wollte keinen Finger verlieren, also zog er die Axt aus ihrer Gürtelschlaufe und drückte die Axtspitze vorsichtig gegen das Kinn des Mannes, um seinen Mund zuzudrücken. Augen in der Farbe des Himmels blickten ihm furchtlos aus einem von der Sonne verbrannten Gesicht entgegen. Der Mann lächelte.
    »Ich verlange von Euch nicht, Euer Volk zu verraten«, sagte Perrin. Seine Kehle schmerzte von der Anstrengung, die Stimme ruhig zu halten. »Ihr Shaido habt ein paar Frauen geraubt. Alles, was ich wissen will, ist, wie wir sie zurückbekommen. Eine heißt Faile. Sie ist so groß wie Eure Frauen, mit dunklen, schräg stehenden Augen, einer starken Nase und einem kühnen Mund. Eine wunderschöne Frau. Ihr würdet Euch an sie erinnern, wenn Ihr sie gesehen habt. Habt Ihr?« Er nahm die Axt zurück und richtete sich auf.
    Der Shaido starrte ihn einen Moment lang an, dann hob er den Kopf und fing wieder an zu singen, ohne den Blick von Perrin zu wenden. Es war ein fröhliches Lied, mit der mitreißenden Melodie eines Tanzes:
    »Ich traf mal einen Mann, der war weit weg von zu Hause.
    Seine Augen waren gelb und sein Verstand aus Stein.
    Er bat mich, Rauch mit der Hand festzuhalten,
    und versprach mir, ein Land voll Wasser zu zeigen.
    Er steckte seinen Kopf in den Boden und seine Füße in die Luft, und sagte, er könne tanzen wie eine Frau.
    Er sagte, er würde stillstehen, bis er sich zu Stein verwandelte.
    Als ich blinzelte, war er verschwunden.«
    Der Shaido ließ den Kopf zurückfallen und kicherte. Er hätte genauso gut auf einem Federbett liegen können.
    »Wenn … wenn

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