Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Sitzende verschiedener Ajahs, die heutzutage zu lange beieinanderstanden, ließen Gerüchte über Verschwörungen so schnell wie Pilze nach einem Regenschauer sprießen. Unterhaltungen bei einem Spaziergang verursachten aus irgendeinem Grund weniger. Es ergab keinen Sinn, aber so war es nun einmal.
Yukiri ließ sich Zeit mit ihrer Frage. Aus grünen und blauen Fliesen wurden während ihres Spaziergangs durch einen der Hauptkorridore der Burg, der eine sanfte Spirale beschrieb, gelbe und braune, und sie passierten fünf Stockwerke, bevor sie sprach. »Haben die Roten irgendetwas von jemandem gehört, der Toveine begleitet hat?«
Pevara wäre beinahe über ihre Schuhe gestolpert. Allerdings hätte sie das erwarten müssen. Unwahrscheinlich, dass Toveine als Einzige aus Cairhien schrieb. »Nur von Toveine selbst«, sagte sie und berichtete fast alles, was in Toveines Brief gestanden hatte. Unter diesen Umständen konnte sie nicht anders handeln. Sie hielt die Anschuldigungen gegen Elaida zurück und verriet auch nicht, wann der Brief eingetroffen war. Das eine war noch immer Sache der Ajah – hoffte sie zumindest –, und das andere hätte unangenehme Erklärungen erfordert.
»Wir haben von Akoure Vayet gehört.« Yukiri schwieg die nächsten Schritte, dann murmelte sie: »Verdammte und verfluchte Asche!«
Pevara hob schockiert die Brauen. Yukiri war oft sehr bodenständig, aber sie war noch nie zuvor vulgär gewesen. Pevara entging auch nicht, dass sie ebenfalls für sich behielt, wann Akoures Brief eingetroffen war. Hatten die Grauen andere Briefe aus Cairhien bekommen, von Schwestern, die dem Wiedergeborenen Drachen den Treueid geschworen hatten? Sie konnte nicht danach fragen. Bei dieser Jagd vertrauten sie sich gegenseitig ihr Leben an, aber Angelegenheiten der eigenen Ajah waren noch immer Angelegenheiten der eigenen Ajah. »Was wollt Ihr mit dieser Information machen?«
»Wir werden zum Wohl der Burg schweigen. Nur die Sitzenden und die Anführerin unserer Ajah wissen Bescheid. Evanellein ist dafür, Elaida deswegen zu stürzen, aber das darf man jetzt nicht zulassen. Da die Burg wieder zusammenwachsen und man sich um die Seanchaner und die Asha’man kümmern muss, vielleicht sogar nie.« Es hörte sich nicht so an, als würde sie das freudig stimmen.
Pevara unterdrückte ihre Gereiztheit. Sie konnte Elaida nicht leiden, aber man musste den Amyrlin-Sitz auch nicht mögen. Viele ausgesprochen unsympathische Frauen hatten die Stola der Amyrlin getragen und die Burg gut geführt. Aber konnte man es gute Führung nennen, wenn man einundfünfzig Schwestern in die Gefangenschaft schickte? Oder Dumai, was das anging, mit vier toten Schwestern und mehr als zwanzig, die in eine andere Art Gefangenschaft geraten waren, bei einem Ta’veren? Egal. Elaida war eine Rote – eine ehemalige Rote –, und es war viel zu viel Zeit vergangen, seit eine Rote Stola und Stab errungen hatte. Seit dem Aufmarsch der Rebellen schienen alle übereilten Aktionen und schlecht durchdachten Entscheidungen Dinge der Vergangenheit zu sein, und die Weiße Burg vor der Schwarzen Ajah zu retten würde ihre Fehlschläge wiedergutmachen.
Natürlich sagte sie das so nicht. »Sie hat die Jagd in Gang gesetzt, Yukiri, sie verdient, sie auch zu beenden. Beim Licht, alles, was wir jetzt entdeckt haben, ist durch reinen Zufall ans Tageslicht gekommen, und wir stecken in einer Sackgasse. Wir brauchen die Autorität der Amyrlin im Rücken, wenn wir weiterkommen wollen.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Yukiri wenig überzeugt. »Alle vier behaupten, dass die Schwarzen über alles Bescheid wissen, was in Elaidas Arbeitsgemach passiert.« Sie biss sich auf die Lippe und zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Wenn wir vielleicht allein mit ihr sprechen könnten, außerhalb ihres Arbeitsgemachs …«
»Da seid ihr ja. Ich habe überall nach euch gesucht.«
Pevara drehte sich unbewegt zu der plötzlich hinter ihr ertönenden Stimme um, aber Yukiri zuckte zusammen und murmelte fast unhörbar etwas Unfreundliches. Wenn sie so weitermachte, würde sie genauso schlimm sein wie Doesine. Oder Tsutama.
Seaine eilte mit wehenden Fransen auf sie zu; ihre dichten schwarzen Augenbrauen hoben sich überrascht, als sie Yukiris bösen Blick bemerkte. Wie typisch für eine Weiße, logisch in allem und oft so blind für die Welt um sie herum. Seaine schien sich die Hälfte der Zeit nicht bewusst zu sein, dass sie in Gefahr schwebten.
»Ihr habt nach uns
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