Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Ganz zu schweigen davon, dass er sich gegen ihren Willen mit der Grauen verbunden hatte. Beldeine, die die Stola so kurze Zeit hatte, dass sie einfach wie eine junge Saldaeanerin mit leicht schräg gestellten braunen Augen aussah, streckte gelegentlich die Hand aus, um Manfor zu berühren, und er lächelte jedes Mal. Dass sie sich mit ihm verbunden hatte, war ein Schock gewesen, aber anscheinend war der blonde Mann mehr als willig gewesen. Keiner hatte Rand vor dem Bund um seine Meinung gefragt.
Am seltsamsten von allen waren vielleicht Jenare und Kajima – sie war blass und stämmig in einem grauen Reitgewand, dessen Röcke mit roten Stickereien besetzt waren, er ein Bursche mit dem Aussehen eines Schreibers in seinen mittleren Jahren, der sein Haar wie Narishma in zwei Zöpfen mit Silberglöckchen geteilt trug. Sie lachte über etwas, das er sagte, und murmelte etwas, das ihn wiederum lachen ließ. Eine Rote scherzte mit einem Mann, der die Macht lenken konnte! Vielleicht hatte Taim etwas Gutes bewirkt, ganz egal, wie seine Absichten auch gewesen waren. Und vielleicht lebte auch Rand al’Thor in einem Traum. Aes Sedai waren berühmt dafür, ihre Gefühle zu verbergen. Aber konnte sich eine Rote so sehr verstellen?
Nicht jeder fühlte sich heute friedfertig. Ayakos Augen erschienen beinahe schwarz, wie sie Rand anstarrte, aber wenn man in Betracht zog, was mit einem Behüter passierte, wenn seine Aes Sedai starb, hatte die kleine Weiße Grund zur Furcht, dass sich Sandomere in eine mögliche Gefahr begab. Der Asha’man-Bund unterschied sich auf mancherlei Weise von dem Behüterbund, aber in vielen Dingen war er identisch, und noch wusste niemand, welche Auswirkungen der Tod eines Asha’man auf die Frau hatte, mit der er verbunden gewesen war. Auch Elza sah Rand finster an, eine Hand auf der Schulter ihres hochgewachsenen, schlanken Behüters Fearil, als würde sie das Halsband eines Wachhundes halten und überlegen, ihn loszulassen. Nicht auf Rand, das mit Sicherheit nicht, aber er machte sich Sorgen um jeden, von dem sie glaubte, er könnte eine Bedrohung für ihn sein. Er hatte ihr deswegen Befehle gegeben, und ihr Eid müsste dafür sorgen, dass sie sie auch befolgte, aber Aes Sedai konnten fast immer Schlupflöcher finden.
Merise redete energisch auf Narishma ein, während ihre anderen beiden Behüter ein Stück entfernt auf ihren Pferden saßen. Die Art und Weise, wie die Frau mit dem strengen Gesicht gestikulierte, während sie sprach, und sich nahe zu ihm lehnte, damit sie leise sprechen konnte, war unmissverständlich. Sie gab ihm Anweisungen. Unter diesen Umständen gefiel das Rand gar nicht, aber es schien nur wenig zu geben, das er dagegen tun konnte. Merise hatte keinen Eid geleistet, und sie würde es ignorieren, wenn es um einen ihrer Behüter ging. Oder um andere Dinge, was das anging.
Auch Cadsuane beobachtete Rand. Sie und Nynaeve trugen ihren sämtlichen Ter’angreal -Schmuck. Nynaeve gelang es, die Aes-Sedai-Gelassenheit gut zu imitieren. Sie schien das oft zu üben, seit sie Lan weggeschickt hatte, wo auch immer sie ihn hingeschickt hatte. Natürlich trennte der halbe Hügel ihre kräftige braune Stute von Cadsuanes Braunem. Nynaeve würde das niemals zugeben, aber Cadsuane schüchterte sie ein.
Logain ritt zwischen Rand und Bashere heran, sein schwarzer Wallach stolzierte. Das Pferd hatte fast genau die gleiche Farbe wie sein Umhang und Mantel. »Die Sonne hat fast ihren höchsten Stand erreicht«, sagte er. »Zeit zum Aufbruch?« Da lag nur die Andeutung einer Frage darin. Der Mann hatte Probleme, Befehle zu befolgen. Er wartete nicht auf eine Erwiderung. »Sandomere!«, rief er laut. »Narishma.«
Merise hielt Narishma noch einen Augenblick lang am Ärmel fest für ein paar letzte Instruktionen, bevor sie ihn losreiten ließ, woraufhin Logain die Stirn runzelte. Der sonnenverbrannte Narishma mit seinen dunklen, glöckchengeschmückten Zöpfen sah Jahre jünger als Rand aus, obwohl er in Wahrheit ein paar Jahre älter war. Er saß so gerade wie ein Schwert auf seinem Falben und nickte Logain wie einem Gleichgestellten zu, was ein erneutes Stirnrunzeln zur Folge hatte. Sandomere sagte etwas zu Ayako, bevor er auf seinen Schecken stieg, und sie berührte kurz seinen Schenkel, sobald er im Sattel saß. Mit seinen Falten, dem zurückweichenden Haar und dem grau gesprenkelten, spitz zugeschnittenen und geölten Bart ließ er sie eher jugendlich als alterslos aussehen. Er trug jetzt den
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